Vermögensverwalter-Test 2019: Die neue Welt des Private Bankings
Am 19. November 2018 fand in Berlin der 15. Berliner Private Banking Gipfel statt, auf dem der Berliner Wirtschafts- und Finanzverlag FUCHSBRIEFE in Zusammenarbeit mit Dr. Richter | IQF, die Top-Vermögensmanager des Jahres ermittelt.
Auf dem Branchengipfel werden seit 2001 jährlich die Top-Institute unter den etwa 100 getesteten Finanzdienstleistern, Groß- und Privatbanken und unabhängigen Vermögensberatern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg prämiert. Darüber hinaus können Institute in der Langzeitwertung „Ewige Bestenliste“ ausgezeichnet werden, um die mittlerweile rund 300 Anbieter konkurrieren.
Die Gewinner
Als bester Anbieter wurde die Bank Gutmann mit Sitz in Wien ausgezeichnet, die auch zum zweiten Mal in Folge die „Ewige Bestenliste“ anführt. Vier weitere Anbieter durften sich über die Auszeichnung „Top-Anbieter“ freuen, nämlich das Bankhaus Carl Spängler & Co. AG, die Capital Bank – GRAWE Gruppe AG, die Schoellerbank AG Salzburg sowie die WALSER PRIVATBANK AG. Alle fünf Institute sind österreichische Anbieter, erzielten mindestens 95 Prozent Bestpunktzahl im Test und schneiden in jeder der vier Wertungskategorien mindestens mit „Gut“ ab.
MiFID II
Der diesjährige Vermögensverwalter-Test der FUCHS I RICHTER PRÜFINSTANZ fand auf der Basis von MiFID II statt. Die Finanzmarktregulierungsrichtlinie trat am 03. Januar 2018 in Kraft. Der Test sollte die Auswirkungen von MiFID II im Private Banking zu untersuchen.
Die Testsituation
Getestet wurden alle Kreditinstitute mit Testkunden der FUCHS I RICHTER PRÜFINSTANZ, die sich mit einer individuellen Lebensgeschichte bei den jeweiligen Banken vorstellten. Für alle Testkunden gab es die Vorgabe, eine Erbschaft von drei Millionen Euro (nach Steuern 2,1 Millionen Euro) bei zwei Banken in Konkurrenz anzulegen. Risikovorgabe war ein maximaler Verlust des erreichten Höchststandes (Maximum Drawdown) von 10 bis 20 Prozent. Manche Testkunden erwarteten regelmäßige Ausschüttungen oder Unterstützung beim Kauf einer Immobilie.
Die Banken wurden in vier Wertungskategorien geprüft und bewertet. Das Beratungsgespräch macht 45 Prozent der Wertung aus, die Vermögensstrategie 20 Prozent, die Portfolioqualität 15 Prozent und die Transparenz 20 Prozent. Das Abschneiden im Performance-Projekt der Prüfinstant und die Vertrauenswürdigkeit der Banken fließt in die Transparenzbewertung mit ein.
Die Gebühren
Geprüft wurde auch das Gebührenniveau der Institute. Ergebis: Das durchschnittliche Gebührenniveau sinkt leicht; im Schnitt beträgt das Minus 10 Basispunkte, also 0,10%-Punkte gegenüber dem Vorjahres-Median. Depots mit Volumina bis 1,1 Millionen Euro und einer ausgewogenen Struktur aus Aktien und Anleihen kosten den Anleger im Mittel 1,1 % (All-in-Fee). Die Standartkonditionen variieren je nach Anbieter zwischen 0,70 und 1,57 Prozent. Anlagevolumina bis 3,1 Millionen Euro kosten im Durchschnitt 1,05 Prozent, bei bis zu 5,1 Millionen Euro sind es nur noch 0,9 Prozent Kosten. Auffällig waren hier Länderspezifische Unterschiede: Österreichische Banken bewegen sich bei den Standartkonditionen häufiger am unteren Ende des Konditionentableaus, während Deutsche Häuser im Mittelfeld liegen. Banken und Vermögensverwalter in der Schweiz und Lichtenstein sind relativ teuer und bilden das obere Gebührensegment.
Die Ergebnisse
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Österreichische Anbieter ihre Spitzenposition weiterausbauen können, während die Schweiz im Bereich der Kundenorientierung weit hinten liegt. Lichtenstein bietet das breiteste Produktangebot für Privatkunden und Deutsche Anbieter bieten keine Spitzenleistungen. Luxemburg trocknet als Standort für das Direktgeschäft mit deutschen Private-Banking-Kunden aus.
In den getesteten Kategorien konnte die DZ Privatbank Stuttgart das beste Beratungsgespräch anbieten; die besten Vermögensstrategien erhielten die Testkunden bei der Bank Gutmann und beim Bankhaus Carl Sprängler. Dieses überzeugte ebenfalls mit der höchsten Portfolioqualität. In der Kategorie „Transparenz“ siegte die Capital Bank.
Das Fazit
Die Qualität der Kundenberatung im Private Banking hat durch MiFID teilweise zugenommen, einige Aspekte sind jedoch kritisch zu sehen. Die gesetzlichen Vorgaben werden von den Anbietern unterschiedlich interpretiert und umgesetzt. Besonders für große Institute ist es schwer, einerseits die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten und andererseits den Individualitätsansprüchen seiner Private-Banking-Kunden gerecht zu werden.
Positive Auswirkungen der Marktregulierung sind vor allem die gestiegene Markttransparenz, eine anschaulichere Risikoaufklärung und der verstärkte Einsatz moderner Hilfsmittel. Zu den nachteiligen Auswirkungen gehört ein höheres Maß an Standardisierung, was im Kontrast zum eigentlichen, individuellen Private Banking steht.
Beobachtet wurde ebenfalls, dass der Trend zu kostengünstigeren Portfolios, beispielsweise unter Einsatz von Indexfonds (ETFs) geht.
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