Siemens Energy vor der Abspaltung: 3 wichtige Fragen zur zukünftigen DAX-Aktie

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Siemens-Gasturbine des Typs SGT5-4000F

Vor wenigen Tagen legte Siemens den Spaltungsbericht vor. Es ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur selbstständigen Siemens Energy. Viele Anleger sind gespannt, wie sich der DAX-Kandidat mit seinen 91.000 Mitarbeitern ab dem 28. September schlagen wird. Der nächste Schritt wird die außerordentliche Hauptversammlung am 9. Juli sein und ich habe den Bericht vorab durchgesehen, um einige wichtige Aspekte herauszuarbeiten.

Wie wird die zukünftige Siemens Energy aufgestellt sein?

Energy und Power, das kann vieles heißen, von der Ölbohrung über Pipelines bis zur Tankstelle und vom Stromkraftwerk über Energiespeicher bis zur Steckdose. Komponenten, Dienstleistungen, Software und schlüsselfertige Lösungen gehören dazu, egal ob fossil oder erneuerbar. Im weitverzweigten Siemens-Reich gibt es unzählige Geschäftseinheiten, die in diese Kategorien fallen.

Andererseits gibt es auch noch Divisionen wie Smart Infrastructure oder Mobility, die anwenderseitig viel mit elektrischer Energie zu tun haben. In vielen Fällen war es daher alles andere als trivial, zu entscheiden, was Siemens Energy zugeschlagen wird, was im Konzern verbleibt und was anderweitig verselbstständigt werden soll. So verbleiben beispielsweise die Joint-Venture-Anteile an Fluence, einem Marktführer bei stationären Energiespeichern, bei Siemens, obwohl ein Teil der Produkte als Pufferspeicher in Stromnetzen zum Einsatz kommt.

Die Anteile an Siemens Gamesa werden hingegen genauso in Siemens Energy eingebracht wie diejenigen an den Joint-Ventures Voith Hydro (Wasserkraft) und Ethos Energy (Turbinenservice). Hinzu kommen die bisher an die Konzernforschung angehängten Hydrogen Solutions, wo es um die Entwicklung von Wasserstoff-Elektrolysesystemen im industriellen Maßstab geht.

Ich denke, das ist genug Material, um eine interessante Story zu schaffen. Die vereinten Innovationskapazitäten rund um erneuerbare Energien, Power-2-X (Stromnutzung zur Herstellung von Wasserstoff, Wärme, Dampf oder Grundstoffen) und Smart Grids, in Verbindung mit dem klassischen Turbinen-Know-how und einem umfangreichen Serviceangebot, das hat schon Potenzial.

Dabei ist auch an die Erdgasturbinen zu denken, welche zukünftig bei der Rückverstromung von Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen sollen. Von daher könnte der konventionelle Bereich, der über die letzten Jahre so viel Probleme bereitet hat, durchaus einen Aufschwung erfahren. Gerade in integrierten Gesamtlösungen aus verschiedenen Kraftwerkstypen, Netzwerktechnik und Speichertechnologien dürften Gasturbinen weiterhin einen wichtigen Baustein darstellen.

Was Microgrids und ähnliche Lösungen angeht, sehe ich noch einen weiteren Vorteil darin, dass Fluence bei Siemens verbleibt. Im Moment beherrschen noch Lithiumsysteme das Feld, aber schon in wenigen Jahren wird es eine Reihe von wettbewerbsfähigen Technologien (z. B. Wärmespeicher, Schwungradsysteme, Redox-Flussbatterien, Natrium-basierte Batterien) geben. Es ist daher sinnvoll, dass Siemens Energy technologieoffen bleibt, um so ohne konzerninterne Zwänge agieren zu können.

Werden Siemens und Siemens Energy operativ wirklich komplett getrennt?

