Profi-Investments: ETF-Optionen hängen Aktien beim Handelsvolumen locker ab

DAS INVESTMENT · Uhr

Angesichts des turbulenten Jahresanfangs wollen viele Investoren ihre Portfolios schützen. Dabei greifen sie inzwischen bevorzugt zu Optionen auf börsennotierte Fonds.

In letzter Zeit lag der Fokus bei dem Phänomen der ETFs vor allem auf den Zuflüssen in die börsennotierten Fonds und den steigenden Handelsvolumen. Aber fast unbemerkt sind sie zum Epizentrum des Marktes für Aktienoptionen geworden.

Aktuell machen ETFs rund 70 Prozent des Handelsvolumens bei Aktienoptionen aus. Auf Basis der vergangenen 20 Handelstage waren es 770 Milliarden Dollar des täglichen Handelsvolumens von 1,1 Billionen Dollar, doppelt so viel wie vor fünf Jahren. Aktuell kaufen und verkaufen so viel mehr Anleger wie nie zuvor Kauf- und Verkaufsoptionen denn Optionen auf einzelne Aktien.

Das Optionsvolumen auf ETFs im Vergleich zu Aktien ist im Endeffekt das Gegenbild zum gesamten Aktienhandel. Dort machen ETFs rund 30 Prozent aus und einzelne Aktien 70 Prozent. Hinter dem großen Volumen bei den Optionen steckt ein Riese - der SPDR S&P 500 Trust ETF (SPY). Er trägt rund 554 Milliarden Dollar oder annähernd die Hälfte zum täglichen Handelsvolumen bei Aktienoptionen bei.

Unterschied zwischen Aktien- und Optionshandel

Bei vielen besonders stark gehandelten Aktien gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen dem Handel in der Aktie und dem Optionshandel. Das wird beispielsweise daran deutlich, dass der SPY nur 13,6 Prozent des Aktienhandels ausmacht, aber 47,6 Prozent des Optionshandels.

Aber woher kommt die ganze Liquidität in SPY-Optionen? Ebenso wie bei den Kapitalflüssen ist es schwierig festzustellen, woher die Aktivität bei den ETFs kommt, da der Handel in den Fonds anonym stattfindet. Nichtsdestotrotz kommt ein Teil von einzelnen Aktien selbst, die über die Jahre einen Rückgang beim Optionshandelsvolumen in Relation zum Gesamtmarkt verzeichnet haben. Außerdem saugt der SPY höchstwahrscheinlich Handelsvolumen von den Optionen auf S&P-500-Terminkontrakte ab, in denen rund 160 Milliarden Dollar täglich gehandelt werden.

Die nächste Frage ist, warum strömen die Investoren besonders in die Optionen auf den SPY? Das extrem hohe Optionsvolumen bei dem ETF kann auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden. Zum einen ist es für Vermögensverwalter der beliebteste Weg geworden, um ein Portfolio abzusichern - eine sinnvolle Sache, wenn man bedenkt, dass aktuell rund 2,2 Billionen Dollar den S&P 500 als Benchmark verwenden. Die Idee einer Absicherung von Marktpositionen über Optionen auf ein voll gedecktes Wertpapier wie einen ETF hat einige frühe große Investoren in den 1990er Jahren zum SPY gelockt.

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Arbitragegeschäfte mit Optionen auf Indexfonds

Auch eine Reihe spekulativer Handelsstrategien bringt dem SPY Volumen. Beispielsweise versuchen Händler, Arbitragegeschäfte mit Optionen auf den SPY gegen Terminkontrakte auf den ETF oder gegen den ETF selbst durchzuführen. Doch das gibt es bei vielen Wertpapieren. Damit kommen wir zum wirklich unterscheidenden Faktor: Der Größe der Investoren.

Der SPY ist ein herausragendes Beispiel dafür, dass Liquidität auch Liquidität generiert. Nachdem jeder anfing, SPY- Optionen zu nutzen, verschwanden die Handelsspannen fast ganz und große Investoren in den USA und auch im Ausland begannen, sie zu verwenden. Zu den größten Besitzern von SPY-Optionen gehören laut Bloomberg-Daten Blackrock, Citigroup, Goldman Sachs Group und Citadel.

Diese großen Investoren treiben das Handelsvolumen in Dollar nach oben, weil ihre Orders so groß sind. Der SPY - und der mit ihm verbundene Optionsmarkt - kann milliardenschwere Transaktionen absorbieren, ohne aus dem Takt zu geraten. Und solche Groß-Orders bringen schnell hohes Volumen.

Investorengelder von außerhalb des Aktienmarktes

Dazu kommt, dass ETFs als Gruppe auch deswegen ein höheres Optionsvolumen als Aktien verzeichnen, weil sie Investorengelder von außerhalb des Aktienmarktes anlocken - aufgrund der Anlageklassen, die sie abbilden. So fließen in den SPDR Gold Trust (GLD), bei dem täglich Optionen für rund 1 Milliarden Dollar gehandelt werden, Gelder aus dem Rohstoff-Terminmarkt.

Der Ishares Iboxx Dollar High Yield Corporate Bond ETF (HYG) hat in den vergangenen Wochen mehr als eine Milliarde Dollar an Optionstransaktionen täglich verzeichnet. Hier suchen Anleger nach neuen Möglichkeiten, um ihre Positionen bei Unternehmensanleihen zu schützen.

Indexfonds-Optionen als liquide Absicherung

"Anleihefondsmanager nutzen zunehmend HYG-Optionen als liquide Absicherung; bisher hatten sie Kaufoptionen auf den VIX und Verkaufsoptionen auf den S&P 500 genutzt, weil HYG-Optionen nicht so liquide waren", erläutert Pravit Chintawongvanich, Leiter Derivatestrategie bei Macro Risk Advisors.

Der VIX ist der Chicago Board Options Exchange's Volatility Index. "Nachdem der Markt für HYG-Optionen liquider wird, rechne ich damit, dass er zunehmend als Absicherung für Anleihepositionen angenommen wird."

Dann stellt sich allerdings die Frage, wie viel Liquidität ETFs noch von anderen Märkten - ob Aktien, Rohstoffe oder Anleihen - abziehen können, bevor sie zum einzigen Markt werden.

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