Vodafone: Corona-Krise lastet schwer auf den Geschäften – Kann der geplante Funkturm-Börsengang die Anleger bei Laune halten?

onvista · Uhr

Der britische Telekommunikationskonzern Vodafone hat im abgelaufenen Quartal wegen der Coronakrise in vielen europäischen Ländern deutliche Einbußen einstecken müssen. Insbesondere in den von der Pandemie schwer getroffenen Ländern Italien, Spanien und Großbritannien kam es zu teils deutlichen Rückgängen. In Deutschland, Vodafones größtem Einzelmarkt, hielten sich die Erlöse aus eigener Kraft dagegen stabil. Vodafone-Chef Nick Read will die Investoren mit dem geplanten Börsengang der europäischen Funkturmsparte im kommenden Frühjahr in Frankfurt aber bei Laune halten. Die Aktie sackte in London jedoch spürbar ab.

Das Papier der Briten fiel bis zum frühen Nachmittag um 4,7 Prozent auf 122 Pence. Mit dem Druck auf die Erlöse hatten Analysten in der Krise bereits gerechnet. Doch Experten rechnen für das laufende Quartal mit weiteren Belastungen. Zudem fällt der Börsengang der Funktürme wohl kleiner aus als bisher in Aussicht gestellt, wie Analysten monierten. Im Corona-Crash war die Vodafone-Aktie zwischenzeitlich unter 100 Pence gefallen, hatte sich im Juni aber wieder bis auf über 140 Pence erholt. Bevor die Pandemie den Aktienmarkt im Februar mit voller Wucht erfasst hatte, lag das Papier noch um die 155 Pence. Vor gut zwei Jahren war es sogar noch über 230 Pence wert.

Der Serviceumsatz – also ohne den Verkauf von Endgeräten wie Handys und Tablets – ging auf vergleichbarer Basis im ersten Geschäftsquartal (Ende Juni) um 1,3 Prozent zurück, wie das Unternehmen am Freitag in London mitteilte. Das sei im Rahmen der eigenen Erwartungen gewesen, hieß es. In den vergangenen Quartalen hatte Vodafone noch einen starken Trend nach oben mit Wachstumsraten von zuletzt 1,6 Prozent aufzuweisen.

Insgesamt rutschten die Erlöse auf Konzernebene um 1,4 Prozent auf 10,51 Milliarden Euro ab. Um Zu- und Verkäufe sowie um Wechselkursschwankungen bereinigt wäre es sogar ein Minus von 2,8 Prozent gewesen.

Anders als in Italien, Spanien und Großbritannien seien die Auswirkungen der Covid-19-Krise in Deutschland begrenzt gewesen, hieß es. Weil die Anzahl der Kabel-Abonnenten um 74.000 stieg und sich zunehmend mehr Kunden für schnellere Internetgeschwindigkeiten entschieden, konnte Vodafone Deutschland den organischen Rückgang der Umsätze im Mobilfunk um 3 Prozent wettmachen. Inklusive der Effekte aus der Übernahme des Kabelanbieters Unitymedia kletterte der Umsatz hierzulande gar um ein Viertel auf 2,84 Milliarden Euro.

Bei dem seit rund einem Jahr angepeilten Börsengang der Funkturmsparte konnte sich die Frankfurter Börse gegen den lange als Konkurrenten gehandelten Rivalen London durchsetzen. „Dass nach Siemens Energy nun auch Vodafone für Vantage Towers einen Börsengang in Frankfurt plant, ist ein starkes Signal für den deutschen Kapitalmarkt, über das ich mich sehr freue“, sagte Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer. Das mache deutlich, dass die Frankfurter Rahmenbedingungen für große, internationale Unternehmen weiter attraktiv seien.

Im kommenden Frühjahr will Read mit der Erstemission sein Versprechen einlösen, die Vermögensteile des Konzerns stärker zu Geld zu machen. Das neue Unternehmen Vantage Towers umfasst mehr als 68 000 Masten aus neun Ländern, rund 19 400 davon in Deutschland. Die Sparte hatte den Angaben zufolge im vergangenen Geschäftsjahr (Ende März) ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 680 Millionen Euro aufzuweisen. Es bestehe die Möglichkeit, den Anteil an der britischen Funkturmfirma CTIL ebenfalls einzubringen, was bis zu 70 Millionen Euro operatives Ergebnis zusätzlich bedeuten würde.

Auch anhand des operativen Ergebnisses wird am Finanzmarkt eine Firma bei Verkauf oder Börsengang bewertet. Vodafone strebte laut früheren Berichten der Nachrichtenagentur Bloomberg eine Bewertung von bis zu 20 Milliarden Euro an – das könnte nun aber weniger werden. Mit bis zu 750 Millionen Ebitda sei das zu platzierende Geschäft viel kleiner als bisher mit 900 Millionen Euro in Aussicht gestellt, kritisierte Analyst Akhil Dattani von JPMorgan.

Bei der Funkturmsparte handelt es nicht um die sogenannten „aktiven“ Sendeanlagen, sondern nur um die Funkmasten an sich und deren Standorte auf Hausdächern oder Grundstücken. Der Verkauf von Standorten hilft Telekomkonzernen dabei, ihre Bilanzen zu entlasten und Geld für Investitionen etwa in das neue schnelle 5G-Mobilfunknetz einzusammeln – im Gegenzug zahlen die Netzbetreiber dann Miete an die Eigentümer der Standorte. Diese gelten daher als attraktives Investment für professionelle Anleger wie Versicherer und Finanzinvestoren, die an einer stabilen Rendite aus den Standortmieten interessiert sind.

Die Deutsche Telekom hatte ihre Funktürme schon vor vielen Jahren in eine eigene Gesellschaft eingebracht, ist aber noch alleinige Besitzerin. Die spanische Telefonica hat die Infrastrukturgesellschaft Telxius ausgelagert, an der zu 40 Prozent der Finanzinvestor KKR beteiligt ist und an der auch Amancio Ortega 10 Prozent hält, der Mehrheitseigner des spanischen Textilriesen Inditex (Zara, Pull & Bear).

Vodafone teilt zum ersten Quartal lediglich Umsatzzahlen mit. Die Jahresprognose behielt das Unternehmen bei.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: StockStudio / Shutterstock.com

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