SCOUT24 IM FOKUS: Alle Augen aufs Auto

dpa-AFX · Uhr

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Onlinemarktplatz-Betreiber Scout24 wird an der Börse immer beliebter. Zweistellige Umsatzsprünge, ein Aktienrückkaufprogramm, ein Effizienzprogramm und nicht zuletzt der Einstieg aktivistischen Elliott-Fonds locken Investoren in Scharen an. Der Rückzug zweier Finanzinvestoren, deren Übernahmeversuch im Mai gescheitert war, scheint dabei schon wieder vergessen. Eine Frage treibt Beobachter aber um: Was passiert mit der Tochter Autoscout24?

DAS IST LOS BEI SCOUT24:

Auto, Haus, Kredit, Versicherung - für den Handel mit diesen Dingen müssen Käufer und Verkäufer schon lange nicht mehr vor die Tür. Stattdessen finden beide Parteien immer häufiger auf digitalen Marktplätzen zueinander. Zu den bekanntesten Plattformen zählen hierbei Immobilenscout24 und Autoscout24. Nach Angaben der Konzernmutter Scout24 verbrachten die Nutzer allein im Jahr 2018 mit durchschnittlich 534 Millionen Minuten rund drei Mal mehr Zeit auf Immobilienscout24 als beim engsten Wettbewerber. Der Erfolg des MDax-Unternehmens zeichnet sich auch an den Umsätzen ab. Zweistellige Zuwächse sind seit einiger Zeit die Regel.

Beobachter rechnen zwar damit, dass es vorerst so bleibt. Viele richten ihr Augenmerk aber vornehmlich darauf, wie es mit Autoscout24 weitergeht. Die Tochter ist zwar kleiner als Immobilienscout24 - dafür wächst sie aber seit Längerem deutlich stärker. Der Konzern prüft derzeit "strategische Alternativen" für das Portal. Medien berichteten zuletzt, das Unternehmen habe potenziellen Kaufinteressenten Informationen zu der Sparte zukommen lassen. Als Interessenten wurden zuvor Beteiligungsgesellschaften sowie der Startup-Konkurrent Auto1 aus Berlin genannt. Erste bekanntgewordene Zahlen zu potenziellen Angeboten bewegten sich um die zwei Milliarden Euro.

An der Sache ist der Ende Mai bei Scout24 eingestiegene Hedgefonds Elliott offensichtlich nicht ganz unbeteiligt. Dessen Chef, der aktivistische Investor Paul Singer, hatte in einem Brief Anfang August die Ausgliederung des Portals gefordert, damit der Konzern sich besser auf seine Immobiliensparte konzentrieren könne. Gleichzeitig drängte er das Management zur Steigerung des Unternehmenswertes durch mehr Aktienrückkäufe. Scout24 hatte im Juli ein Rückkaufprogramm in Höhe bis zu 300 Millionen Euro sowie eine Verschlankung seiner Strukturen angekündigt.

Über die Zukunft seines Automarktplatzes will Scout24 auf dem Kapitalmarkttag am 26. November Auskunft geben, wie es zuletzt hieß. Zuvor steht noch die Veröffentlichung der Ergebnisse aus dem dritten Quartal am 7. November an. In der ersten Jahreshälfte war der konzernweite Umsatz - auch dank des 2018 übernommenen Portals Finanzcheck.de - um fast ein Fünftel gewachsen. Personalkosten aus anteilsbasierten Vergütungen sowie Kosten aus Zu- und Verkäufen drückten allerdings aufs Ergebnis. Die Prognose für das Gesamtjahr bestätigte der Vorstand trotzdem: Die Wachstumsdynamik soll demnach auch im zweiten Halbjahr anhalten. Im Gesamtjahr soll der Umsatz um 15 bis 17 Prozent zulegen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Hinsichtlich der bevorstehenden Ergebnisse zum dritten Quartal erwarten die meisten Experten eine anhaltende Wachstumsdynamik. Die Kursziele wurden entsprechend in den vergangenen Wochen hier und da nach oben geschraubt. "Der Online-Portalbetreiber dürfte ein starkes Umsatzplus von 17,7 Prozent ausweisen, wenngleich weniger als das Wachstum von 18,9 Prozent im Vorquartal", schrieb Goldman-Sachs-Analystin Lisa Yang in einer Studie Mitte Oktober.

Wie ihre Kollegen vom Bankhaus Lampe, der US-Bank JPMorgan und der britischen Investmentbank Barclays blickt Yang bei allem aber verstärkt dem Kapitalmarkttag Ende November entgegen. Dort dürfte es ein umfassenderes Update zum Stand der strategischen Prüfung von Autoscout24 geben, schrieb sie. Die Experten sehen darin einen stärkeren Kurstreiber.

Für Anleger gibt es aber auch andere Dinge zu beachten. Christopher Johnen von der britischen Investmentbank HSBC richtete seine Aufmerksamkeit zuletzt auf den aus seiner Sicht günstigen Aktienkurs. "Ganz egal, ob die Tochter Autoscout24 verkauft wird oder nicht, die Bewertung der Aktie des Online-Marktplatzbetreibers ist im Vergleich zu den Branchenkollegen niedrig", schrieb er in einer Studie Ende Oktober. Er glaubt zudem nicht daran, dass die Tochter angesichts der kolportierten aktuellen Gebote abgestoßen wird.

Bezüglich Immobilienscout24 wies er zugleich auf die nun geringeren regulatorischen Gefahren hin. Die gesetzlichen Änderungen beim Bestellerprinzip seien deutlich geringer als befürchtet, schrieb er. Denn künftig sollen sich Käufer und Verkäufer die Provision bundesweit teilen. Das Thema hatte in der Branche und bei Beobachtern zuvor einige Verunsicherung hervorgerufen.

SO STEHT ES UM DIE AKTIE:

Ein Ausstieg der beiden Finanzinvestoren Hellmann & Friedman war Anfang September an der Börse sichtlich negativ aufgefasst worden: Nachdem die Aktie kurz zuvor noch mit 54 Euro den bis dato höchsten Kurs seit ihrem Börsengang im Jahr 2015 erreicht hatte, sackte sie in den darauffolgenden Tagen deutlich ab. Die Investoren waren zuvor mit einem Übernahmeversuch zum zweiten Mal gescheitert. Sie hatten 46 Euro je Scout24-Anteil geboten. Das war der Mehrheit der Aktionäre aber zu wenig.

Mitte Oktober hat das Papier seine Verluste wieder wettgemacht. Seitdem geht die Rekordjagd wieder weiter, mit einem jüngsten Höchststand von knapp 56 Euro, auf den hin das Papier auf jetzt knapp 55 Euro zurückgefallen ist. Im Vergleich zum Jahresbeginn steht ein Plus von etwas unter 40 Prozent, womit Scout24 im MDax relativ weit vorn rangiert./kro/eas/fba

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