Siemens Healthineers: Zahlen offenbaren Probleme ++ Ströer: JP Morgan sieht Kurspotenzial von 50 Prozent ++ Traton: VW-Tochter präsentiert gute Zahlen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Auch die neue Woche hat es wieder ordentlich in sich. Gleich 10 Dax-Konzerne werden in dieser Woche die Anleger in ihre Bücher blicken lassen. Morgen stehen mit Fresenius, Fresenius Medical Care, HeidelbergCement und der Lufthansa gleich 4 Vertreter aus der höchsten deutschen Börsenliga auf dem Programm.

Das Highlight der Woche dürfte allerdings die Fed-Entscheidung am Mittwoch sein. Senkt Jerome Powell nach 10 Jahren wieder die Zinsen, dürfte der Markt erleichtert sein. Aber der Wochenstart zeigt, dass die Anleger dem Braten noch nicht so recht trauen. Nachdem schon Mario Draghi nach einigen kernigen Reden am Ende doch nicht viel an der EZB-Politik geändert hat, sind noch nicht alle zu 100 Prozent davon überzeugt, dass der Fed Chef auch durch die Tür Zinswende geht, obwohl er sie im Vorfeld schon sehr weit geöffnet hat.

Besonders US-Präsident Donald Trump hat Jerome Powell diesen Schritt mit seiner anhaltenden Kritik an der amerikanischen Notenbank sehr schwierig gemacht. Senkt der Fed-Chef die Zinsen, dann bleibt auf jeden Fall der etwas fade Beigeschmack, dass der Druck der US-Staatsoberhaupt auch eine Rolle gespielt hat, obwohl Powell immer wieder betont hat, dass die Fed unabhängig agieren.

Dax wartet lieber ab

Obwohl der deutsche Leitindex sich freundlich ins Wochenende verabschiedet hat, bleiben die Anleger zum Start in die neue Woche eher vorsichtig. Nach den zahlreichen Gewinnwarnungen, die wir bereits schon gesehen haben, herrscht wohl zunächst eine etwas vorsichtigere Stimmung. Der Dax kommt in der neuen Woche mit einem Minus von 0,22 Prozent und 12.391,66 Punkten aus den Startlöchern.

Siemens Healthineers: Neues Laborsystem belastet leicht

Beim Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers haben die Probleme im Diagnostikgeschäft auch im dritten Quartal angehalten. Die hohen Anlaufkosten für das neue Laborsystem Atellica bremsten das Wachstum. Das bereinigte operative Ergebnis erhöhte sich leicht um 3 Prozent auf 543 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Montag in Erlangen mitteilte. Das lag leicht unter den Erwartungen der Analysten. Die viel beachtete bereinigte operative Marge sank um 0,8 Prozentpunkte auf 15,2 Prozent. Hier schlugen die Probleme mit Atellica durch.

Der Umsatz stieg um 8 Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro, angetrieben durch gute Geschäfte mit bildgebender Diagnostik. Nach Steuern verbesserte sich der Gewinn um ein Fünftel auf 353 Millionen Euro. Den Ausblick bekräftigte die Siemens-Tochter. Unter anderem sieht das Management die operative Marge bereinigt bei 17,5 bis 18,5 Prozent, was einer Verbesserung im Vergleich zum Vorjahreswert von 17,2 Prozent entspricht. Allerdings hatte Finanzvorstand Jochen Schmitz im zweiten Quartal bereits angekündigt, eher die untere Hälfte der Zielspanne zu erreichen.

Ströer: Aktie weiter in Höhenflug

Die Aktien des Außenwerbespezialisten Ströer dürften ihre Rekordrally am Montag nach einer optimistischen Studie der US-Bank JP Morgan fortsetzen. Im Xetra-Hauptgeschäft würde damit eine neue Bestmarke unmittelbar in Reichweite rücken – und wenn es nach dem Analysten Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan geht, ist das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Er hob sein Kursziel von 62 auf 103 Euro an. Damit sieht er rund 50 Prozent Kurspotenzial und bestätigte seine „Overweight“-Empfehlung.

Ströer ist für Diebel ein großer Profiteur eines von ihm erwarteten immer schnelleren Wandels hin zu Außenwerbung – zu Lasten der Werbung in klassischen Medien wie Print. Der Analyst sieht Ströer als ein Kerninvestment im europäischen Mediensektor.

