ROUNDUP 2: Ifo-Geschäftsklima hellt sich nach Rekordtief auf

dpa-AFX · Uhr

(Neu: Mehr Analysten-Stimmen und Hintergrund.)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland hat sich nach einem historischen Einbruch wegen der Corona-Krise etwas aufgehellt. Wie das Münchner Ifo-Institut am Montag mitteilte, stieg das von ihm erhobene Geschäftsklima im Mai um 5,3 Punkte auf 79,5 Zähler. Der Anstieg erfolgt von einem Rekordtief aus. Analysten hatten im Mittel mit einem Zuwachs auf 78,5 Punkte gerechnet.

Die ersten Lockerungen der Corona-Beschränkungen sorgten für einen Hoffnungsschimmer, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Während die befragten Unternehmen die aktuelle Lage etwas schlechter einschätzten, wurden die Aussichten für das kommende halbe Jahr spürbar besser bewertet. In allen vom Ifo betrachteten Wirtschaftsbereichen hellte sich das Geschäftsklima auf.

"Das Wiederanfahren der Wirtschaft ist für viele Unternehmen ein Silberstreif am Horizont", kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank. Zugleich dämpfte er zu hohe Erwartungen: "Die Unternehmen zeigen wieder Lebenszeichen, doch von Vitalität kann keine Rede sein." Die deutsche Wirtschaft werde nicht so schnell auf den Wachstumspfad einschwenken, auf dem sie sich in den vergangenen Jahren befand. "Es wird noch lange Zeit dauern, ehe die deutsche Volkswirtschaft wieder einigermaßen gut getaktet läuft."

Auch Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der Bank ING, warnte vor allzu großem Optimismus. Zwar dürfte das ärgste der Corona-Pandemie hinter der deutschen Wirtschaft liegen. Allerdings werde der Weg in Richtung Normalität ein langer sein. Von einem raschen konjunkturellen Aufschwung - Experten sprechen in Anlehnung an die Konjunkturverlaufskurve auch von einem "V-Aufschung" - geht Brzeski nicht aus.

Ähnlich sehen es viele andere Ökonomen. Kurzfristig wird für das zweite Quartal ein massiver Einbruch der Wirtschaftsleistung erwartet, weil der Großteil der Corona-Beschränkungen in die Monate April und Mai gefallen ist. Bereits im ersten Quartal ist die Wirtschaft so stark geschrumpft wie seit der Finanz- und Wirtschaftskrise vor einer Dekade nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Montagmorgen bestätigte. Allein die Bau- und Staatsausgaben verhinderten einen noch stärkeren Einbruch.

Auch mittelfristig sind zurzeit viele Ökonomen und Institutionen vorsichtig. Allgemein wird bezweifelt, dass die starken Wachstumsverluste in diesem Jahr rasch aufgeholt werden. Schon die Annahme, dass das Wachstum im kommenden Jahr die Verluste in diesem Jahr wettmachen wird, gilt derzeit als eher optimistisch. Ein Grund dafür ist, dass die Corona-Einschränkungen zumindest in Teilen noch länger gelten dürften, nicht nur in Deutschland. Letzteres dämpft den deutschen Außenhandel./bgf/jsl/jha/

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