Thomas-Cook-Aktie mit Hoffen und Bangen – woran es jetzt noch hakt

Fool.de · Uhr

Auf Aktionäre von Thomas Cook kommen nun zwei spannende Wochen zu. Alles ist möglich und die offenen Fragen werden nicht weniger.

Die letzten Entwicklungen

Ende August ging durch die Presse, dass Thomas Cook gerettet sei. Der Hauptaktionär und die Gläubiger würden dem Konzern helfen wollen und die Rahmenbedingungen seien geklärt. Von „geklärt“ kann jedoch keine Rede sein und von „helfen“ eigentlich auch nicht. Vielmehr scheint es ein Hauen und Stechen um die Konditionen zu geben. Schließlich geht es ja auch um Werte in Höhe von vielen Hundert Millionen Euro und es macht den Eindruck, als ob die beiden Gruppen sich das Vehikel auf Kosten der Kleinaktionäre unter den Nagel reißen wollen.

So kurzfristig wie erhofft gelingt es aber offenbar nicht, einen Weg zu finden, der legal ist und den größtmöglichen Nutzen für die beiden mächtigsten Parteien in diesem Spiel bringt. Statt bis zum 16. September nimmt man sich jetzt noch mal bis zum 27. Zeit, um alles durchzuspielen. Wenige Tage später soll dann über das Vereinbarte abgestimmt und in den ersten Oktoberwochen die Implementierung durchgezogen werden.

Die Zweifel mehren sich

Die Gläubiger wollen einem Deal wohl nur zustimmen, wenn die Aktionäre dabei praktisch enteignet werden. Großaktionär Fosun wiederum lässt sich nur enteignen, wenn er gleichzeitig zu günstigen Konditionen die Kontrolle über das Pauschalreisegeschäft bekommt.

Das Problem für die beiden ist allerdings, dass sie die freien Aktionäre nicht nach Gutdünken ausbooten dürfen. Wird der Preis je neuer Aktie für die Eigenkapitalerhöhung zu niedrig angesetzt, dann werden viele Kleinaktionäre mitmachen, was einen großen Einfluss auf die Mehrheitsverhältnisse hätte. Die britische Presse geht auch davon aus, dass die Maßnahme mehr als 1 Mrd. Britische Pfund erlösen würde, also nicht nur die 900 Mio. Pfund der beiden, sondern noch zusätzliche Mittel aus dritter Quelle.

Hinzu kommt nun allerdings noch eine weitere mächtige Gruppe, nämlich gewisse Hedge Funds, die Versicherungen gegen einen Kreditausfall (englisch: credit default swaps, kurz: CDS) von Thomas Cook erworben hatten. Da die Reorganisation der Schulden auf den ersten Blick mit Verlusten für die Anleihegläubiger verbunden ist, müssten diese Absicherungen eigentlich einspringen und für entsprechende Entschädigungen sorgen. Aber die Sache ist kompliziert. Ob es zu einer Auszahlung kommen muss, entscheidet ein hochrangiges Expertenkomitee.

Vieles hängt dann wieder von der Ausgestaltung der Restrukturierung ab. Ob es also gelingt, einen Weg zu finden, den alle mitgehen können, ist deshalb heute genauso unsicher wie vor einigen Monaten. Die britische Luftfahrtaufsicht bereitet sich daher auch schon einmal auf das Schlimmste vor. Gestrandete Pauschalreisende müssten im Pleitefall auf Staatskosten zurückgeholt werden.

Drei Szenarien sind jetzt möglich

Wenn die Komplexität der Lage keine Lösung zulässt und der Deal scheitert, dann schaut es zappenduster für die Aktionäre aus. Es ist nun viel Zeit verstrichen, seitdem die Suche nach Investoren begonnen hatte. Dass man auf die Schnelle noch eine Alternative aus dem Hut zaubern könnte, ist daher unwahrscheinlich. Vielmehr käme es wohl zu einer Zerschlagung, deren Erlöse vollständig den Gläubigern zufließen würden - zur besonderen Freude der CDS-Versicherten.

Am besten wäre hingegen, wenn sich alle Parteien auf eine Kapitalerhöhung einigen könnten, bei der der Preis der neuen Aktien im Bereich der letzten Kurse liegt, also irgendwo zwischen 4 und 9 Pennys. Ohne selbst an der Maßnahme teilnehmen zu müssen, bestünde dann immerhin eine gute Chance, auf lange Sicht ansehnliche Kursgewinne gegenüber dem aktuellen Katastrophenniveau einzustreichen, wenn dem Konzern der Turnaround gelingt.

Aus meiner Sicht wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Preis deutlich tiefer festgelegt wird (vielleicht sogar weniger als ein Penny), sodass der Verwässerungseffekt besonders stark ausfällt. In diesem Fall muss sich jeder Aktionär fragen, was wohl seine Bezugsrechte wert sind - eventuell ein Vielfaches davon. Je nachdem, was geboten wird, könnten diese dann entweder verkauft oder ausgeübt werden.

Nach meiner Einschätzung können Aktionäre beim aktuellen Kurs von unter 5 Pennys (17.09.) nicht mehr viel verlieren - solange ein Deal zustande kommt! Das Risiko eines Scheiterns ist allerdings größer geworden in den letzten Tagen. Die Inhaber der CDS-Papiere wollen Geld sehen, die Gläubiger bekommen so oder so die Mehrheit an dem Konzern und wenn Fosuns Anteil praktisch wertlos werden soll, dann kann man kaum davon ausgehen, dass die Chinesen sich für die Mitaktionäre einsetzen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019

Foto: The Motley Fool

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