Umfrage - Corona-Risiken machen Unternehmen die größten Sorgen

Reuters · Uhr

München (Reuters) - Mit dem Coronavirus-Ausbruch sind die lange vernachlässigten Risiken rund um eine Pandemie schlagartig ins Bewusstsein der Unternehmen gerückt.

Das zeigt das "Allianz Risk Barometer", eine Umfrage der Großkunden-Sparte AGCS des Münchner Versicherungsriesen bei gut 2700 großen Unternehmen, Verbänden, Maklern und Risikoexperten. Der Ausbruch einer Pandemie selbst ist dabei nicht einmal die größte Sorge der Befragten. Am häufigsten genannt wurde bei der Frage nach den wichtigsten Geschäftsrisiken die Betriebsunterbrechung - also ein Produktionsstopp, wie ihn im Frühjahr 2020 Unternehmen wegen der coronabedingt ins Stocken geratenen Lieferketten erlebten. 41 Prozent macht das Kopfzerbrechen, vor einem Jahr waren es 37 Prozent. "Das wird langfristig sicher zu einer Umorientierung und Verkürzung der Lieferketten führen", sagte Jürgen Wiemann, Leiter der Sachversicherung-Sparte von AGCS in Zentral- und Osteuropa.

Die Bewältigung einer Pandemie - mit ihren Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter, den Schutz der Arbeitsstätten und die Bewegungsfreiheit - sehen 40 Prozent der Befragten als Risiko für ihr Geschäft und damit als zweitgrößte Gefahr. In den vergangenen Jahren rangierte dieses Thema unter ferner liefen. In der Umfrage vor einem Jahr hatten ganze drei Prozent den flächendeckenden Ausbruch einer Krankheit als Gefahr gesehen. "Die Pandemie war natürlich das größte unterschätzte Risiko", sagte AGCS-Manager Hans-Jörg Mauthe am Montag.

Auf Platz drei rangieren mit ebenfalls 40 Prozent Risiken aus Cyber-Vorfällen wie Hackerangriffen. Sie hatten Unternehmen weltweit vor einem Jahr noch die größten Sorgen gemacht. Der massenhafte Rückzug ins Homeoffice und der damit verbundene Digitalisierungsschub habe neue Einfallstore für Cyber-Attacken geschaffen. "Betriebsunterbrechung, Pandemie und Cyber sind stark miteinander verknüpft und zeigen die wachsende Verwundbarkeit unserer hochgradig globalisierten und vernetzten Welt auf", sagte AGCS-Chef Joachim Müller. Die Umfrageteilnehmer aus Deutschland stuften Cyber sogar als zweitgrößtes Risiko ein - deutlich vor einer Pandemie selbst.

Etwas aus dem Blickfeld geraten ist bei den Unternehmen weltweit der Klimawandel: Nur noch 13 Prozent nennen ihn als eine der drei größten Gefahren für ihr Geschäft, vor einem Jahr waren es 17 Prozent. In Deutschland ist das anders: Hier sehen ihn nun zwölf (2020: zehn) Prozent als konkretes Risiko. "Das wird gesellschaftlich in den nächsten 20 bis 30 Jahren die größte Herausforderung", sagte Mauthe.

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