Paris kämpft für Fusion von Alstom und Bombardiers Zugsparte

dpa-AFX · Uhr

Ja von EU-Kommission erhofft

Paris/Brüssel (dpa) - Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hofft auf die Zustimmung der EU-Kommission für die geplante Übernahme des Bombardier-Zuggeschäfts durch den Hersteller Alstom.

Die Position der EU-Kommission und der meisten EU-Staaten mit Blick auf das Wettbewerbsrecht habe sich weiterentwickelt, sagte Le Maire am Dienstag nach einem Gespräche mit der zuständigen EU-Kommissarin Margrethe Vestager in Brüssel. Es gehe darum, die Wettbewerbsregeln an die Realität der Weltwirtschaft anzupassen, denn die sei brutal.

Vestager hielt sich jedoch vorerst bedeckt. Eine Sprecherin erklärte zu dem Treffen mit Le Maire nur, die beiden hätten «Themen innerhalb des Wettbewerbs-Portfolios, Daten- und Technologie-Souveränität» besprochen. Inhaltlich wurde nichts bekannt.

Er habe bei Vestager deutlich gemacht, wie wichtig europäische «Champions» seien, die auch gegen chinesische und amerikanische Konkurrenz bestehen könnten. Das sei eine Frage der wirtschaftlichen Souveränität Europas, sagte Le Maire. «In der Bahnindustrie stehen wir sehr mächtigen Konkurrenten gegenüber. Wir müssen unsere Kräfte bündeln.» Die Fusionspläne von Alstom und Bombardier seien eine exzellente Nachricht.

Der französische TGV-Hersteller Alstom hatte angekündigt, die Zugsparte des kanadischen Konkurrenten Bombardier zu übernehmen. Dafür werde ein Preis in der Spanne von 5,8 Milliarden bis 6,2 Milliarden Euro fällig. Eine Absichtserklärung wurde bereits unterschrieben, der Deal soll im ersten Halbjahr kommenden Jahres endgültig abgeschlossen werden.

In Paris herrscht Nervosität, denn eine zweite Blockade im wachsenden Bahntechnikgeschäft will man sich dem Vernehmen nach nicht mehr bieten lassen. Alstom war erst vor einem Jahr an Bedenken der EU-Kommission mit dem Versuch gescheitert, mit der Zugsparte von Siemens zu fusionieren. Das hatte Politiker in Paris und Berlin erzürnt.

Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge zeigte sich optimistisch, dass die EU-Wettbewerbshüter die Übernahme billigen. Der Deal mit den Kanadiern unterscheide sich deutlich von dem früher geplanten Siemens-Zusammenschluss, sagte er Journalisten. «Wir sind zuversichtlich.»

Poupart-Lafarge sagte, das Ziel der Übernahme sei nicht, die Unternehmen zu restrukturieren oder die Beschäftigung zu bedrohen. «Die Fusion ist offensiv, nicht defensiv.» Das Bahngeschäft sei in voller Expansion. Es könne jedoch in einzelnen Fabriken zu «Anpassungen» kommen, Details dazu nannte er nicht.

Die Zugfusion ist von großer Bedeutung für Deutschland. Von den zusammen 40.650 Bombardier-Mitarbeitern weltweit arbeiten nach Gewerkschaftsangaben rund 6500 Stammbeschäftigte in Deutschland. Hinzu kommen rund 1100 Leiharbeiter. Die größten Standorte sind Hennigsdorf, Görlitz und Bautzen. Auch in Mannheim, Kassel und Siegen sind jeweils mehrere Hundert Menschen beschäftigt. Kleinere Standorte bilden zudem Braunschweig und Frankfurt. Der Bombardier-Konzern ist in der Krise und finanziell schwer angeschlagen.

Alstom baut die französischen TGV-Hochgeschwindigkeitszüge, Regionalzüge, Metros und Straßenbahnen, bietet aber auch technische Lösungen für Schienen- und Signaltechnik an. Bombardier ist mit seinen Zefiro-Hochgeschwindigkeitszügen in China und Italien im Geschäft. Auch Schienen- und Signaltechnik, Regionalzüge sowie U- und Straßenbahnen kommen von dem kanadisch-deutschen Hersteller, der auch an den ICE-Zügen von Siemens mitarbeitet.

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