Der Anteil von Siemens an Siemens Energie wird zunächst bei 45 % liegen, wovon 9,9 % an die Pensionskasse gehen. Weitere Anteile sollen über die folgenden zwei Jahre abgegeben werden und der Einfluss über den Aufsichtsrat wird ebenfalls eingeschränkt. Die Konzernverantwortlichen haben sich alle Mühe gegeben, um den Energiebereich von Anfang an eigenständig aufzustellen.

Trotzdem bleiben noch viele Verflechtungen, angefangen bei der gemeinsamen Nutzung der Markenrechte. Es gibt keine Pläne, den weltbekannten Namen Siemens aufzugeben. Das Management geht davon aus, dass beide Konzerne von dessen Weiterverwendung profitieren werden. Auch Patente will man sich gegenseitig lizenzieren.

Des Weiteren wird Siemens Energy zumindest in den ersten Jahren noch ein breites Spektrum an Verwaltungsdienstleistungen von Siemens beziehen sowie bei den Finanzdienstleistungen kooperieren. Über eine eigenständige IT-Infrastruktur wird der neue Konzern den Plänen zufolge erst 2023 verfügen, wobei Siemens erhebliche Ressourcen bereitstellen wird, um die Transformation zu bewältigen.

Selbst danach ist aber noch vorgesehen, Software-Einkaufsgemeinschaften zu bilden, um zusammen mit der früheren Mutter günstigere Konditionen herauszuschlagen. In einigen Ländern war es auch nicht möglich, die Energiegeschäfte zu vertretbaren Kosten herauszuschälen. In diesen Fällen wird die jeweilige Siemens-Landesgesellschaft weiterhin für Siemens Energy agieren. Dazu gehört auch die wichtige Tochter Siemens India, welche separat börsennotiert ist.

Könnte sich Siemens durch die Abspaltung in Schwierigkeiten zu bringen?

Wir wissen jetzt also, dass Siemens Energy ein in sinnvollem Ausmaß eigenständig aufgestellter Gestalter der Energiewende sein will. Aber was wird aus Siemens? Der ein oder andere erinnert sich vielleicht, wie das Projekt Abspaltung bei E.ON fast zu einem Totalschaden führte. Mit Uniper verließen viele Milliarden Eigenkapital den bereits geschwächten Energieversorger. Zwischenzeitlich war alles weg und 2017 musste eine Eigenkapitalerhöhung durchgeführt werden.

Siemens gibt nun Vermögenswerte im Umfang von 41 Mrd. Euro ab, ohne auch nur einen Cent für die Abgabe der Energy-Geschäfte zu erhalten. Immerhin gibt Siemens dem neuen Vehikel auch 31 Mrd. Euro Verbindlichkeiten mit, sodass sich in Verbindung mit weiteren Bilanzeffekten eine Eigenkapitalreduktion von 9,5 Mrd. Euro ergibt. Zum Vergleich: Die Dividendenausschüttung betrug zuletzt 3,2 Mrd. Euro.

Sollte sich der Energy-Konzern nicht wie gewünscht entwickeln und in der Gunst der Aktionäre fallen, dann drohen weitere Milliardenabschreibungen. Man könnte also auf die Idee kommen, dass die Münchener dabei sind, erhöhte Risiken einzugehen. Zwar muss man sich kaum Sorgen um den Fortbestand machen, da Siemens Healthineers hochprofitabel ist, Mobility ein prall gefülltes Auftragsbuch hat und die digital getriebenen Geschäftsfelder vor enormen Wachstumschancen stehen.

Denkbar ist jedoch trotz des verbleibenden Eigenkapitals von 38 Mrd. Euro, dass die bisher außergewöhnlich hohe Kreditwürdigkeit zunächst etwas leiden wird, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Finanzierungskosten. Ich würde das zunächst nicht überbewerten wollen, aber falls die Krise sich erheblich verschlimmern sollte, könnte es zum Thema werden.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens, Siemens Healthineers und Siemens Gamesa. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2020

Quelle: www.siemens.com/presse

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