Osram: Gewinnwarnung setzt nicht nur eigene Aktie unter Druck

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Handelsstreitigkeiten haben die Nerven der Anleger blank gelegt. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, um mit einer Gewinnwarnung um die Ecke zu kommen. Der Münchner Leuchtmittel-Spezialist musste den schweren Gang heute trotzdem gehen. In der Spitze gab der Wert fast 15 Prozent ab.

Aufgrund aktueller Entwicklungen in der Automobilindustrie muss der Vorstand der Osram Licht AG die Prognose für das Geschäftsjahr 2018 anpassen. „Handels- und Vertriebsbeschränkungen sowie Planungsrisiken bei Automobilherstellern haben zu einer spürbaren Verunsicherung geführt. Zudem wird die laufende Geschäftsentwicklung durch Projektverschiebungen unserer Kunden in den Bereichen Mobile Devices und Horticulture beeinflusst. Die Realisierung dieser Projekte ist jetzt für das Geschäftsjahr 2019 geplant.“

Aufgrund dieser Entwicklungen erwartet Osram für das Geschäftsjahr 2018 nun nur noch eine Umsatzsteigerung in Höhe von 1 -3 % nach zuvor 3-5 %. Das bereinigtes EBITDA soll jetzt nicht mehr bei etwa 640 Millionen Euro liegen, sondern bei 570 – 600 Millionen Euro.  Das Ergebnis je Aktie soll sich nach den neuen Planungen der ehemaligen Siemens-Tochter in etwa halbieren. Ursprünglich waren 1,90-2,10 Euro anvisiert, jetzt werden es wohl 1,00 – 1,20 Euro.

Als Reaktion auf die Gewinnwarnung hat der Vorstand ferner beschlossen, die bereits laufenden Maßnahmen zur nachhaltigen Verbesserung der Profitabilität zu beschleunigen. Diese sehen unter anderem eine spürbare Reduzierung der Overheadkosten und einen Umbau der Werkslandschaft vor.

Osram erwartet jetzt, dass die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen zur Umsetzung dieser Maßnahmen bereits im Juli 2018 abgeschlossen werden. Ergänzende Maßnahmen, unter anderem im Einkauf und bei der Steigerung der Effizienz bei Forschung und Entwicklung, werden gegenwärtig vorbereitet.

Die zweite Gewinnwarnung binnen weniger Wochen hat am Donnerstag das Vertrauen der Aktionäre von Osram schwer erschüttert. Der MDax -Wert sackte am frühen Nachmittag um 14,29 Prozent auf 36,00 Euro ab und setzte damit die Talfahrt seit Jahresbeginn fort. Der Kurs hat sich seit dem Rekordhoch Anfang Januar bei 79,58 Euro inzwischen mehr als halbiert. Damit ist Osram der größte Verlierer aller 50 MDax-Titel. Der Börsenwert des Unternehmens schmolz auf mittlerweile weniger als 4 Milliarden Euro.

Konkurrenz schwächelt ebenfalls

Das die Probleme nicht Osram allein betreffen, zeigt sich heute bei Zumtobel. Der österreichische Leuchtenhersteller ist im Geschäftsjahr 2017/18 in die roten Zahlen gerutscht. Niedrigere Preise und Währungseffekte belasteten den Konzern. Unter dem Strich fiel für das abgelaufene Jahr (Ende April) ein Verlust von 46,7 Millionen Euro an, wie Zumtobel heute mitteilte. Im Jahr davor hatte es 25,2 Millionen Euro Gewinn gegeben. Die Dividende für dieses Jahr wird gestrichen. Die Papiere des Osram-Konkurrenten sackten nach Vorlage enttäuschender Jahreszahlen in Wien um fast 15 Prozent ab. Damit waren sie der mit Abstand schwächste Wert im Börsenindex ATX.

Hella, Dürr und Infineon leiden mit

Da Osram die Gewinnwarnung zum Teil auch auf die Entwicklung in der Automobilindustrie werden einige Zulieferer von den Anlegern gleich in Sippenhaft genommen. Die Aktien von Hella liegen über 6 Prozent im Minus. Das Wertpapier von Dürr muss einen Rücksetzer von 4 Prozent verkraften und die Aktie von Infineon ist mit einem Verlust von fast 5 Prozent ans Ende des deutschen Leitindex weitergereicht.

Es ist wahrlich kein gutes Marktumfeld für Gewinnwarnungen. Aktuell reagieren die Anleger sehr sensibel auf solche Nachrichten.

Von Markus Weingran

Foto: 360b / Shutterstock.com

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