SAP: Abfindungsprogramm drückt den Gewinn ++ N26: Online-Bank nach weiterer Kapitalspritze wertvollstes deutsches Startup ++ Novartis: Prognose nochmal erhöht

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach den Rekordständen der US-Börsen, ausgelöst durch die letzten Zins-Signale der FED, sind die Märkte nun wieder deutlich vorsichtiger unterwegs. Bestärkt wird die Sorge  der Anleger durch anhaltende Gewinnwarnungen in den Quartalsberichten.

„Die Märkte kippen wieder in Richtung schwächeres Wirtschaftswachstum“, schrieb Analyst Michael McCarthy vom Broker CMC Markets. Er verwies auf Japan, wo die Exporte im Juni zum siebten Mal in Folge zurückgingen. Auf der Stimmung lasteten auch das nachbörsliche Kursminus der Aktien von IBM nach Quartalszahlen, vor allem aber der Kurseinbruch von Netflix. Der Kurs des Streaming-Dienstes sackte um 12 Prozent ab nach einem Rückgang der Abo-Zahlen auf dem US-Markt. Am heimischen Markt richten sich die Blicke derweil auf die Quartalszahlen von SAP.

Abfindungsprogramm kommt SAP teurer als gedacht – Marge stagniert

Das laufende Abfindungsprogramm wird für Europas größten Softwareanbieter SAP  kostspieliger als ursprünglich geplant. Der Gewinn sackte im zweiten Quartal um fast ein Fünftel ab, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Walldorf mitteilte. Auch im laufenden Geschäft hatten sich Analysten mehr vom operativen Ergebnis versprochen. In der Cloudsparte mit Software zur Miete konnte SAP erneut auch dank des Qualtrics-Zukaufs ordentlich wachsen, allerdings verlangsamten sich in dem Geschäft die Auftragseingänge. Die Aktie lag vorbörslich auf der Handelsplattform Lang & Schwarz fast fünf Prozent im Minus.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern konnte SAP nicht so stark steigern wie erwartet, es kletterte um 11 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro. Die entsprechende Marge verharrte bei 27,3 Prozent. Dabei hatte SAP die von Experten viel beachtete Profitabilität im Cloudgeschäft deutlich steigern können. Allerdings entwickelten sich die besonders profitablen Einmalgeschäfte mit Lizenzsoftware schwächer als von Experten geschätzt.

Unterm Strich ging das Ergebnis um 19 Prozent auf 582 Millionen Euro zurück. Nachdem sich in Deutschland mehr Mitarbeiter als erwartet für das Vorruhestandsprogramm registriert haben, legte SAP noch einmal knapp 200 Millionen Euro beiseite. Damit summieren sich die Kosten dafür in diesem Jahr auf knapp 1,1 Milliarden Euro.

G7-Finanzminister schließen Treffen in Frankreich ab

Die Finanzminister der großen Industrienationen (G7) schließen am Donnerstag ihr Treffen in Chantilly nördlich von Paris ab. Der deutsche Ressortchef Olaf Scholz (SPD) will sich dabei zur Entwicklungspolitik zu Wort melden. Dabei geht es unter anderem um eine von Deutschland koordinierte Initiative, in Afrika bessere Rahmenbedingungen für Investitionen privater Unternehmen zu schaffen.

Außerdem wollen die Minister über Lohnungleichheit und die finanzielle Situation von Frauen in Afrika sprechen – zu diesem Thema ist Melinda Gates eingeladen. Sie will über die Arbeit der Gates-Stiftung berichten, die sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Microsoft-Gründer Bill Gates führt.

Die Ressortchefs bereiten den Gipfel der G7-Staats- und Regierungschefs vor, der im August im südwestfranzösischen Badeort Biarritz geplant ist. Der Kampf gegen Ungleichheiten ist ein herausragendes Thema der französischen G7-Präsidentschaft. Der G7-Gruppe der wichtigsten westlichen Wirtschaftsmächte gehören neben den USA, Frankreich und Deutschland auch Großbritannien, Italien, Kanada und Japan an.

App-Bank N26 wird zum wertvollsten deutschen Start-up

Die App-Bank N26 steigt mit einer Bewertung von 3,5 Milliarden Dollar Euro in der jüngsten Finanzierungsrunde zum teuersten deutschen Start-up auf. Die Firma erweiterte die Kapitalrunde zugleich von 300 auf 470 Millionen Dollar (rund 419 Mio Euro). Das Geld soll für die internationale Expansion, den Ausbau des Teams sowie Produktinnovationen verwendet werden, wie N26 am Donnerstag mitteilte.

Die Online-Bank geht gerade ein großes Projekt mit dem Start im US-Markt an und peilt als nächstes die Expansion nach Brasilien an. „Unsere Hypothese ist, dass das, was in Europa funktioniert hat, auch in den USA und Brasilien funktionieren wird“, sagte Mitgründer und Finanzchef Maximilian Tayenthal. N26 wolle pro Jahr einen oder zwei neue Märkte erschließen. In den USA stünden inzwischen rund 100.000 Interessenten auf der Warteliste.

N26 holte sich mit der neuen Geldspritze inzwischen mehr als 670 Millionen Dollar bei Investoren. „Wir haben die Vision, das Privatkunden-Banking weltweit zu verändern. Das ist eine Vision, für die man sehr viel Geld braucht“, sagte Tayenthal der dpa. Er gehe davon aus, dass es noch weitere Finanzierungsrunden geben werde.

N26 war in den vergangenen Monaten in Negativschlagzeilen geraten, weil Nutzer sich über einen schwer erreichbaren Kundenservice beschwert hatten. Nach jüngsten Angaben wurde der Bereich von 120 Mitarbeitern im vergangenen Jahr auf 400 Mitarbeiter intern und 400 externe Beschäftigte aufgestockt.

Kurz und knapp:

Zooplus: Der Online-Tierbedarfshändler hat auch im zweiten Quartal von der Gewinnung neuer Kunden und seinen starken Eigenmarken profitiert. Der Umsatz kletterte zwischen April und Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14 Prozent auf 363 Millionen Euro, wie das SDax-Unternehmen am Donnerstag bei der Vorlage vorläufiger Zahlen in München mitteilte. Im Vergleich zum ersten Quartal stieg auch die Wachstumsrate leicht an. In den ersten drei Monaten hatte die Steigerung 13 Prozent betragen.

Novartis: Beim Pharmakonzern Novartis laufen die Geschäfte rund genug für eine abermalige Anhebung der Jahresprognose. Im zweiten Quartal konnten die Schweizer ihren Umsatz und das operative Ergebnis dank starker Nachfrage nach neueren Medikamenten überraschend stark steigern. Konzernchef Vas Narasimhan sprach von einer „außergewöhnlichen“ Entwicklung. So kletterten die Erlöse um 4 Prozent auf 11,76 Milliarden US-Dollar, wie das Schweizer Unternehmen am Donnerstag in Basel mitteilte. Bereinigt um Wechselkurseffekte betrug das Plus acht Prozent. Aus den Zahlen ist die inzwischen abgespaltene Augenheilsparte Alcon herausgerechnet. Der operative Kerngewinn, aus dem Sondereffekte herausgerechnet sind, kletterte um 14 Prozent auf 3,65 Milliarden Dollar.

BMW: Vor zwei Wochen hat BMW-Chef Harald Krüger das Handtuch geworfen – am Donnerstag will der Aufsichtsrat nun seinen Nachfolger benennen. Als Favoriten gelten Produktionsvorstand Oliver Zipse und Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. Die Maschinenbau-Ingenieure Zipse und Fröhlich rückten 2015 in den Vorstand auf. Der 55-jährige Zipse hat als Produktionschef die Verantwortung über die weltweit 31 BMW-Werke und genießt bei Gewerkschaftern einen guten Ruf. Entwicklungschef Fröhlich hat BMW technologisch vorangetrieben und gerade erst mit Ola Källenius, dem neuen Daimler-Chef, die Partnerschaft beim autonomen Fahren besiegelt. Der 59-Jährige hat auch bei öffentlichen Auftritten große Erfahrung. Der Aufsichtsrat tagt im US-Werk Spartanburg. Wegen der Zeitverschiebung sind Ergebnisse erst im Laufe des Abends zu erwarten.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: 360b / Shutterstock.com

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