onvista-Börsenfuchs: Vorsicht, so viel Zahlensalat ist schwer verdaulich!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Es bleibt dabei. Die Börse präsentiert sich besser (= solider) als ihr Umfeld. In der Küche der Aktienmärkte wird mit den bekannten Zutaten am Hoffnungsmenü gekocht. Ich will nur warnen: Nicht alles ist gesund, vor allem wenn zu viel zusammenkommt.

Damit denke ich hauptsächlich an die aktuellen Nachrichten aus der Wirtschaft, die jetzt das Prinzip Hoffnung bestätigen müssen. Dazu beispielhaft Neues aus China, denn aus dem Reich der Mitte sind ja immer wieder Good News geliefert worden, die man beim uns und an der Wall Street gerne geschluckt hat. Heute aber eine Einschränkung: Die Aufholjagd der chinesischen Wirtschaft nach der Corona-Krise hat gleich mehrere Dämpfer erhalten. Der Einzelhandel nahm im Juli den siebten Monat in Folge weniger ein, während die Industrie ihre Produktion nicht im erwarteten Umfang hochfuhr und zugleich weniger investiert wurde.

Bei uns kommt ein großer gemischter Salat dazu. Zunächst belegt das Statistikamt Eurostat, wie tief die Wirtschaft in der Euro-Zone im zweiten Quartal wegen der Corona-Pandemie abgestürzt ist. Das Bruttoinlandsprodukt brach von April bis Juni um 12,1 Prozent ein, der stärkste Rückgang seit Beginn der Statistik 1995. Aber die Zahl war eigentlich schon seit Juli bekannt. Deutschland kam mit einem Minus von 10,1 Prozent noch vergleichsweise glimpflich davon (das klingt zynisch), ebenso die Niederlande mit minus 8,5 Prozent. Dagegen meldeten Italien einen Einbruch von 12,4 Prozent, Frankreich von 13,8 Prozent und Spanien sogar von 18,5 Prozent. Für das Sommerquartal rechnen die meisten Experten wegen der gelockerten Corona-Beschränkungen mit einer Rückkehr zum Wachstum.

Da ist unsere Bundesregierung dabei, denn sie rechnet nach dem Rekordeinbruch mit einem deutlichen Wachstum der deutschen Wirtschaft im laufenden Sommerquartal. „Mit der schrittweisen Lockerung der Einschränkungen hat für die deutsche Wirtschaft ab Mai bereits wieder der Erholungsprozess eingesetzt”, heißt es im heute veröffentlichen Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. Angesichts der hierdurch bereits wieder etwas günstigeren Ausgangslage wird es im dritten Quartal zu einem „kräftigen Wiederanstieg“ des BIP kommen.

Hey, jetzt wird schon ein „kräftiger“ Wiederaufschwung posaunt. Das halte ich für sportlich angesichts der heiklen Situation an der Pandemie-Front. Für Euch, meine Freunde, kommt es darauf an, nicht alles an (Pseudo-)Informationen in sich hineinzustopfen, was täglich auf den Tisch kommt. Bitte auch nicht übersehen, dass oft (grundsätzlich schon bekannte) alte Zahlen und Meinungen verbreitet werden - zwangsläufig bei Quartalsstatistiken beispielsweise für das Wirtschaftswachstum. Börsianer blicken doch sowieso lieber nach vorn (oft zu weit). Die Aktienmärkte bewegen sich weiterhin - vielleicht noch monatelang - in einem Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Wachstumshoffnungen, Corona-Ängsten und den Sorgen vor allem der Investmentprofis, Kursgewinne zu verpassen. Deshalb teile ich das

Fazit der Helaba-Analysten, dass man jetzt erst mal mit einer langsameren Gangart rechnen sollte. Schließlich ist viel Positives schon eingepreist.

Bleibt dem Aktienmarkt treu, meine Freunde, vor allem aber bleibt gesund!

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