Schlachtfest bei Impfstoff-Aktien geht weiter ++ VW: Gewinn mehr als verfünffacht ++ Henkel: Umsatzprognose angehoben ++ Grenke: Aktie fliegt überraschend aus dem SDax

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Höhenflug von Pfizer/Biontech & Co ist jäh gestoppt. Für den Kampf zur weltweiten Eindämmung der Pandemie unterstützt die US-Regierung jetzt die Aussetzung von Patenten für die Corona-Impfstoffe. Die USA stünden hinter dem Schutz geistigen Eigentums, die Pandemie sei aber eine globale Krise, die außerordentliche Schritte erfordere, erklärte die US-Handelsbeauftragte Katherine Tai am Mittwoch. Das Ziel sei, „so viele sichere und wirksame Impfungen so schnell wie möglich zu so vielen Menschen wie möglich zu bringen“, sagte Tai.

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sprach von einer „historischen Entscheidung“ der USA. Damit könne der globalen Ungleichheit bei der Verteilung der Impfstoffe begegnet werden, um gemeinsam daran zu arbeiten, „diese Pandemie zu beenden“, schrieb er auf Twitter. Hilfsorganisationen, darunter zum Beispiel Ärzte ohne Grenzen, hatten zuvor vehement eine Aussetzung der Patente gefordert.

Die Handelsbeauftragte Tai erklärte, die USA würden sich im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) für die Erstellung eines Abkommens zur Aussetzung der Patente einsetzen. Wegen des Konsensprinzips der WTO und der Komplexität der Materie könnte dies aber zeitaufwendig werden, warnte sie. Den USA kommt bei den Verhandlungen als weltgrößte Volkswirtschaft eine Schlüsselrolle zu. Nun dürfte auch der Druck auf andere Nationen und die EU steigen.

Zudem hält die US-Regierung nach Medienberichten über das Forschungsinstitut NIH die Rechte an einer Erfindung, die als Voraussetzung der modernen mRNA-Impfstoffe der Hersteller Moderna und Biontech /Pfizer gilt.

Die Kurse der Impfstoffentwickler sind am Donnerstagmorgen stark unter Druck geraten. Curevac sackten auf Tradegate um 16 Prozent ab und Biontech brachen um 18 Prozent ein im Vergleich zum Xetra-Schluss. Vor diesem Hintergrund sollten auch die Aktien von Pfizer , Moderna und Ocugen im Auge behalten werden.

Dax: Erholung geht weiter 

Der deutsche Leitindex hat am Donnerstag seine Erholung fortgesetzt und damit die zu Wochenbeginn erlittenen Verluste nahezu wett gemacht. Zugleich stehen erneut zahlreiche Unternehmensberichte im Fokus. Das deutsche Börsenbarometer legte kurz nach dem Handelsstart um 0,30 Prozent auf 15 215,79 Punkte zu. Der MDax zeigte sich mit minus 0,09 Prozent auf 32 507,74 Punkte zugleich kaum verändert. Der Eurozonen-Index EuroStoxx stieg um 0,21 Prozent auf 4011,15 Punkte.

VW: Kräftige Gewinnsteigerung

Der Volkswagen-Konzern hat im ersten Quartal dank der Erholung an den Automärkten seinen Gewinn vervielfacht. Gegenüber dem schon krisenbelasteten Vorjahreszeitraum stieg der Gewinn vor Zinsen und Steuern mit 4,81 Milliarden Euro auf mehr als das Fünffache, wie VW am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte. Ausschlaggebend für die gute Entwicklung in den ersten drei Monaten waren vor allem ein deutlich höherer Absatz als im Vorjahr, eine höhere Nachfrage nach margenstärkeren Modellen sowie Bewertungseffekte aus Rohstoffabsicherungen. Zudem halfen Kostensenkungen. Damit lag der operative Gewinn auch wieder auf dem Niveau von vor der Krise vor zwei Jahren (4,85 Mrd) und traf die Analystenschätzungen. Das Ergebnis nach Steuern kletterte von 517 Millionen Euro vor einem Jahr nun auf 3,41 Milliarden Euro. Volkswagen macht insbesondere in seinem größten Einzelmarkt China wieder gute Geschäfte.

