Unions-Politiker dringen auf Einigung bei Kanzlerkandidatur

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Mehrere führende Unionspolitiker dringen auf eine rasche Entscheidung bei der Unions-Kanzlerkandidatur.

CDU-Vize Silvia Breher, die den CDU-Vorsitzenden Armin Laschet unterstützt, forderte in der ARD eine schnelle Einigung der Parteichefs von CDU und CSU. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) appellierte an Laschet und CSU-Chef Markus Söder, den Streit beizulegen. "Ich leide unter dieser sehr schwierigen Situation für CDU und CSU", sagte Seehofer der "Augsburger Allgemeinen". Der CDU-Politiker Friedrich Merz griff Söder erneut an, forderte ebenfalls eine schnelle Einigung.

CDU-Vize Julia Klöckner widersprach der Einschätzung, dass der Auswahlprozess der Union schaden werde. "Die intensiven Gespräche in unserer Partei sind kein ungewöhnlicher Prozess, schließlich stehen wir nach 16 Jahren Angela Merkel am Ende einer erfolgreichen Ära und vor einer Zäsur", sagte die Landwirtschaftsministerin der "Rheinischen Post". "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir es schaffen, als Union geschlossen und gestärkt in diese Bundestagswahl zu gehen."

Laschet und Söder waren am Dienstag in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion aufgetreten. Dort hatten sich auch mehr als zwei Dutzend CDU-Abgeordnete für den bayerischen Ministerpräsidenten als Kanzlerkandidat ausgesprochen und auf dessen gute Umfragewerte verwiesen. Allerdings gab es auch Unterstützung für Laschet, der am Montag die einhellige Rückendeckung von CDU-Präsidium und Bundesvorstand bekommen hatte. Während Söder darauf verwies, dass der Tag nun "nachwirken solle", hatte der CDU-Chef darauf verwiesen, dass die Fraktion nicht das Gremium der Entscheidung sei. "Es hat sich nichts geändert. Laschet will es werden", sagte ein CDU-Bundesvorstandsmitglied zu Reuters. Söder-Unterstützer betonen, dass dies bei dem CSU-Chef nicht anders sei. Laut einer Forsa-Umfrage schneidet dieser in der Kanzlerpräferenz der Deutschen erneut deutlich besser als Laschet.

In der Union herrscht Unklarheit, wie der Streit genau aufgelöst werden soll. Beide Parteichefs hatten am Dienstag davon gesprochen, dass dies bis Ende der Woche gelingen soll. Laschet hatte von einer Einigung unter den beiden Parteichefs gesprochen. Söder hatte eine Verhandlungsgruppe beider Parteien ins Spiel gebracht. "Ich kann nicht sagen, wie sie das bewerkstelligen könnten", sagte Seehofer. Söder nahm am Mittwoch an einer Sitzung der CSU-Landtagsfraktion in München teil. Dort wurde erwartet, dass sich die Fraktion hinter den CSU-Chef stellt.

Der CDU-Wirtschaftspolitiker Merz sprach sich erneut für Laschet als Unions-Kanzlerkandidat aus. Dieser habe das klare Votum der CDU-Gremien, betonte er im Deutschlandfunk. Merz verweist darauf, dass Bayern zudem bei der Corona-Bekämpfung schlechter dastehe als Nordrhein-Westfalen. Söder habe 2018 bei der bayerischen Landtagswahl 2018 das schlechteste CSU-Ergebnis der Nachkriegsgeschichte erreicht. Zudem habe Söder 2018 nach "rechts gewinkt" und umwerbe nun die Grünen. Er wünsche sich "etwas weniger Anbiederung an den Zeitgeist", sagte Merz, der gegen Laschet im Januar bei der Wahl zum CDU-Chef unterlegen war.

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