Tesla: Aktie rauscht weiter bergab – Neues Tief seit 2016 erreicht – Was für Optionen bleiben Elon Musk jetzt noch?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Aktien von Tesla haben am Donnerstag die Verluste der vergangenen Monate ausgeweitet. Der Kurs des Herstellers von Elektrofahrzeugen rutschte auf den tiefsten Stand seit Anfang 2016. Gut eine Stunde vor US-Börsenbeginn notieren die Papiere mit einem weiteren Minus von knapp 5 Prozent bei 164 Euro.

Tesla im Kreuzfeuer der Analystenkommentare

Die Citigroup senkte bereits am Mittwoch das Kursziel für die Aktien von 238 auf 191 Dollar und bekräftigte die Verkaufsempfehlung. Der Kurs hatte zuletzt unter einer Kapitalerhöhung gelitten.

Analysten bemängeln zudem eine noch immer schwache Profitabilität sowie einen starken Rückgang der Barmittel. Vom Hoch der Papiere Anfang Dezember 2018 bei knapp 380 Dollar hat die Aktie mittlerweile fast die Hälfte eingebüßt.

„Im Vergleich zum kurzfristigen Bedarf ist Tesla zu stark gewachsen“, kritisierte Analyst Adam Jonas von der Bank Morgan Stanley, die am Montag bereits ein Worst-Case-Szenario für die Aktie gegeben haben, das für Aufsehen gesorgt hat: Angesichts der hohen Schuldenlast und der Abhängigkeit von der Nachfrage aus China, die wegen des Handelsstreits mit den USA einbrechen könnte, müsse im schlimmsten Fall mit einem Absturz der Tesla-Aktie auf zehn Dollar gerechnet werden. Vorher lag der unterste geschätzte Wert noch bei 97 Dollar. Sein aktuelles Kursziel liege bei 230 Dollar, fügte Jonas hinzu. Das bullischste Preisszenario sieht er bei 391 US-Dollar.

Auch der Co-Founder des Analystenhauses Loup Ventures, Gene Munster, sieht die Lage bei Tesla kritisch. Er geht davon aus, dass Tesla seine Lieferziele für 2019 wahrscheinlich verfehlen wird, da der Umsatz in China durch den Handelskrieg zwischen den beiden Ländern schrumpft. Der Analyst senkte seine Schätzung für den weltweiten Autoverkauf von Tesla im Gesamtjahr um rund 10 Prozent auf 310.000 Fahrzeuge, verglichen mit dem vom Hersteller im März festgelegten Ziel von mindestens 360.000 Einheiten.

Wie ist die Lage bei Tesla?

Morgan Stanley erwartet, dass das Unternehmen zwischen 2020 und 2024 jährlich durchschnittlich 165.000 Fahrzeuge in China verkauft. Dies führt zu einem jährlichen Umsatzrisiko von etwa 9 Milliarden US-Dollar, bei einem durchschnittlichen Wert von 55.000 US-Dollar. In einem Bärenszenario wird jedoch davon ausgegangen, dass Tesla im Laufe der Jahre bei den Einnahmen durch sinkende Margen einbüßen muss, „was zu einem Wertverlust von 16,4 Milliarden US-Dollar führt“.

Vor allem die Auswirkungen des Handelskrieges, aber auch das mangelnde Interesse an dem neuen „Model Y“ sorgen zur Zeit für ein Defizit zwischen Angebot und Nachfrage bei dem Autobauer.  „Heute gibt es mehr Angebot an Tesla-Autos als Nachfrage, sie verbrennen Cash und keiner schert sich um das Model Y“, wird Schreckensszenario-Zeichner Adam Jonas vom Business Insider zitiert.

Neben den Absatz-Sorgen leide Tesla unter einem Glaubwürdigkeitsdefizit, konstatierte Analyst Ben Kallo vom Vermögensverwalter Baird. Dies hänge unter anderem mit der missglückten Kommunikationspolitik von Firmenchef Elon Musk zusammen. Es werde voraussichtlich Wochen oder gar Monate dauern, bis Tesla dies überwunden habe.

