Rocket Internet bald ohne Finanzvorstand ++ Allianz in Genua doppelt betroffen ++ Rating-Agenturen stufen Türkei ab

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Quartalsberichtssaison ist so gut wie beendet und die Nachrichtenlage wird spürbar dünner. Politische Neuigkeiten stehen heute verstärkt im Fokus. Zum einen verlässt Griechenland den EU-Rettungsschirm und zum anderen hat Donald Trump am Wochenende im Konflikt mit der Türkei nachgelegt.

Der US-Präsident hat die Türkei im Streit um einen festgehaltenen US-Pastor scharf kritisiert. „Die Türkei ist seit langem ein Problem. Sie haben sich nicht wie ein Freund verhalten“, sagte Trump am Freitag vor Journalisten. Er warf Ankara vor, den Pastor Andrew Brunson wegen erfundener Vorwürfe festzuhalten, dass er ein Spion sei. Die Türkei habe sich „sehr schlimm“ verhalten, man werde das nicht hinnehmen, fügte er hinzu. Zuvor hatte ein Gericht in Izmir die Freilassung Brunsons abgelehnt.

Aber nicht nur Donald Trump verschärft mit seinen Äußerungen die Krise am Bosporus. Die Rating-Agenturen haben jetzt auch reagiert. Mit Standard & Poor’s (S&P) sowie Moody’s haben zwei große Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Landes noch tiefer herabgestuft.

S&P setzte das Rating am Freitag von BB- auf B+ zurück. Damit gelten Staatsanleihen der Türkei, die ohnehin schon als Ramsch eingestuft sind, nun als sehr spekulativ. Später nahm auch Moody’s sein Türkei-Rating um eine Stufe zurück.

Die Spekulationen um eine Staatspleite der Türkei werden damit wieder lauter. Für Martin Lück, leitender Kapitalmarktstratege bei Blackrock, ist eine Zahlungsunfähigkeit am Bosporus nur noch eine Frage der Zeit sollte die Türkei keine drastischen Maßnahmen einleiten.

Der DAX spielt dieses Szenario heute noch nicht durch und startet mit einem leichten Plus in die neue Handelswoche. 12.247,97 Punkte stehen heute zum Start auf der DAX-Tafel, ein Plus von 0,31 Prozent.

Die Bayer und BASF liegen nach Hochstufungen der Credit-Suisse über ein Prozent im Plus.

Finanzvorstand von Rocket Internet sagt „Ade „

Der Rocket Internet verliert seinen Finanzvorstand. Peter Kimpel werde das Unternehmen Anfang Oktober verlassen, teilte die Start-Up-Schmiede am Montag in Berlin mit. Kimpel kam 2014 von der Investmentbank Goldman Sachs zu Rocket Internet und hat unter anderem den Börsengang des Unternehmens verantwortet. Es sei der richtige Zeitpunkt, sich „neuen Aufgaben zu widmen“, erklärte Kimpel und verwies auf die „sehr gute“ Kapitalisierung von Rocket sowie die Börsengänge dreier Unternehmen in der jüngsten Zeit. Gründer und Chef Oliver Samwer soll den Angaben zufolge mit der Unterstützung der Finanz- und Buchhaltungsteams die Aufgaben Kimpels übernehmen.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte am Freitag unter Berufung auf Kreise berichtet, dass Kimpel zur britischen Bank Barclays wechseln und dort das Deutschland-Geschäft übernehmen soll.

Allianz spürt Brückeneinsturz doppelt

Der deutsche Versicherer ist gleich zweifach vom Brückeneinsturz im italienischen Genua betroffen. Der Konzern gehört nicht nur zu den Versicherern des Bauwerks, sondern ist auch an der Betreibergesellschaft Autostrade per l’Italia beteiligt, wie eine Allianz-Sprecherin am Samstag bestätigte. Zuvor hatte die „Welt am Sonntag“ darüber berichtet. Beim Einsturz der Autobahnbrücke waren mindestens 41 Menschen getötet worden.

Die Allianz gehöre als kleiner Partner einem Konsortium an, das das Bauwerk versichert habe, hieß es. Die Beteiligung bewege sich im einstelligen Prozentbereich.

Im Sommer 2017 hatte sich ein Konsortium aus Allianz, dem französischen Versorger EDF und dem niederländischen Fonds DIF mit 6,94 Prozent an Autostrade per l’Italia beteiligt. Auf den deutschen Versicherer entfallen 60 Prozent der Anteile an dem Konsortium.

Das Konsortium habe im vergangenen Jahr gut eine Milliarde Euro für die Anteile bezahlt, schreibt die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf den Atlantia-Konzern, den Haupteigentümer von Autostrade per l’Italia. Demnach dürfte allein die Allianz gut 600 Millionen Euro in den italienischen Autobahnbetreiber investiert haben, hieß es.

Kurz & knapp:

Wirecard: Die Aktien des Bezahldienstleisters setzen heute ihren Höhenflug fort. Händler verwiesen auf einen Internetbericht in einem Finanzblog namens Betaville, der zunächst für Fantasie sorgte. Der Finanzblog wärmte aber lediglich Spekulationen über einen möglichen Einstieg eines chinesischen Investors bei dem deutschen Zahlungsabwickler wieder auf. Den ersten Bericht hierzu hatte Betaville bereits vor zwei Jahren veröffentlicht. Wenn jetzt solche Nachrichten die Aktie von Wirecard nach oben treiben, dann scheint die Übertreibung mittlerweile Perfekt.

Linde/Praxair: Die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager dürfte am Montag eine Entscheidung zur angepeilten Milliarden-Fusion des Gaseherstellers Linde mit dem US-Branchenriesen Praxair fällen. Dies berichtete die „Financial Times“ am Sonntag auf ihrer Internetseite, ohne jedoch Angaben zur Quelle zu machen. Linde sowie die EU-Kommission hätten eine Stellungnahme dazu abgelehnt und Praxair sei zunächst nicht zu erreichen gewesen, hieß es weiter.

Roche: Der Pharmakonzern hat einen Erfolg in China erzielt. Die dortige Gesundheitsbehörde (CNDA) ließ das Medikament Alecensa für die Behandlung von ALK-positivem, nicht kleinzelligen Lungenkrebs zu, wie das Schweizer Unternehmen am Montag mitteilte. Der Entscheid der CNDA folgt auf ein beschleunigtes Zulassungsverfahren, die sogenannte „priority review“. Entsprechende Zulassungen haben schon zuvor die europäische Gesundheitsbehörde EMA und die FDA in den USA erteilt.

Von Markus Weingran / dpaAFX

Foto: Seqoya / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel