Siemens Healthineers: Verlustserie gestoppt ++ Ceconomy: Vorstände werden vor die Tür gesetzt ++ DAX: Probleme werden größer

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Eigentlich sollte der Start in die neue Woche mit guten Neuigkeiten für die Börsianer beginnen. Wie am Wochenende durchsickerte sind die Brexit-Verhandlungen schon weit fortgestritten und hätten Sonntag schon unter Dach und Fach gebracht werden können. Allerdings hat Irland dem ganzen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt steht der Zeitplan, der einen geregelten Austritts Großbritanniens garantieren sollte, wieder auf der Kippe. Damit sind die Brexit-Probleme weiterhin eine Belastung für die Märkte.

Stellt Bayern-Wahl die GroKo in Frage?

Verluste bei den beiden großen Volksparteien sind ja erwartet worden, aber die Realität war dann wohl doch ein Stück zu hart für die beiden Regierungsparteien. Während die CSU sich noch ein wenig damit trösten kann, wenigstens stärkste Partei geblieben zu sein, droht die SPD in Bayern in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Mit 9,7 Prozent haben die Sozialdemokraten das schlechteste Wahlergebnis in Bayern überhaupt eingefahren und sind nur noch fünfstärkste Kraft im Bundesland. Klar das bei der SPD alle Alarmglocken schrillen.

Der frühere Münchener Oberbürgermeister Christian Ude sieht die SPD „im freien Fall“. „Da muss alles auf den Prüfstand, was man überhaupt überprüfen und korrigieren kann.“ Die Krise der 155 Jahre alten Partei ist existenzbedrohend. Ähnlich äußerte sich auch schon am Sonntag die bayrische SPD Spitzenkandidatin Natascha Kohnen, die eigentlich keine Zweifel aufkommen ließ, dass die ihre Partei die GroKo auf den Prüfstand stellen muss.

Auch bei den Unionsparteien findet sich heute niemand mit einem Lächeln im Gesicht. Markus Söder und Horst Seehofer werden das Wahldebakel zwar politisch überleben, angeschlagen sind beide trotzdem. In zwei Wochen stehen schon die Landtagswahlen in Hessen auf dem Programm. Davor werden die Unionsparteien mit Sicherheit keine internen Streitigkeiten vom Zaun brechen, sondern Geschlossenheit demonstrieren.

In Rom wird das Wahlergebnis für die eigenen Zwecke ausgeschlachtet

Italiens rechtspopulistischer Innenminister Matteo Salvini sieht mit der Bayern-Wahl das „alte System“ in Europa abgewählt. „In Bayern hat der Wandel gewonnen und die Europäische Union hat verloren“, erklärte der Vize-Premier und Chef der rechten Lega am Sonntagabend. Es sei eine „historische Niederlage für die Christdemokraten und Sozialisten, während das erste Mal die Freunde der AfD in das regionale Parlament einziehen“, so Salvini. „Arrivederci Merkel, Schultz und Juncker.“

DAX dürfte enttäuscht reagieren

Gute Nachrichten bleiben auch zu Beginn der neuen Woche Mangelware. Zu den alten Problemen gesellen sich neue. Die GroKo steht vielleicht auf der Kippe und Trump treibt die Ölpreise in die Höhe, da er mögliche „Bestrafungen“ für Saudi-Arabien ankündigt. Da mag auch die Deutsche Börse nicht mehr mitspielen. Aufgrund technischer Probleme dürfte sich der Handelsauftakt heute verschieben. Vielleicht beruhigen sich die Gemüter dadurch ja ein Bisschen. Je näher der Handelsstart rückte, desto schlechter wurden die Aussichten für den DAX.

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Healthineers vor Trendwende?

Die Papiere von Siemens Healthineers sind vorbörslich zum Wochenauftakt gefragt. Im Vergleich zum Xetra-Schluss am Freitag ziehen die Aktien heute an. Am vergangenen Donnerstag waren die Anteilsscheine mit 31,90 Euro auf den tiefsten Stand seit April abgesackt und hatten nach sieben schwachen Handelstagen rund 16 Prozent an Wert verloren.