Der JPMorgan-Experte übernimmt mit seiner Studie den Platz als optimistischster Analyst für Ströer vom Commerzbank-Experten Stephan Klepp. Der hatte erst Anfang Juli eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 80 Euro ausgesprochen. Ohnehin raten 8 der 10 im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten zum Kauf der Papiere. Verkaufsempfehlungen gibt es aktuell keine.

Das Wachstum spiegelt sich auch im Aktienkurs wider. Erst Anfang Juli waren sie auf die bisherige Bestmarke von 69,40 Euro gesprungen, bevor Anleger erst einmal Kasse machten. So ging es allein seit Jahresbeginn um rund 63 Prozent nach oben, was einen der vorderen Plätze im Nebenwerte-Index SDax bedeutet. Seit dem Tief im Jahr 2012 hat sich der Wert der Papiere mehr als verzehnfacht.

Kurz & knapp:

Traton: Die VW-Nutzfahrzeugtochter hat die Profitabilität im ersten Halbjahr deutlich gesteigert. Dabei profitierte die Gesellschaft von einer nach wie vor guten Entwicklung in Europa und Brasilien. Die operative Rendite kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,1 Prozentpunkte auf 7,9 Prozent, wie das Unternehmen am Montag in München mitteilte. Die erst im Juni an die Börse gebrachte Lkw- und Bustochter von Volkswagen verzeichnete ein deutliches Gewinnplus. Das operative Ergebnis stieg um ein Viertel auf 1,1 Milliarden Euro. Das Umsatzwachstum setzte sich im ersten Halbjahr ebenfalls fort. Die Erlöse stiegen um 7 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro. Allerdings war der Auftragseingang um 6 Prozent rückläufig. Gründe waren rückläufige Lkw-Bestellungen unter anderem in Europa sowie geringere Aufträge für Busse in Mexiko und im Nahen Osten. Insgesamt setzte die VW-Tochter 123 336 Fahrzeuge ab und damit rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr.

Novartis: Dicht daneben ist auch vorbei. Der Schweizer Pharmakonzern hat in seiner wichtigen Paragon-Studie mit dem Herzmittel Entresto die gesteckten Ziele knapp verfehlt. Wie der Konzern am Montag mitteilte, waren die Ergebnisse zwar klinisch wichtig, allerdings nicht statistisch signifikant. Dies wäre aber das Ziel der Studie gewesen. Getestet wurde an Patienten, die an einer sogenannten diastolischen Herzinsuffizienz leiden. Bei dieser Form der Herzinsuffizienz weisen die Betroffenen meist eine noch relativ gut erhaltene systolische Pumpfunktion auf (Heart Failure with preserved Ejection Fraction, HFpEF). In der Studie wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Entresto (Sacubitril/Valsartan) dem aktiven Vergleichspräparat Valsartan gegenübergestellt. Die Studie verfehlte nur knapp die statistische Signifikanz für das Ziel, das Risiko eines kardiovaskulären Todes zu reduzieren und die nötigen Krankenhausaufenthalte bei Herzinsuffizienz zu verringern.

Ryaniar: Der Brexit-Wirrwarr und ein harter Preiskampf in Deutschland haben Europas größtem Billigflieger im ersten Geschäftsquartal einen Gewinneinbruch eingebrockt. In den Monaten April bis Juni verdiente das irische Unternehmen 243 Millionen Euro und damit 21 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Zwar legten die Zahl der Passagiere und der Umsatz um jeweils elf Prozent zu. Dies gelang aber nur, weil Ryanair die Ticketpreise im Schnitt um sechs Prozent senkte. Zusatzerlöse etwa für Sitzplätze nach Wunsch fingen den Rückgang auf. Allerdings zehrten gestiegene Kosten für Treibstoff, Flughafengebühren und Personal am Gewinn. Ryanair-Chef Michael O’Leary hatte das bereits vorausgesehen und für das laufende Geschäftsjahr nur noch einen Gewinn von 750 bis 950 Millionen Euro angekündigt – praktisch höchstens so viel wie im Vorjahr. An dieser Prognose hält das Management nun weiter fest.

Von Markus Weingran

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Foto: testing/Shutterstock.com

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