VW hatte bereits mitgeteilt, dass die Auslieferungen zwischen Januar und März weltweit um ein gutes Fünftel auf 2,4 Millionen Fahrzeuge gestiegen waren. Der Konzernumsatz wuchs um 13,3 Prozent auf 62,4 Milliarden Euro. Die Ergebnisprognose für das laufende Jahr erhöhte das Management um Vorstandschef Herbert Diess. „Wir sind mit viel Momentum ins Jahr gestartet und operativ stark unterwegs“, sagte der Manager zu den Zahlen des ersten Quartals.

Henkel: Umsatzprogose erhöht

Der Konsumgüterkonzern Henkel hat nach einem starken Jahresstart die Prognose erhöht. So sollen die Erlöse organisch, sprich bereinigt um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe vier bis sechs Prozent zulegen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Düsseldorf mit. Bislang war der Markenhersteller von zwei bis fünf Prozent ausgegangen. Auch für die bereinigte operative Marge (Ebit) sowie das um Sondereffekte und Währungsschwankungen bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie zeigte sich Henkel etwas optimistischer.

Der Umsatz stieg im ersten Quartal um 0,8 Prozent auf rund 5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen anhand endgültiger Zahlen weiter mitteilte. Organisch lag das Wachstum wie bereits bekannt bei 7,7 Prozent und fiel damit noch etwas höher aus, als bei den Ende März vorgelegten vorläufigen Zahlen. Dabei profitierte Henkel insbesondere von einer anhaltend starken Erholung der Nachfrage nach Industrieklebstoffen.

Continental: Zurück in der Gewinnzone

Continental macht sich nach einem verbesserten Ergebnis zum Jahresstart Hoffnung auf eine weitere Entspannung des lange coronagetrübten Geschäfts in den kommenden Monaten. Im ersten Quartal erzielte der Dax -Konzern aus Hannover einen Nettogewinn von 448 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es – kurz bevor sich die Viruskrise von Asien aus weltweit ausbreitete – noch 292 Millionen Euro gewesen, danach ging es mit dem Ergebnis zunächst steil abwärts. Wie Conti am Donnerstag berichtete, legten die Märkte für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge nun besonders in China stark zu. In Europa und Nordamerika waren sie dagegen nach wie vor klar schwächer.

Die meisten übrigen Geschäftszahlen hatte Continental kürzlich schon genannt. Der Umsatz konnte verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 3,5 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro gesteigert werden, vor Zinsen und Steuern blieben 834 Millionen Euro als bereinigtes Ergebnis übrig. Auch bei Reifen und Kunststofftechnik ging es aufwärts. Die zentrale Sparte für Verbrenner- und Elektroantriebe soll im September in das neue Unternehmen Vitesco abgespalten werden. Ohne diesen Bereich gerechnet, will Conti 2021 im fortgeführten Geschäft einen Umsatz von 32,5 bis 34,5 Milliarden Euro erzielen. Inklusive Vitesco standen zuvor 40,5 bis 42,5 Milliarden im Plan.

Munich RE: Corona macht sich immer weniger bemerkbar

Die Corona-Krise hat bei dem Rückversicherer Munich Re im ersten Quartal wie erwartet kleinere Spuren hinterlassen als ein Jahr zuvor. Der Konzerngewinn stieg von 221 Millionen auf 589 Millionen Euro, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Damit fiel das Ergebnis etwas niedriger aus, als die Munich Re im April in Aussicht gestellt hatte. Für das laufende Jahr peilt der Vorstand weiterhin einen Überschuss von 2,8 Milliarden Euro an. Dazu sollen auch höhere Beitragseinnahmen beitragen, nachdem der Konzern bei der jüngsten Vertragserneuerung im April 2,4 Prozent höhere Preise durchsetzen konnte.

Im ersten Quartal schlugen die Schäden durch Naturkatastrophen bei dem Rückversicherer teurer zu Buche als die Folgen der Pandemie. Allein wegen der Schäden durch den Kälteeinbruch in den USA verbuchte die Munich Re eine Belastung von 450 Millionen Euro. In der Lebens- und Kranken-Rückversicherung schlug Covid-19 mit 167 Millionen Euro negativ zu Buche, in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung fielen im Zusammenhang mit der Pandemie weitere 100 Millionen Euro an.

