Unterschiedliche Anleger, unterschiedliche Wünsche

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Er war wie erwartet, der Börsentag Dresden. Wirklich gelungen. Etwas ist mir in den vielen Gesprächen dennoch aufgefallen, was sich im Laufe der Zeit verändert hat. Dazu muss man wissen, dass die Börsentagbesucher (nicht nur in Dresden) fast ausnahmslos Aktionäre sind - viele sind auch keine Anfänger mehr, sondern haben schon einiges an Erfahrung gesammelt. Und das macht die Veränderung in der Fragestellung an Aussteller und Referenten aus. „Was kann man noch kaufen?“ Diese eher simple (wenn auch nachvollziehbare) Frage wurde früher überall von jedem gestellt. Heute klingt es ja zunehmend „Was sollte man jetzt tun?“ Den typischen Privatanleger gibt es nicht, die Aktienfans sind nicht nur hinsichtlich ihres Alters ganz unterschiedlich. Und der wirklich langfristige Investor, dem es um die Altersvorsorge geht, hat nun mal andere Fragen als der kurzfristige Trader.

In Dresden bin ich jedenfalls spürbar mehr Anlegertypen begegnet als in den Jahren zuvor. Und das hat die Gespräche und Diskussionen besonders interessant gemacht. Nun beklagen wir seit langem, dass es bei uns im Land der „Falsch-Sparer“ zu wenig Aktienanleger gibt. Die Besucher von Börsentagen und Anlegermessen sind jedenfalls besonders engagiert und wissensdurstig. Übrigens wunderst du dich als alter Börsenfuchs manchmal, wieviel Kohle im Depot steckt.

So traf ich am Samstag auf einen mittelalten Mann, der seit längerem in Aktien anlegt, jetzt aber vor neuen Entscheidungen steht, denn er hat gerade gut 250.000 Euro plus ein Haus geerbt. Seine Frage: Weiter in Aktien oder andere Anlageklassen? Ein Wissenschaftler im Ruhestand, der „ein paar Hunderttausend“ vorwiegend in bekannten deutschen und europäischen Aktien hat, will ebenfalls einen großen Betrag diversifizieren. Frage: Alle reden von den Schwellenländern - soll ich Asienfonds kaufen? Einige kurz- bis mittelfristig denkende Anleger trauen der Wall Street nicht mehr. Typische Frage: Immer neue Rekorde - soll ich jetzt Gewinne mitnehmen? Gerade die Fortgeschrittenen machen ihre Engagements oft auch von Kosten und Gebühren abhängig. Mitunter wird dieses Thema sogar überbetont. Jedenfalls wird möglichst ziemlich genau verglichen, was so an laufenden Kosten, Ausgabeaufschlägen etc. anfällt. Das, aber auch die Serviceleistungen der Broker gehört auch zu den Interessen des Studenten, der „mindestens fünf bis sieben Trades“ pro Tag macht.

Etwas ist - leider - heute wie gestern: Gier und Ungeduld. Selbst Privatanleger, die ausdrücklich ihre gaaanz langfristige Zielsetzung betonen, werden unruhig und fangen an zu meckern, wenn ihre Aktie, ihr Fonds oder Zertifikat ein paar Monate lang eine Kursdelle kriegt. Demgegenüber trifft man erfreulicherweise auch Anleger, die gerade in dieser Hinsicht dazugelernt haben, gelassener geworden sind und unaufgeregt Empfehlungen beispielsweise für Depotumschichtungen suchen.

Das Interesse am Thema kryptische Währungen (Bitcoin) tendierte in Dresden gegen null. Dafür waren die Kugelschreiber der Aussteller nach meinen Beobachtungen gefragt wie nie …

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