onvista-Börsenfuchs: Nehmt das Virus ernst – aber nicht die Börsenprognosen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Wenn ein Top-Wissenschaftler wie der Chef des Robert-Koch-Instituts vorhin bekräftigte, dass wir erst am Anfang einer Epidemie stehen, die uns noch „viele Wochen und Monate“ infizieren wird, dann müssen wir das voll ernst nehmen. Das ist kein hohles Geschwätz. Wer tagsüber die Krisennachrichten im TV verfolgt, weiß, wie schlimm die Corona-Folgen bei uns schon sind. Analysten versuchen jetzt, durch aktualisierte Markteinschätzungen und Newsletter den Anlegern zu zeigen, wo’s lang gehen könnte. Könnte. Mehr kann es nicht sein. Die Lage ist echt ernst, in jeder Hinsicht. Deshalb bin ich (trotz jahrzehntelanger Erfahrung) total unsicher, ob die beliebten Vergleiche mit früheren Crash-Phasen wirklich Sinn machen.

Beispiele von heute hauen mich nicht vom Hocker - die Investmentvordenker zerbrechen sich zwar die Köppe, können aber kaum zuverlässige Orientierungshilfen liefern. Wie auch angesichts der dicken Fragezeichen. Ein Asset Manager schreibt, mittlerweile haben die Aktienmärkte in Europa eine Rezession eingepreist, in den USA jedoch noch nicht, weil hier erst einmal höhere Bewertungen abgebaut werden mussten. Eine Erholung der Kurse hängt zunächst vom Verlauf der Infektionszahlen ab. Hier liegt der Schlüssel zu einer Beruhigung der Lage. Klar, aber diesen Schlüssel haben wir eben noch nicht. Ein anderer Experte betont: Für das, was wir im Moment erleben, gibt es keinen Präzedenzfall, und es trifft die meisten völlig unerwartet. Anleger und Kapitalmärkte sehen sich ebenfalls einer Situation ausgesetzt, die es so noch nicht gegeben hat. Dies ist der Grund, weshalb es nicht nur an den Aktienmärkten, sondern auch in anderen Segmenten des Kapitalmarktes zu extremen Kursverwerfungen bis hin zu regelrechten Panikattacken gekommen ist. Es ist in dieser Situation fast unmöglich, sich nicht von seinen Emotionen leiten zu lassen. „Kühlen Kopf“ zu bewahren, ist von daher leichter gesagt als getan. Jo, da muss man zustimmen.

Dann lese ich aber auch folgendes: Diese Rezession ist anders. Wir wissen, warum sie passiert, haben eine weitaus klarere Vorstellung von ihrer Länge als üblich (Häh?) und können nachdrücklich postulieren, wie sie zu Ende geht. Verschiedene Regierungen und Zentralbanken arbeiten daher an Maßnahmen, um uns durch den kurzfristigen BIP-Blitzabsturz zu bringen. Diese beispiellose Stimulierung wird wahrscheinlich auch nach dem Schock bestehen bleiben, um sicherzustellen, dass die Wirtschaft die Chance hat, auf ein Niveau zu kommen, das so nah wie möglich an das frühere heranreicht. Schön wär’s, aber ich neige zum Wiederspruch

Konkrete Indexprognosen machen momentan noch keinen Sinn, denn die Kurse am Aktienmarkt (vom schwer gefährdeten Anleihemarkt ganz abgesehen!) werden bis auf weiteres heftig schwanken und möglicherweise noch viel tiefer fallen. Die Bullen unter den Fondsstrategen gehen jedoch davon aus, dass einer schweren Rezession bis ins zweite Quartal hinein eine kräftige Konjunkturerholung folgen wird. Deshalb wird von Euch, meine Freunde, eine „stoische Besonnenheit“ gefordert. Aber nur wer

sich rechtzeitig auf den Crash eingestellt hat oder andererseits ganz langfristig tickt (mehr als fünf Jahre), kann wirklich cool bleiben. Investiert in Eure Gesundheit!

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