Fresenius: Mutter und Tochter mit Licht & Schatten

Die anhaltende Corona-Pandemie hat dem Krankenhaus- und Medizinkonzern Fresenius SE zum Jahresstart Umsatz- und Ergebniseinbußen beschert. Dabei belasteten jedoch auch Währungseffekte das Wachstum. „Wir haben es geschafft, aus eigener Kraft zu wachsen, obwohl das erste Quartal des Vorjahres weniger stark von der Pandemie beeinträchtigt war“, sagte Konzernchef Stephan Sturm am Donnerstag laut Mitteilung. „Das stimmt mich optimistisch, dass wir unsere gesteckten Ziele erreichen können.“

Bereinigt um Wechselkurseffekte legten die Erlöse um 3 Prozent zu, sanken jedoch nominal um 2 Prozent auf rund 9 Milliarden Euro. Während das deutsche Krankenhausgeschäft von staatlicher Unterstützung profitierte, litt die auf Flüssigmedizin und klinische Ernährung spezialisierte Tochter Kabi in Nordamerika. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) ging um elf Prozent auf rund eine Milliarde Euro zurück. Der bereinigte Gewinn sank um 6 Prozent auf 435 Millionen Euro. Damit schnitt Fresenius jedoch besser ab als von Analysten erwartet.

Die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC ) musste unterdessen beim Umsatz einen Rückgang um nominal 6 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro verkraften, das Konzernergebnis brach um 12 Prozent auf 249 Millionen Euro ein. Auch FMC bestätigte die Prognose und rechnet unverändert in diesem Jahr mit einem erheblichen Ergebnisknick.

Kurz & knapp:

Grenke: Das Unternehmen muss den SDax an diesem Freitag nach Börsenschluss überraschend verlassen, denn das Unternehmen hat der Deutschen Börse zufolge Basiskriterien verletzt, die die Vorschriften zur Veröffentlichung testierter Geschäftsberichte betreffen. Damit hat Grenke seine Mitgliedschaft in der Dax-Familie vorerst verspielt.

Verbio: Der Biokraftstoffhersteller hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres wie erwartet deutlich zugelegt. Dank deutlich gestiegener Absatzmengen von Biodiesel und Bioethanol zog der Umsatz von Juni 2020 bis Ende März 2021 im Vergleich zum Vorjahr um knapp neun Prozent auf 717 Millionen Euro an, wie das Unternehmen am Donnerstag in Leipzig mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte in diesem Zeitraum um 16 Prozent auf 113 Millionen Euro zu. Verbio hatte bereits Mitte April die Prognose für das operative Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr 2020/2021 (30. Juni) um 20 Millionen Euro auf 150 Millionen Euro erhöht. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Anstieg um etwas mehr als ein Fünftel. Dabei geht die Gesellschaft davon aus, dass es nicht zu signifikanten neuerlichen Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie kommt. Das Unternehmen stellt neben Biokraftstoffen wie Biodiesel, Biogas und Bioethanol auch Produkte wie Flüssigdünger und Desinfektionsmittel her. Die Verbio-Anteile gehörten in den vergangenen Monaten und Jahren zu den Gewinnern am Aktienmarkt und sind seit Kurzem im SDax gelistet.

Air France-KLM: Der Geschäftseinbruch in der Corona-Krise hat der Fluggesellschaft auch im ersten Quartal einen Milliardenverlust eingebrockt. Mit 1,5 Milliarden Euro lag das Minus dabei 18 Prozent niedriger als zu Beginn der Pandemie ein Jahr zuvor, wie das französisch-niederländische Unternehmen am Donnerstag in Paris mitteilte. Nach der jüngsten Finanzspritze von Anlegern und dem französischen Staat lotet das Management um Air-France-KLM-Chef Benjamin Smith nun weitere Möglichkeiten aus, um das Eigenkapital des Konzerns zu stärken. Näheres dazu sollen die Anteilseigner bei der Hauptversammlung am 26. Mai erfahren. Unterdessen hält die Pandemie Air France-KLM wie andere Fluggesellschaften weiterhin fest im Griff. Trotz der Lockdowns in Frankreich und den Niederlanden erwartet das Management, dass Air France-KLM im laufenden zweiten Quartal im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 etwa 50 Prozent der Flugkapazität anbietet. Im dritten Quartal sollen es dann 55 bis 65 Prozent sein.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Sergey Kohl / Shutterstock.com

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