Papst - Umwandlung der Hagia Sophia in Moschee schmerzt

Reuters · Uhr

Vatikan-Stadt/Berlin (Reuters) - Papst Franziskus zeigt sich verletzt wegen der Entscheidung der Türkei, das Museum Hagia Sophia in eine Moschee umzuwandeln.

"Meine Gedanken gehen nach Istanbul. Ich denke an Sankt Sophia, und ich bin voller Schmerz", sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche am Sonntag bei seinem wöchentlichen Segen auf dem Petersplatz in Rom. Am Freitag hatte ein türkisches Gericht entschieden, dass die Umwandlung der damaligen Moschee in ein Museum im Jahr 1934 durch den Staatsgründer der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, unrechtmäßig gewesen sei. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die ersten Gebete in der Hagia Sophia, einem Unesco-Welterbe, für den 24. Juli angekündigt. Die Türkei habe bei der Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee von ihrem souveränen Recht Gebrauch gemacht, sagte er. Kritik an der Entscheidung werde als Angriff auf die Unabhängigkeit des Landes verstanden.

Weltweit gab es Proteste gegen den Schritt, den auch der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, kritisiert. "Die Hagia Sophia ist Welterbe und ein Symbol friedlichen Zusammenlebens der Religionen. Dass man daraus eine Moschee macht, ist eine absolute Fehlentscheidung", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Türkei wird nun als das Land verurteilt werden, das mit so einem Erbe nicht umgehen kann." Viele Menschen besuchten Istanbul nicht zuletzt wegen der Hagia Sophia und würden dies wohl nun nicht mehr tun. Die Hagia Sophia war 2019 mit über 3,7 Millionen Besuchern die größte Touristenattraktion der Türkei.

Außerdem gebe es in der Umgebung genügend andere Moscheen, sagte Sofuoglu. "Man sollte mit religiösen Symbolen keine Politik machen. Das hat in der Vergangenheit nicht gefruchtet und wird es auch in Zukunft nicht tun." Es dürfe jetzt nicht so polarisiert werden, dass die Gegner der Entscheidung als Feinde der islamischen Religion dargestellt würden.

Ursprünglich wurde die Hagia Sophia (Heilige Weisheit) im sechsten Jahrhundert unter byzantinischer Herrschaft als christliche Kirche erbaut. Nachdem die Osmanen im 15. Jahrhundert Konstantinopel - das heutige Istanbul - erobert hatten, wurde sie als Moschee genutzt und unter anderem um die vier Minarette erweitert.

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