Im April 2019 verzeichnete Tesla mit einem Umsatzrückgang von 37 Prozent einen der bislang schlimmsten Quartalsverluste, während die Fahrzeugauslieferungen gegenüber dem vierten Quartal 2018 um 31 Prozent zurückgingen.

Wie könnte eine Lösung aussehen?

Preissenkungen, Umstrukturierungen, Kapitalerhöhungen - All diese Sachen hat Tesla schon in die Wege geleitet, es hat den Konzern aber nicht aus seiner schwierigen Situation geführt. Die Hauptprobleme liegen, neben der gesunkenen Nachfrage, weiterhin bei den hohen Produktionskosten und den Schulden.

Tesla wird wahrscheinlich überleben, wenn der weltweite Markt für Elektrofahrzeuge ansteigt, sagte Gene Munster gegenüber der US-Nachrichtenagentur Bloomberg. Die jüngsten Kapitalerhöhungen geben Tesla ein zweijähriges Liquiditätspolster, sofern die Auslieferungen bis 2020 300.000 Einheiten pro Jahr überschreiten, obwohl sich der Zeitraum verringert, wenn die Fahrzeugverkäufe unter dieses Niveau fallen, sagte er.

Wäre eine Übernahme die Rettung?

Angesichts der stark im Preis gesunkenen Aktien wird Tesla langsam aber sicher zu einem Übernahmeziel. Es kursiert bereits seit Jahren das Gerücht, dass der Online-Gigant Apple Tesla auf seiner Wunschliste hat. In einem Interview mit CNBC hat Craig Irwin, Senior-Analyst beim Investmenthaus Roth Capital Partners, in dieser Woche ausgeplaudert, dass Apple vor „ungefähr 6 Jahren“ bei Tesla für eine Übernahme angeklopft hat. Der Experte behauptet, dass „ernsthafte Angebot“ habe damals bei 240 Dollar je Aktie gelegen. Apple könnte stand Heute sogar günstiger bei Tesla zum Zuge kommen.

Der Experte spekuliert weiter, dass Apple unter anderem an einer Akkutechnik arbeite, da der Konzern sehr große „Driving Rooms“ in Kalifornien aufbaue, um Fahrzeuge zu testen. Apple hat solche Gerüchte weder bestätigt noch dementiert. Offiziell heißt es lediglich, dass der Tech-Riese weiter im Bereich Autonomes Fahren forscht, anscheinend wurde der Fokus jedoch verlagert: Laut Reuters wurden Anfang dieses Jahres fast 200 Arbeiter aus dem Firmen-Bereich autonomen Fahren entlassen.

Und Apple könnte es sich wahrscheinlich leisten – laut jüngstem Quartalsbericht verfügt das Unternehmen über ein Nettoguthaben von 113 Milliarden US-Dollar.

Die Frage hierbei wäre, ob die beiden Vorstandvorsitzenden Elon Musk und Tim Cook wirklich zusammenpassen.

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Zumindest Elon Musk selbst scheint weiterhin an seiner Firma, die für ihn mehr eine übergeordnete Zukunftsvision der Mobilität von Morgen darstellt, als weniger ein bloßes Unternehmen, festzuhalten. Eine SEC-Einreichung, die am Montag auf Teslas Website veröffentlicht wurde, besagt, dass der CEO 102.880 Aktien zu einem Kurs von 243 US-Dollar oder im Wert von 25 Mio. US-Dollar erworben hat. Ein stärkeres Zeichen, an seine Firma zu glauben, kann es wohl kaum geben. Musk hat sich öffentlich verpflichtet, der Letzte zu sein, der seine Aktien verkaufen würde.  Er besitzt knapp 20 Prozent der Anteile von Tesla.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Arcansel / Shutterstock.com

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