ROUNDUP: Gewinneinbruch bei JPMorgan und Wells Fargo - Krise setzt US-Banken zu

dpa-AFX · Uhr

NEW YORK (dpa-AFX) - Die Corona-Krise hat den Gewinn der größten US-Bank JPMorgan Chase einbrechen lassen. Das Geldhaus wappnet sich mit einem finanziellen Kraftakt für drohende Kreditausfälle. Die hohen Rückstellungen ließen das Nettoergebnis im ersten Quartal im Jahresvergleich um rund 70 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Dollar (rund 2,6 Mrd Euro) sinken, wie der Konzern am Dienstag in New York mitteilte.

JPMorgan legte wegen der Corona-Pandemie einen Sicherheitspuffer in Höhe von rund 8,3 Milliarden Dollar für ausfallbedrohte Kredite an - rund fünfeinhalb Mal so viel wie ein Jahr zuvor. "Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um der Welt zu helfen, sich von dieser globalen Krise zu erholen", versprach Konzernchef Jamie Dimon.

Anleger an der Börse reagierten trotz des Gewinneinbruchs positiv auf die Zahlen. Die JPMorgan-Aktie lag nach Handelsbeginn in New York zuletzt mit 1,31 Prozent im Plus bei 99,48 Dollar. Seit dem Jahreswechsel hat sie allerdings mehr als 28 Prozent verloren.

Analyst Gerard Cassidy vom Analysehaus RBC zeigte sich vom Kerngewinn je Aktie schwer enttäuscht. Dennoch sprach er von einem ordentlichen ersten Jahresviertel angesichts des beispiellosen Gegenwinds durch die Corona-Pandemie.

Ökonomen rechnen mit einem heftigen Konjunktureinbruch in den USA. Wegen Ausgangsbeschränkungen mussten zahlreiche Geschäfte und Fabriken schließen, die Arbeitslosigkeit steigt rasant, viele Kunden können ihre Rechnungen nicht mehr zahlen. JPMorgan musste Hunderte Filialen dichtmachen und kämpft mit steigenden Kreditausfällen.

Zumindest im wichtigen Handel mit Wertpapieren konnte die Bank zuletzt glänzen, da viele Anleger angesichts der Börsenturbulenzen ihre Portfolios umschichteten. Doch dies konnte die Belastungen im Privatkundengeschäft nicht auffangen. Die bereinigten Erträge gingen insgesamt um drei Prozent auf 29,1 Milliarden Dollar zurück.

Bankchef Dimon, der sich gerade erst wieder genesen nach einer Notoperation am Herzen zurückmeldete, hatte die Aktionäre bereits auf einen herben Gewinnrückgang im laufenden Jahr vorbereitet. Er rechnet für die Wirtschaft mit einer ähnlich schweren Rezession wie nach der Finanzkrise 2008. JPMorgan sei dafür allerdings gut gerüstet.

Noch stärker litt der Rivale Wells Fargo im ersten Quartal. Das Geldhaus verdiente laut Mitteilung vom Dienstag lediglich 653 Millionen Dollar (595 Mio Euro) nach 5,9 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Die US-Großbank legte angesichts der Corona-Pandemie 3,1 Milliarden Dollar als Krisenvorsorge zur Seite.

Für den Aktienkurs der Bank ging es nach den Neuigkeiten um 1,57 Prozent auf 31,93 Dollar nach oben. Seit Jahresbeginn hat das Papier allerdings rund 40 Prozent eingebüßt und damit noch deutlich mehr als etwa die Aktie von JPMorgan Chase.

"Wells Fargo spielt eine wichtige Rolle für das Finanzsystem und die wirtschaftliche Stärke in unserem Land, wir nehmen unsere Verantwortung ernst, besonders in diesen beispiellosen Zeiten", erklärte Vorstandschef Charlie Scharf. Die Erlöse sanken im Vergleich zum Vorjahreswert um 18 Prozent auf 17,7 Milliarden Dollar./hbr/stw/DP/stw

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