Uber: Börsengang floppt weiter – Fahrdienste nicht hoch im Kurs der Anleger

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Börsengang des US-Fahrdienstvermittlers steht weiterhin unter einem schlechten Stern. Tag 2 an der Wall Street dürfte ebenfalls kein guter werden für Uber. Vorbörslich sackt die Aktie um weitere 4 Prozent ab. Damit floppt der größte Börsengang seit Jahren weiter. Bereits beim Börsengang am vergangenen Freitag musste Uber deutliche Verluste verkraften.

Minus 8 Prozent zum Börsendebut

Die Uber-Aktien erfreuten sich beim ihrem Börsengang keiner großen Beliebtheit. Der erste Kurs der Papiere lag am Freitag bei 42 Dollar und damit knapp sieben Prozent unter dem Ausgabepreis von 45 Dollar. Am Ende gingen die Aktien sogar mit einem Minus von knapp acht Prozent und einem Kurs von 41,57 Dollar aus dem Handel. Uber hatte beim Börsengang rund 8,1 Milliarden Dollar (7,2 Mrd Euro) eingesammelt, seine Aktien aber nicht so erfolgreich wie erhofft platzieren können.

Größter Börsengang seit 2014

Angesichts der schlechten Stimmung am Markt hatte sich bereits abgezeichnet, dass die Nachfrage verhalten sein dürfte, dennoch war der Handelsauftakt eine Enttäuschung. Uber stemmte zwar den größten Börsengang seit dem des chinesischen Amazon -Rivalen Alibaba 2014. Die in San Francisco ansässige Firma war von Investoren insgesamt mit 82 Milliarden Dollar bewertet worden. Damit blieb sie aber deutlich unter der zeitweise angepeilten Marke von 100 Milliarden Dollar.

Freude nicht sehr groß

Dabei war es durchaus ein großes Spektakel an der Wall Street: Die New Yorker Börse empfing Uber mit einem riesigen Firmenbanner, der Andrang im Finanzdistrikt war groß. Kein Wunder: Monatelang hatten die Finanzmärkte auf den Börsengang des Jahres hingefiebert. Das Uber-Management um Vorstandschef Dara Khosrowshahi läutete wie traditionell üblich die New Yorker Börsenglocke und verzog keine Miene, als sich der enttäuschend schwache Handelsstart abzeichnete.

Kein gutes Umfeld für einen Börsengang

Aufgrund der jüngsten Verluste an den Börsen war in den vergangenen Tagen schon spekuliert worden, dass der Zeitpunkt für Ubers Premiere sich als unglücklich erweisen könnte. Für Skepsis sorgte auch schon länger, dass Ubers kleinerer Rivale Lyft , der im März an die Börse ging, besonders unter Druck steht. Uber hatte bei der Festlegung der Preisspanne bereits zurückhaltend agiert. Voriges Jahr wurde Uber noch eine Bewertung von 120 Milliarden Dollar zugetraut.

Schwarze Zahlen in weiter Ferne

Uber lockt Anleger mit starkem Wachstum. 2018 stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um 42 Prozent auf 11,3 Milliarden Dollar. Im Fahrdienst-Kerngeschäft geriet das Wachstum in den letzten Quartalen allerdings ins Stocken. Zudem steckt Uber tief in den roten Zahlen. Ohne Sondererlöse durch den Verkauf von Geschäftsteilen fiel im vergangenen Jahr ein Minus von fast 1,9 Milliarden Dollar an.

Nach Informationen des „Wall Street Journal“ geriet Uber im ersten Quartal sogar noch tiefer in die Verlustzone. In den zwölf Monaten bis Ende März wurden demnach 3,7 Milliarden Dollar eingebüßt – ein Rekordminus für Unternehmen im Jahr vor ihrem Börsengang. Zudem geriet die vor zehn Jahren gegründete Firma durch ihre aggressive Expansion, bei der sie sich mitunter nicht besonders um Regeln und Gesetze scherte, in viele Konflikte mit Behörden rund um den Globus.

Mitgründer und Chef Travis Kalanick musste nach einer Reihe von Skandalen gehen. Seinem Nachfolger Khosrowshahi gelang es zwar, den Ruf etwas aufzupolieren und einige Auseinandersetzungen wie etwa einen Rechtsstreit um Roboterauto-Patente mit der Google -Schwester Waymo zu beenden. Doch Ärger gibt es nach wie vor. So protestierten vor dem Börsengang etwa Uber-Fahrer mit Streiks, um auf angeblich schlechte Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen.

Bei der Börsenpremiere stellt sich für Anleger indes vor allem die Frage, ob Uber schwarze Zahlen liefern kann. Khosrowshahi warnte bereits vor Monaten, Uber sei nichts für Investoren, die „ein vorhersehbar profitables Unternehmen wollen“. Auch im Wertpapierprospekt wird darauf hingewiesen, dass ungewiss ist, ob Uber jemals die Gewinnzone erreichen wird. Solche Warnungen sind bei verlustreichen Start-ups zwar gängig, doch bei einer Firma der Größe Ubers sollten Aktionäre ihnen durchaus Beachtung schenken.

Konkurrent Lyft kämpft mit ähnlichen Problemen

Der Uber-Rivale Lyft hat mit seinen ersten Quartalszahlen an der Börse die Anleger auf tiefrote Zahlen eingestimmt. Dieses Jahr werde das verlustreichste in der Lyft-Geschichte, unter anderem weil die Firma massiv in Service-Stationen sowie neues Geschäft mit elektrischen Fahrrädern und Tretrollern investiere, kündigte der Fahrdienst an. Bei den ersten Quartalszahlen seit dem Börsengang meldete Lyft einen Verlust von 1,1 Milliarden Dollar. Er geht allerdings vor allem auf Kosten für die Vergütung mit Aktien im Zuge des Börsengangs in Höhe von 859 Millionen Dollar zurück.

Zahlen trotzdem über den Erwartungen

Der bereinigte Verlust sank im Jahresvergleich dagegen von 228,4 auf 211,5 Millionen Dollar. Analysten hatten mit einem höheren Minus bei über 270 Millionen Dollar gerechnet. Zugleich wächst Lyft weiterhin schnell: Der Fahrdienst-Vermittler verbuchte im ersten Vierteljahr Erlöse von 775 Millionen Dollar. Das war fast doppelt so viel wie im Vorjahresquartal – und mehr als viele Analysten erwartet hatten.

Aktie fällt weiter

Über dem Ausgabepreis von 72 Dollar notierte das Wertpapier von Lyft nicht sehr lange. Am ersten Handelstag ging es zwar sogar zeitweise über 80 Dollar, allerdings war das nur ein kurzer Ausflug. Schon kurz danach setzte die Aktie zu einer Talfahrt an. Mittlerweile liegt der Kurs nur noch knapp über 50 Dollar. Allein am Freitag büßte das Papier über 7 Prozent ein. Genau wie bei Uber stellt sich auch bei Lyft die Frage, wann soll das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben.

Von Markus Weingran

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Foto: kurhan / Shutterstock.com

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