ProSiebenSat.1: Mediaset steigt mit knapp 10 Prozent ein, Aktie dreht auf – Fusion auch ein Thema?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Medienkonzern Mediaset hat sich Anteile an ProSiebenSat.1 gesichert. Mediaset habe 9,6 Prozent der Anteile an dem deutschen Unternehmen mit Sitz in Unterföhring bei München übernommen, teilte Unternehmenschef Pier Silvio Berlusconi am Mittwoch mit. Er ist der Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, der sich 1994 aus der Konzernführung zurückgezogen hatte. Das Aktienpaket ist rund 330 Millionen Euro wert.

„Der freundliche Anteilserwerb an ProSiebenSat.1 ist eine langfristige Entscheidung, die darauf abzielt, Wertschöpfung mit einer zunehmend internationalen Ausrichtung zu schaffen“, sagte er. Mediaset sei stolz darauf, in die Zukunft des frei empfangbaren europäischen Fernsehens zu investieren.

ProSiebenSat.1-Chef Max Conze zeigte sich erfreut über die Beteiligung von Mediaset. „Wir begrüßen die Investition der Gruppo Mediaset und sehen dies als einen Vertrauensbeweis für unsere Strategie und das Team an“, sagte er.

Mediaset ist nach eigenen Angaben der größte Anbieter für kommerzielles Fernsehen in Italien und Spanien. Wegen einseitiger Berichterstattung insbesondere in Wahlkampfzeiten wurde die Gruppe Mediaset in der Vergangenheit bereits kritisiert und zu Geldstrafen verurteilt.

Das macht die Aktie

Die Meldung über den Einstieg des italienischen Konzerns hat die Aktien des Münchener Fernsehsenders am Mittwoch beflügelt. Bereits vorbörslich schnellten die Anteile auf der Handelsplattform Tradegate um 8 Prozent zum Xetra-Schluss auf 15,83 Euro hoch.

ProSiebenSat1. Media   5-Tageschart

Am Mittwoch liegt die Aktie mit einem Plus von 4,3 Prozent auf einem Wert von 15,30 Euro. Damit konnte sie die Spitze des MDax für sich erobern.

Mediaset beteiligt sich mit knapp 10 Prozent an dem Münchner MDax-Konzern. Mit dem aktuellen Kurssprung nehmen die ProSieben-Aktien immerhin ihr jüngstes Zwischenhoch von Mitte Mai bei knapp unter 16 Euro wieder ins Visier.

ProSiebenSat.1 Media seit längerem in schwieriger Situation

ProSieben-Anleger hatten zuletzt nichts zu lachen. Vor einem Jahr waren die Aktien des einstigen Dax -Mitglieds noch etwa doppelt so viel wert. Der Medienwandel setzt dem Konzern zu. Schwache Werbeumsätze hatten zwischenzeitlich belastet. Zudem hatte der Konzern mit einer Dividendenkürzung und einer gesenkten Jahresprognose Ende 2018 geschockt.

Die Angebote von Streaming-Anbietern wie Netflix überzeugen immer mehr Verbraucher. Dem will ProSiebenSat.1 mit einem neuen eigenen Streaming-Dienst Joyn, der im Juni starten soll, etwas entgegensetzen. Für das hauseigene Streaming-Angebot wurde 2017 ein eigenes Joint-Venture gegründet. 250 Mitarbeiter sollen daran arbeiten. 7TV, Maxdome und der Eurosport Player sollen wohl in Joyn aufgehen. Die Streaming-Plattform soll vom Aufbau her Netflix ähneln, jedoch auch kostenfreie Angebote liefern.

Wie sind die weiteren Pläne zwischen Mediaset und ProSiebenSat.1?

ProSiebenSat.1 arbeitet seit Längerem mit den Italienern in der Europäischen Medien-Allianz (European Media Alliance) zusammen. Immer wieder war über einen Einstieg der Italiener spekuliert worden. Dies hatten die Unterföhringer aber stets zurückgewiesen. In Branchen- und Finanzkreisen heißt es laut Insidern, der Einstieg sei noch nicht der letzte Schritt. Ein Insider sagte aber, Mediaset hätte derzeit keine Pläne, den Anteil aufzustocken.

Auch eine Fusion scheint erst einmal keine Rolle zu spielen. Max Conze hatte zuletzt erklärt, er sehe „keine industrielle Logik“ in einem Zusammenschluss. Vize-Geschäftsführer Conrad Albert äußerte sich ähnlich: „Wenn ich auf die harten Fakten schaue und mir die Bilanz von Mediaset anschaue, weiß ich, dass eine Übernahme völlig illusorisch ist.“

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Lukassek/Shutterstock.com

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