ROUNDUP 2: Russland belastet Metro weiter - Real-Verkauf nimmt Fahrt auf

dpa-AFX · Uhr

(neu: Aussagen aus der Konferenz, Analysten)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Probleme in Russland werden den Handelskonzern Metro auch im neuen Geschäftsjahr noch begleiten. Die Ertragskraft in Russland werde 2018/19 weiter abnehmen, sagte Konzernchef Olaf Koch am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf. Grund dafür ist die laufende Überarbeitung der Preisstrategie des Russland-Geschäfts. Hinzu kommen Investitionen in die Digitalisierung, die die Metro konzernweit weiter ausrollt.

In Summe wird dadurch das um Immobilienerträge bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) aus dem fortgeführten Geschäft im Jahr 2018/2019 (Ende September) um etwa 2 bis 6 Prozent zurückgehen. Bereits 2017/18 war es um rund 2 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro gesunken. Börsianer wurden von den Nachrichten kalt erwischt und die im MDax notierte Aktie sackte zwischenzeitlich bis auf 11,76 Euro ab und damit auf den tiefsten Stand seit August. Zuletzt lag sie rund 10 Prozent im Minus bei gut 12 Euro. Metro-Papiere haben in diesem Jahr knapp 40 Prozent an Wert eingebüßt.

Analystin Estelle Weingrod von der US-Bank JPMorgan rechnet damit, dass die rückläufige Verbrauchernachfrage in Russland auch weiterhin Druck auf den Umsatz und die Margen des Unternehmens ausüben wird. Sie monierte den Ausblick der Metro, aber auch die aus ihrer Sicht überraschend schwachen Zahlen zum Geschäftsjahr 2017/18.

Da half es auch nicht, dass Metro einige Neuigkeiten zum geplanten Verkauf der Supermarkt-Tochter Real im Gepäck hatte. Die Düsseldorfer hatten die Kette im September ins Schaufenster gestellt. Der Verkaufsprozess für Real schreite wie geplant voran, so Koch. Unter den Interessenten seien auch Investoren aus der Branche. Laut "Handelsblatt" schaut derzeit ein halbes Dutzend Bieter in die Bücher von Real. Koch wollte dies nicht bestätigen, sagte aber, er sei nicht unglücklich über das rege Interesse. Der Manager betonte zudem, die Kette mit ihren 279 Märkten nur als Ganzes abgeben zu wollen. Wertvoll machen die Tochter vor allem ihre Immobilien, von denen noch 65 im Metro-Besitz sind.

Mit der Trennung von Real könnte sich Metro eines Bremsklotzes entledigen, denn die Tochter schwächelt seit Jahren angesichts des harten Wettbewerbs im deutschen Lebensmittelhandel. Ärger hat sich der Konzern zudem mit der Gewerkschaft Verdi eingehandelt, die eine Rückkehr von Real in den Flächentarifvertrag fordert. Real verbuchte im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 2,3 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Das Ebitda ging ohne Ergebnisanteile aus Immobilienverkäufen von 154 auf 143 Millionen Euro zurück.

Der Metro-Konzern will sich künftig ganz auf den Großhandel konzentrieren, der vor allem in Osteuropa und Asien wächst. Kernzielgruppe sind Hotels, Restaurants und Caterer sowie unabhängige Händler. Voran kommt die Metro vor allem im Belieferungsgeschäft, das inzwischen 18 Prozent zum Umsatz im Großhandel beiträgt. Auf Partnersuche ist der Konzern zudem in China.

Problematisch bleibt es aber in Russland. In dem ohnehin schwierigen Markt hatte sich Metro mit einer verfehlten Preispolitik schwere Patzer geleistet und musste unter anderem deswegen im Frühjahr die Konzernprognose senken. Umsatz und Ergebnis gingen in Russland 2017/2018 zurück. Koch glaubt aber, dass sich zumindest der Umsatztrend im laufenden Jahr weiter verbessert.

Im fortgeführten Geschäft sanken die Erlöse der Metro im vergangenen Geschäftsjahr um 1,4 Prozent auf 29,5 Milliarden Euro. Währungsbereinigt legten sie um 1,5 Prozent zu. In dem seit Oktober laufenden Geschäftsjahr 2018/2019 soll der Umsatz auf dieser Basis um 1 bis 3 Prozent wachsen.

Der auf die Anteilseigner entfallende Gewinn stieg im abgelaufenen Jahr konzernweit um sechs Prozent auf 344 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 70 Cent je Aktie erhalten.

Metros Großaktionär Haniel hatte im Sommer angekündigt, seinen Metro-Anteil von 22,5 Prozent in mehreren Schritten zu verkaufen. Auch der Elektronikhändler Ceconomy will ein Paket über 9 Prozent der Metro-Aktien loswerden. Käufer ist in beiden Fällen der tschechische Geschäftsmann Daniel Kretinsky. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Patrik Tkac hatte Kretinsky jeweils zunächst eine erste Tranche gekauft - mit der Option, später auch die restlichen Anteile zu übernehmen. Passiert das, käme er auf über 30 Prozent der Metro-Aktien, was ein Übernahmeangebot an alle Aktionäre zur Folge hätte./she/jha/mis

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