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Hoch, höher, Private Equity, Kommentar von Christoph Ruhkamp zu Public-to-Private-Deals Frankfurt (ots) - Der Einfluss von Finanzinvestoren auf den M&A-Markt nimmt rasant zu. Inzwischen entfallen 40 % des Dealvolumens auf Private-Equity-Häuser. Sie stehen in scharfer Konkurrenz um Akquisitionsziele und sind immer öfter bereit, auch börsennotierte Unternehmen einzukaufen und dabei höher zu bewerten als die klassischen Börseninvestoren. Die Finanzinvestoren stehen unter Anlagedruck, weil sie über 3,3 Bill. Dollar an Kapitalzusagen ihrer Investoren verfügen - allein 1 Bill. Dollar davon für Buy-out-Deals.

Dadurch kommen auch Public-to-Private-Deals wieder in Mode - Übernahmeofferten von Finanzinvestoren für börsennotierte Unternehmen. Jüngstes Beispiel in Deutschland ist nun die Aareal Bank, die von Centerbridge Partners, TowerBrook und Advent umworben wird. Frühere Deals dieser Art waren der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus (Morgan Stanley Infrastructure), der Haustierbedarfshändler Zooplus (EQT) und der Münchener Verkehrstechnikspezialist Schaltbau (Carlyle). Gerade erst hat Carlyle ein Delisting-Angebot für Schaltbau angekündigt: Man könne die langfristige Wachstumsstrategie am besten in einer privaten Eigentümerstruktur verfolgen.

Bei Übernahmen börsennotierter Unternehmen durch Finanzinvestoren werden exorbitante Prämien gezahlt. Bei der Aareal Bank ist von einem Aufschlag von rund 35 % auf den volumengewichteten durchschnittlichen Kurs während der letzten drei Monate die Rede. Morgan Stanley legte 37,5 % bei Tele Columbus drauf und Carlyle 44 % bei Schaltbau. Spitzenreiter ist EQT. Die Schweden bieten bei Zooplus einen Aufschlag von 69 % auf den Kurs - noch mehr als KKR und Hellman & Friedman. Im Durchschnitt werden bei den Public-to-Private-Deals laut Refinitiv 42 % gezahlt.

Sind die Bewertungen bei Public-to-Private-Deals schon überhitzt? Nicht unbedingt. Einerseits können Finanzinvestoren keinerlei Synergien als Grund für die höhere Bewertung anführen. Andererseits zahlen sie oft niedrigere Preise, als für dieselben Unternehmen vor der Pandemie aufgerufen wurden. Sie können bei der Haltedauer einen längeren Atem aufbringen als die klassischen Börseninvestoren. Sie blicken über die aktuelle Krise hinaus und können selbst unternehmerisch eingreifen, weil sie in den von ihnen erworbenen Unternehmen das Sagen haben. Sie müssen weder auf einen komplizierten Eigentümerkreis noch auf einen uneinigen Aufsichtsrat Rücksicht nehmen, und sie können vorübergehend auf Dividende verzichten, um mit dem einbehaltenen Kapital das Wachstum zu beschleunigen.

(Börsen-Zeitung, 08.10.2021)

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