onvista-Börsenfuchs: Werterhalt bleibt wichtiger als Rendite

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Es sieht so aus, als müssten wir uns auf zunehmend schlechte Konjunkturnachrichten einstellen - nicht unbedingt Katastrophenmeldungen, aber einfach mehr miese Lageberichte aus der Wirtschaft. Zum Wochenschluss schon wieder ein Beispiel, das die Experten unerwartet trifft: Die Produktionsflaute in der deutschen Industrie setzt sich fort. Im Jahresvergleich war im Juli sogar der neunte Rückgang in Folge hinzunehmen. Bankvolkswirte zeigten sich konsterniert und erklärten die schwache Entwicklung unter anderem mit der schwachen Weltwirtschaft und den internationalen Handelskonflikten. Die Wahrscheinlichkeit für eine gesamtwirtschaftliche Rezession steigt, wird befürchtet.

Die Börse lässt das erst mal kalt, weil sie in den vergangenen Tagen Kondition gewonnen hatte - man reagiert auf jedes Fitzelchen Hoffnung zwischen Brexit und China. Und dann gibt’s ja noch die Notenbanken, die das Schlimmste verhindern werden.

Parallel diskutieren Vordenker großer Vermögensverwalter aber, wie lange das gutgehen könnte und welches Gewicht die einzelnen Kurseinflüsse behalten werden.    Üblicherweise reagieren die Preise von als riskant eingestuften Anlageformen - also vor allem Aktien - positiv auf eine Lockerung der Geldpolitik, wenn sich gleichzeitig die Konjunkturdaten verbessern. Die waren aber in diesem Jahr jedoch weltweit eher schwach. Auch deuten bestimmte Indikatoren mit einer Vorlaufzeit von zwei bis vier Quartalen auf ein weiterhin schwieriges Wachstumsumfeld hin. Also: Das Rezessionsrisiko für das Jahr 2020 steigt.

Der Zusammenhang zwischen lockerer Geldpolitik und steigenden Aktienkursen ist nicht eindeutig. Denn es gibt auch in Zeiten niedriger Zinsen immer wieder größere Rückschläge, wie die Geschichte zeigt. Die Geldpolitik hat zwar noch Handlungsspielraum (vor allem die Fed der Amis), dieser ist nach vorherrschender Meinung aber kleiner als vor der Finanzkrise. Zudem ist die Wirksamkeit der Geldpolitik im aktuellen Umfeld begrenzt. Deshalb werden Stimmen laut, die an Vater Staat appellieren, fiskalpolitische Anregungen könnten die Geldpolitik im Fall einer Rezession entlasten. Nur sind derzeit keine Signale für eine weltweite und koordinierte steuerliche Lockerung zu sehen.

Damit würde ich auch nicht rechnen, meine Freunde. Es bleibt also bei der Warnung (obwohl der Aktienmarkt momentan ziemliche solide aussieht), dass billiges Geld der Zentralbanken allein und auf Dauer keine Wunderwaffe ist. Und die geo- und wirtschaftspolitischen Risiken bleiben (trotz gewisser Entspannungssignale), vielleicht noch für längere Zeit. Für mich stehen die Ampeln deshalb weiter auf gelb - Werterhalt sollte wichtiger sein als die Jagd nach Wertsteigerung.

Foto: onvista

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