Qiagen: Umsatz-Ziel verfehlt, CEO zieht überraschend den Hut – Aktie fällt ins Bodenlose, über 20 Prozent im Minus

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Das im MDax beheimatete Biotechunternehmen Qiagen gerät in schwere Fahrwasser. Die auf Tests zum Nachweis von Krankheiten sowie Laborgeräte spezialisierte Firma verfehlte im dritten Quartal ihr Umsatzziel und verliert zudem überraschend ihren langjährigen Vorstandschef. Darüber hinaus kündigte Qiagen einen Geschäftsumbau inklusive Personalabbau an, der hohe Restrukturierungskosten zur Folge haben soll.

Qiagen stellt nun für das abgelaufenen dritte Quartal lediglich ein Umsatzwachstum von rund drei Prozent zu konstanten Wechselkursen in Aussicht. Bislang hatte der Vorstand ein Umsatzplus von etwa vier bis fünf Prozent vorhergesagt. Vor allem das China-Geschäft habe sich schwächer als erwartet entwickelt, hieß es zur Erklärung. Den chinesischen Markt herausgerechnet liege das Gesamtwachstum bei sechs Prozent. Der bereinigte Gewinn je Aktie solle allerdings weiterhin innerhalb der Prognose von 0,35 bis 0,36 Dollar liegen. Seine vollständigen Quartalszahlen will Qiagen am 30. Oktober veröffentlichen.

Es ist nicht die erste Enttäuschung bei Qiagen. Bereits bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal hatte der Konzern im Zusammenhang mit der aufgekündigten China-Partnerschaft die Ziele für das Gesamtjahr gesenkt.

Schatz wollte weiterziehen

Völlig überraschend kündigte Qiagen außerdem an, dass der langjähriger Firmenlenker Peer Schatz nach 27 Jahren im Unternehmen – davon allein 15 Jahre als Chef – aus der Geschäftsleitung zurücktritt. Der Aufsichtsrat beginne nun mit der Suche nach einem Nachfolger. In der Zwischenzeit werde der für den Bereich Molekulardiagnostik zuständige Manager Thierry Bernard als Vorstandschef fungieren. Schatz, der 1993 zu Qiagen stieß, wolle sich neuen Herausforderungen stellen. Er werde Qiagen aber weiter als Berater zur Seite stehen.

Entwicklung des GeneReader-Systems wird beendet

Die Biotechfirma will zudem die Entwicklung seines DNA-Sequenzierungssystems GeneReader beenden. Der Schritt steht im Zusammenhang mit einer neuen strategischen Partnerschaft mit dem US-Konkurrenten Illumina. Das Unternehmen will künftig seine Entwicklungsarbeiten in diesem Geschäftsfeld auf die Zusammenarbeit mit den US-Amerikanern konzentrieren. Auch solle das Produktionsnetzwerk reorganisiert werden. Die mit diesen Schritten verbundenen Kosten bezifferte Qiagen auf 260 bis 265 Millionen Dollar vor Steuern. Sie sollen überwiegend im dritten Quartal verbucht werden. Qiagen stellte in Aussicht, den damit verbundenen Personalabbau sozialverträglich zu gestalten.

Aktie erleidet massiven Kursverlust

Im Zuge der schlechten Nachrichten ist die Aktie von Qiagen im heutigen Handel massiv abgestürzt. Zeitweise musste sie ein Minus von über 20 Prozent hinnehmen. Bereits seit Mitte Juli hat sich das Papier in einem Abwärtstrend befunden, durch den sie bis gestern bereits über 11 Prozent eingebüßt hatte. Bereits im August musste die Aktie sich unter die 200-Tage-Linie verabschieden, nachdem vorher bereits die 90- und die 50-Tage-Linie gefallen waren.

Analysten zeigten sich überrascht vom Ausscheiden von Schatz. Das sorge kurz- und mittelfristig für mehr Unsicherheit, kommentierte JPMorgan-Analyst Tycho Peterson. Die schwache Entwicklung in China werfe die Frage auf, in welcher Verfassung sich der Markt im Reich der Mitte befinde. Qiagen komme aus eigener Kraft langsamer voran als gedacht und die Bewertung liefere kaum Unterstützung, so der Experte, der die Aktie von „Neutral“ auf „Underweight“ abstufte.

Anders sieht es etwa Berenberg-Experte Scott Bardo. Auch wenn sie die Aktie belaste, sei die Nachricht zum Umsatzwachstum keine wirkliche Überraschung für ihn gewesen, schrieb er. Er blieb vorerst bei seiner Kaufempfehlung und seinem Kursziel von 36 Euro.

(onvista/dpa-AFX/reuters)

Titelfoto: BEST-BACKGROUNDS / Shutterstock.com

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