Siemens-Finanzchef erwartet zögernde Konjunkturerholung

Reuters · Uhr

München (Reuters) - Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas erwartet, dass sich die weltweite Konjunktur nur langsam von der Coronakrise erholt.

"Wünschenswert wäre, in Modellen gedacht, natürlich eine V-Form der Erholung. Das erwartet aber keiner mehr", sagte er der "Börsen-Zeitung" (Samstagausgabe). Die Wirtschaft werde wohl etwas länger in der Talsohle bleiben: "Deshalb muss man sich auf etwas einstellen, das zwischen einem weniger ausgeprägtem V und einem U liegt."

Das werde auch der Münchner Technologiekonzern zu spüren bekommen: "Wir werden sicherlich nicht im Jahr 2021 in allen Geschäften und Geografien auf das Niveau des Jahres 2019 zurückkommen." Er setze aber darauf, dass Siemens wie im Aufschwung nach der Finanzkrise der Jahre 2008/09 im Industriegeschäft Marktanteile gewinnen könne.

Die Talsohle hatte Siemens für das Ende Juni abgelaufene dritte Quartal 2019/20 erwartet. "Es ist allerdings auch kein Fall ins Bodenlose. Wir sehen in den kurzzyklischen Geschäften ein prozentuales Minus im Geschäftsvolumen zwischen 10 und 20 Prozent." Zu den kurzzyklischen Geschäften, die gewöhnlich stärker auf die Konjunktur reagieren, zählt Siemens große Teile des Kerngeschäfts mit Industrie-Automatisierung (Digital Industries) und Infrastrukturtechnik (Smart Infrastructure). Für das Gesamtjahr (bis Ende September) hatte sich der Konzern auf einen Umsatzrückgang um fünf Prozent eingestellt.

Dass Siemens angesichts des Einbruchs die Kapazitäten zurückfahren müsse, schloss Thomas nicht aus: "Es wäre nicht integer zu behaupten, dass man immer alles schmerzfrei bewältigen kann." Von der Infrastruktur-Sparte fordert er mehr Rendite: "Es ist nun Teil der Managementaufgabe, die Kostenbasis zu verbessern und die Produktivität zu erhöhen. Da sehen wir eine Konsolidierungschance und Potenzial." Bis die Sparte den Stand des Aushängeschilds Digital Industries erreicht habe, werde es noch einige Zeit dauern.

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