Russland hält mit Verbündeten Militärmanöver an Grenze zu Afghanistan ab

Reuters · Uhr

Moskau/Kabul (Reuters) - Angesichts der sich verschärfenden Sicherheitslage in Afghanistan hält Russland mit den Anrainerstaaten Tadschikistan und Usbekistan Militärmanöver in der Grenzregion ab.

Am Montag begann die gemeinsame Übung russischer und usbekischer Soldaten, am Donnerstag soll ein trilaterales Manöver zusammen mit Tadschikistan folgen. Die früheren Sowjetrepubliken Tadschikistan und Usbekistan grenzen im Süden an Afghanistan. Dort treiben die radikal-islamischen Taliban seit Wochen ihre Offensive gegen die vom Westen unterstützte Regierung in Kabul voran. Für diesen Vormarsch machte der afghanische Präsident Aschraf Ghani die "plötzliche Entscheidung" der USA verantwortlich, ihre Truppen bis Ende August aus dem Land abzuziehen. Die Taliban haben bereits etliche Bezirke des Landes unter ihre Kontrolle gebracht.

An dem fünftägigen Manöver in Usbekistan, das am dortigen Militärstützpunkt Termes begann, nähmen 1500 russische und usbekische Soldaten teil, meldete die russische Nachrichtenagentur Tass. Ein größeres Kontingent will Russland nach Tadschikistan zu dem dort von 5. bis 10. August geplanten trilateralen Manöver schicken. Daran sollen 1800 statt der anfangs geplanten 1000 russischen Soldaten teilnehmen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Insgesamt sollen 2500 Soldaten gemeinsam den Einsatz üben. Dass diese Manöver jetzt stattfinden und sich Russland beteiligt, zeigt, wie groß seine Sorge ist, die Lage könnte sich an seiner südlichen Flanke weiter verschärfen und zu Flüchtlingsströmen aus Afghanistan führen.

GHANI: HABEN PLAN, UM LAGE UNTER KONTROLLE ZU BRINGEN

Dessen Präsident Ghani sagte vor dem Parlament in Kabul, seine Regierung habe einen Sicherheitsplan, um die Lage binnen sechs Monaten wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. "Die aktuelle Situation ist auf die plötzliche Entscheidung für den Abzug der internationalen Truppen zurückzuführen", sagte er. "Wir hatten in den vergangenen drei Monaten eine unerwartete Situation." Sollte die Verschlechterung der Sicherheitslage nicht eingedämmt werden, würden sich die Taliban nicht auf einen Frieden zu bewegen. Es sei an der Zeit, dass die Taliban und die Regierung einander akzeptierten und auf eine friedliche Lösung hinarbeiteten, sagte Ghani. Die Taliban hätten allerdings ihre Verbindungen zu Terrorgruppen nicht beendet. In Afghanistan ist unter anderem der sogenannte Islamische Staat aktiv und wird etlicher Anschläge beschuldigt.

Die Taliban wiesen Ghanis Kritik zurück. "Kriegserklärungen, Anschuldigungen und Lügen können das Überleben von Ghanis Regierung nicht verlängern", schrieb ein Taliban-Sprecher auf Twitter. "Seine Zeit ist abgelaufen, so Gott will." Die Friedensgespräche zwischen Taliban und der afghanischer Regierung hatten im vergangenen Jahr in Doha, der Hauptstadt Katars, begonnen. Sie haben aber trotz mehrerer Runden nicht zu einem greifbaren Fortschritt geführt.

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