ROUNDUP 2: SAP legt unerwartet starkes Quartal hin - Aktie auf Rekordhoch

dpa-AFX · Uhr

(Neu: Rekordkurs nach Xetra-Start)

WALLDORF (dpa-AFX) - Europas größter Softwarehersteller SAP hat in der Corona-Krise ein unerwartet starkes zweites Quartal hingelegt. Nachdem der Konzern die Pandemie im ersten Quartal vor allem in Asien so stark zu spüren bekommen hatte, dass Vorstandschef Christian Klein und Finanzchef Luka Mucic die Prognosen hatten stutzen müssen, fuhr SAP nun überraschend viel Umsatz und Gewinn ein, wie aus der überraschenden Mitteilung des Dax-Schwergewichts vom Mittwochabend hervorgeht. Experten wie der Baader-Bank-Analyst Knut Woller lobten die Zahlen - die Aktie kletterte auf ein Rekordhoch.

In den ersten Handelsminuten legte der Kurs der SAP-Aktien um mehr als sieben Prozent auf rund 138 Euro zu. SAP ist mit einer Marktkapitalisierung von rund 168 Milliarden Euro das mit Abstand wertvollste börsennotierte Unternehmen Deutschlands. In diesem Jahr zog der Aktienkurs trotz des Corona-Crashs an den Finanzmärkten bereits um rund 14 Prozent an; seit Sommer 2015 hat sich der Kurs mehr als verdoppelt.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 1,96 Milliarden Euro. Das war deutlich mehr, als Analysten im Schnitt zuvor erwartet hatten. Die operative Marge auf Basis des bereinigten Betriebsergebnisses legte um 1,8 Prozentpunkte auf 29,1 Prozent zu. "Unsere schnelle Reaktion auf die Krise auf der Kostenseite förderte einen starken Anstieg des Betriebsergebnisses und der Marge", sagte Finanzchef Mucic.

Auch der Umsatz zog mit plus zwei Prozent auf 6,74 Milliarden Euro überraschend an. Experten hatten mehrheitlich mit einem Rückgang gerechnet. "Ich bin sehr stolz darauf, dass unsere Teams das sehr schwierige Umfeld erfolgreich gemeistert und ein besseres Quartalsergebnis erreicht haben als erwartet", sagte Vorstandschef Klein. Die breite Angebotspalette des Konzerns spiele eine entscheidende Rolle für die Digitalisierung bei den Kunden. "Dadurch können unsere Kunden gestärkt aus der Krise hervorgehen."

Treiber war bei den Erlösen erneut das Geschäft mit Cloud-Software, das um rund ein Fünftel auf 2,04 Milliarden Euro zulegte. Normalerweise verzeichnet SAP hier noch ein höheres Wachstum. Doch das Geschäft wurde im zweiten Quartal aufgrund der Corona-Krise durch geringere volumenabhängige Transaktionsumsätze beeinflusst - etwa bei der Beschaffungsplattform Ariba verdient SAP am abgewickelten Handelsvolumen, das in der wirtschaftlichen Flaute gelitten haben dürfte.

Der Auftragsbestand der bereits geschlossenen Cloudverträge dürfte allerdings voraussichtlich um ein Fünftel gewachsen sein, hieß es. Die Nachfrage nach digitalen Logistikketten, E-Commerce, der Cloudplattform und nach Lösungen der Marktforschungstochter Qualtrics sei weiterhin hoch. Nach Einschätzung der JPMorgan-Expertin Stacy Pollard habe sich SAP in der Phase des stärksten Lockdown in der Corona-Krise als widerstandsfähig erwiesen

Bei den konjunktursensiblen Lizenzerlösen schnitt Europas größter Softwarehersteller trotz eines Rückgangs um 18 Prozent deutlich besser ab als befürchtet. Analysten hatten mit einem noch herberen Dämpfer gerechnet. Im ersten Quartal waren die lukrativen Einmalverkäufe wegen der Corona-Pandemie eingebrochen. Insbesondere Asien und Japan hätten in dem Geschäft aber nun eine starke Erholung erlebt, hieß es.

SAP bestätigte die nach dem ersten Quartal gesenkten Jahresprognosen. Nachdem sich die Corona-Krise im letzten Monat des ersten Quartals weltweit deutlich auf die Wirtschaft ausgewirkt habe, sei die Geschäftstätigkeit im Laufe des zweiten Quartals allmählich wieder angezogen, hieß es von SAP. Zahlen zum Nettoergebnis nannte SAP zunächst nicht; die detaillierten Ergebnisse legt SAP am 27. Juli vor./men/zb/jha/

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