Heute dürfte es wieder ein Stück aufwärts gehen. Hintergrund ist eine Empfehlung von der HSBC. Die britische Investmentbank hat Siemens Healthineers nach der jüngsten Kursschwäche von „Hold“ auf „Buy“ hochgestuft. Das Kursziel wurde auf 39,50 Euro belassen. Analyst Richard Latz sieht nun eine gute Kaufgelegenheit, wie er in einer am Montag vorliegenden Studie schrieb. Das Medizintechnik-Unternehmen dürfte in diesem Jahr das obere Ende des angepeilten Umsatzes, die Margen aber nur das untere Ende erreichen. 2019 sollten die Margen aber von nachlassendem Gegenwind von der Währungsseite sowie von Kostensenkungen profitieren.

Ceconomy braucht neues Führungsduo

Bei der Media-Saturn-Mutter Ceconomy soll eine neue Führung die Wende schaffen. Dazu muß ein neuer Vorstandsvorsitzender und auch ein neuer Finanzchef gefunden werden. Für den Chefposten werde „umgehend ein Suchprozess in die Wege geleitet“, kündigte das Unternehmen an. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Fitschen sagte laut Mitteilung, jetzt sei „angesichts der jüngsten Entwicklungen“ der richtige Zeitpunkt für eine personelle Neuaufstellung. Nur so werde es gelingen, „verloren gegangenes Vertrauen am Kapitalmarkt wiederherzustellen“.

Nach zwei Gewinnwarnungen in Folge und einem anhaltenden Kursrutsch hat sich der Aufsichtsrat mit dem bisherigen Vorstandschef Pieter Haas auf eine sofortige Trennung verständigt. Auch Finanzvorstand Mark Frese verlässt das Unternehmen, wird aber bis zur Ernennung eines Nachfolgers die Geschäfte weiterführen. Das teilte die Ceconomy AG in der Nacht zum Samstag in Düsseldorf nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates mit.

Vorbörslich kommen die Pläne sehr gut an.

Kurz & knapp:

Hugo Boss: Die US-Bank J.P. Morgan hat das Kursziel für den Modekonzern vor den Quartalszahlen von 68 auf 70 Euro angehoben und die Einstufung auf „Neutral“ belassen. Sie habe ihren Bewertungshorizont um ein Jahr nach vorn verschoben, begründete Analystin Melanie Flouquet das neue Kursziel in einer am Montag vorliegenden Studie. Wegen des warmen Wetters in Europa im Sommer habe sie nun aber ihre Umsatzerwartung im Gegensatz zu ihrer ursprünglichen Annahme gekürzt. Die Ziele für 2018 sollte der Modekonzern bekräftigen, wenn auch das obere Ende herausfordernd sei.

L3/Harris: Die Konsolidierungswelle in der Rüstungsindustrie rollt weiter. Die beiden US-Rüstungskonzerne L3 Technologies und Harris Corporation wollen fusionieren und damit zu einem der größten Branchenteilnehmer werden. Beide Unternehmen zusammen kommen auf einen Marktwert von rund 33,5 Milliarden US-Dollar (29 Milliarden Euro).

Die Verwaltungsräte hätten dem Deal bereits zugestimmt, hieß es weiter. Die L3-Aktionäre sollen je Aktie 1,3 Harris-Papiere bekommen. Am fusionierten Unternehmen würden damit die Harris-Aktionäre 54 Prozent halten.

Aareal Bank: Der Immobilienfinanzierer bleibt trotz der jüngsten Turbulenzen an den Märkten zuversichtlich. „Das Jahr war herausfordernd, mit teilweise starken Schwankungen im Neugeschäft“, sagte Vorstandschef Hermann Merkens „Euro am Sonntag“. „Wir rechnen aber alles in allem mit einem guten und starken zweiten Halbjahr, so dass wir eher am oberen Ende des für 2018 gesteckten Ziels von sieben bis acht Milliarden Euro Neugeschäft herauskommen dürften.“ Das Gesamtkreditvolumen soll auf Vorjahreshöhe bei 26,5 Milliarden Euro liegen. Beim Konzernbetriebsergebnis werde man ebenfalls innerhalb der bereits deutlich angehobenen Bandbreite von 312 bis 352 Millionen Euro liegen.

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Foto: photocosmos1 / shutterstock.com

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