Vorsicht! Zeitenwende in der Geldpolitik

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach der Finanzkrise, die vor etwa zehn Jahren begann, senkten die Notenbanken die Zinsen rund um den Globus auf Null oder fast Null. Weil das alleine aber nicht reichte, kauften sie außerdem Anleihen auf, zum größten Teil Staatsanleihen. Die US-Notenbank Federal Reserve (FED) war hier der Vorreiter. In verschiedenen als Quantitative Easing bezeichneten Programmen kaufte Sie monatlich in hohen zweitstelligen Milliardenbeträgen und blähte damit ihre Bilanz auf. Von rund 700 Milliarden, die sie anfangs auf der Bilanz hatte, versechsfachte sich die Notenbankbilanz auf kann 5 Billionen US-Dollar. Die japanische und die europäische Notenbank folgten ihr später und sind derzeit noch aktiv.

Einstieg in den Ausstieg

Die FED hat ihr letztes Aufkaufprogramm schon seit einiger Zeit beendet. Sie hat nur noch auslaufende Anleihen durch neue ersetzt, so dass die Bilanz stabil blieb. Am Mittwoch hat FED-Chefin Janet Yellen nun verkündet, dass ab Oktober keine Anleihen mehr ersetzt und die Bilanz mit 10 Milliarden US-Dollar pro Monat geschrumpft werden soll.  Das ist der Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik. Pro Quartal soll dieses Volumen dann gesteigert werden auf 50 Milliarden US-Dollar pro Monat. Außerdem soll es noch eine Zinserhöhung im Dezember geben. Damit hat die FED endgültig die Gezeitenwende in der Geldpolitik eingeleitet.

Schlechte Nachrichten

Keine Frage, diese Nachrichten sind schlecht. Ein Abbau der Notenbankbilanz, ist für die Aktienmärkte ein Belastungsfaktor. Jahrelang stieg die Wall Street auf Basis des Quantitative Easings, das umgekehrte dürfte auch die Aktientendenz umkehren. Auch eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr hatte der Markt nur noch zu 40 % erwartet. Es stellen sich jetzt zwei wichtige Fragen: Kommt es zu dieser in Aussicht gestellten Politik? Yellen sagt, sie werde eine Überhitzung der Wirtschaft nicht zulassen. Welche Überhitzung muss man sich da fragen. Sie gibt es allenfalls in der Verbraucherstimmung. Die harten Fakten geben das nicht her. Auch nicht die Arbeitsmarktdaten, weil sie einen Großteil der Arbeitslosen (u. A. Trump Protestwähler) ausklammert. Im Dezember kann sich das konjunkturelle Bild schon wieder anders darstellen.

Traumzeiten für Aktien wären vorbei

Kommt es aber zu diesen Schritten, dann wird das den Aktienkursen irgendwann zusetzen. Die Frage ist wann, bzw. wie reagieren die Märkte kurzfristig. Direkt nach US-Notenbanksitzung am Mittwochabend ging es ja vor allem mit dem DAX wegen des sinkenden Euros nach oben. Geht es so jetzt weiter, wäre das ein bullishes Signal. Hoch trotz eigentlich schlechter Nachrichten. Und möglich ist es. Zweieinhalb Jahre stiegen die Börsen noch ab der ersten Zinserhöhung in 2005 weiter bis es dann 2007 zum Absturz kam. Damals stiegen die Leitzinsen von eins auf 5,25 Prozent in den USA.

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