onvista-Börsenfuchs: Überraschung: Die Inflation sinkt

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Gut oder böse - was ist Inflation (von lat. inflatio „Aufblähen“, „Anschwellen“) eigentlich? Die Älteren unter Euch wissen natürlich, dass Inflation was Schlimmes ist - je höher, umso schlimmer. Denn das kann doch keiner gebrauchen, wenn alles immer schneller immer teurer wird. Das bedeutet Geldwertverlust und Kaufkraftschwund, schadet uns allen, auch als Anleger. Und je stärker und je länger die Verbraucherpreise steigen, umso schädlicher ist das für die ganze Volkswirtschaft. Im Extremfall droht sogar eine Währungsreform.

In meinem Büro hängt eine kleine Sammlung von Briefmarken an der Wand mit der Überschrift „Dokumente einer irrsinnigen Zeit“. Das Postkartenporto begann im Jahr 1920 mit 5 Pfennig, verteuerte sich nur ein Jahr später auf 100 Pfennig und bis März 1923 auf 100 Mark (nicht Pfennig). Dann kam man mit dem Druck neuer Briefmarken nicht mehr nach, so dass sie teilweise überstempelt wurden. Und im Dezember 1923 gab es dann Briefmarken für 10 Milliarden Mark als Porto für nur eine einzige Postkarte (!). Die eingerahmte Dokumentation appelliert: „Gedenket dieser Zeit von Kind zu Kindeskind!“ Unfassbar. Seither spricht man international von „German Angst“, wenn es um hohe Inflationsraten geht.

Aber das ist Geschichte, die sich so nicht mehr wiederholen wird. Inzwischen wissen wir durch langjährige Erfahrungen der Japaner, dass auch ganz niedrige bzw. Keine Inflation nix taugt, weil dann das Gegenteil droht - eine Deflation. Und die kann noch schlimmere Folgen haben.

Die aktuelle Entwicklung bei uns passt den Experten auch nicht, obwohl die Preise eigentlich im grünen Bereich sind: Die Inflation in Deutschland ist im März überraschend auf den niedrigsten Stand seit knapp einem Jahr gefallen. Die Verbraucherpreise lagen nämlich nur um 1,3 Prozent höher als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung bekanntgab. Im Februar lag die Teuerungsrate noch bei 1,5 Prozent. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 1,6 Prozent gerechnet.

Unseren Währungshütern von der EZB kann die niedrige Teuerung nicht gefallen, denn die streben für die Euro-Zone mittelfristig einen Wert von knapp 2 Prozent an, den sie als ideal für die Konjunktur ansehen. Davon sind wir weit entfernt. Drohen uns etwa „japanische Verhältnisse“ der 1990er Jahre und folgende - sinkende Preise und Zinsen, kein Wirtschaftswachstum, rückläufige Löhne? Nee, das wollen wir nicht hoffen.

Keine Preissteigerungen muss also nicht gut sein, obwohl die Menschen das als Verbraucher natürlich anders sehen. Momentan müsst Ihr Euch darüber noch nicht den Kopf zerbrechen, meine Freunde.

Neueste exklusive Artikel