VW: Allianz mit Ford könnte ganz groß werden ++ Bayer: Jury-Mitglied gegen Senkung des Schadensersatzes ++ BASF: Gewinnwarnung lässt nicht nur die eigene Aktie abrauschen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Sorgen der Anleger dürften auch heute nicht kleiner werden. Montag nach Börsenschluss hat BASF eine Gewinnwarnung rausgehauen. Die deutlich schwächer als erwartete globale Industrieproduktion belaste die Mengen- und Margenentwicklung, heißt es in der Erklärung. Der Chemie-Konzern verweist insbesondere auf die sehr stark ausgefallenen Wachstumseinbußen in der globalen Automobilindustrie, insbesondere in China. Zusätzlich hat die schwache Entwicklung des Agrarsektors in Nordamerika wegen schwieriger Witterungsbedingungen belastet. Auch haben sich die Konflikte zwischen den USA und ihren Handelspartnern – insbesondere China – anders als angenommen bislang nicht entschärft.

Die Begründung könnte auch eine Universal-Vorlage für viele weitere Konzern und Unternehmen sein, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Die Begründung für die Gewinnwarnung von Daimler vor ein paar Wochen hörte sich ja ähnlich an. Die Spannung auf die anstehende Berichtssaison steigt und es wird mit Sicherheit noch einige negative Überraschungen geben.

Die Gewinnwarnung setzt allerdings nicht nur die Aktie von BASF unter Druck. Es werden gleich einige Werte aus der Dax-Famiele in Sippenhaft genommen. Auch die Papiere von Lanxess, Covestro und Evonik haben heute bei den Anlegern einen schweren Stand. Freitag gibt es dann noch die Zahlen vom Schweizerr Konkurrenten Ems-Chemie. Sollten die auch nicht berauschend ausfallen, könnte auf die Aktien eine längere Durststrecke zukommen, da der Handelsstreit noch eine Zeit lang dauern dürfte.

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Gute Nachrichten gibt es hingegen vom chinesischen Automobilmarkt. Nach einem Jahr ständig rückläufiger Zahlen sind die PKW-Absätze im Juni angestiegen. Ein kleiner Lichtblick.

USA halten Druck auf den Iran hoch

Neben den konjunkturellen Problemen gibt es ja auch noch den Konflikt zwischen der USA und dem Iran. Beide Seiten sind aktuell nicht bereit auch nur einen Millimeter von ihrer Position abzuweichen. US-Vizepräsident Mike Pence hat bekräftigt, dass die USA weiter Druck auf den Iran machen wollen. „Der Iran sollte die amerikanische Zurückhaltung nicht mit einem Mangel an amerikanischer Entschlossenheit verwechseln“, sagte Pence am Montag in einer Rede. Man hoffe auf das Beste, aber das US-Militär sei bereit, amerikanische Interessen und US-Bürger in der Region zu schützen. Man werde den Druck auf die iranische Wirtschaft aufrecht erhalten. Unter Präsident Donald Trump werde man es nicht zulassen, dass Teheran an eine Atomwaffe gelange.

Der Iran hatte zuvor verkündet, die Urananreicherung erhöht zu haben. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte am Montagabend, dass Teheran sein Uran höher als die erlaubten 3,67 Prozent angereichert habe.

Dax mit unschönem Hattrick

Die schwindenden Zins-Hoffnungen und die Gewinnwarnung von BASF sind nicht gerade dazu geeignet die Risikobereitschaft der Anleger zu steigern. Daher startet der Dax heute im Minus. Im Vergleich zum Handelsschluss am Montag geht der Dax 0,89 Prozent tiefer mit 12.431,26 Punkten in den Handelstag. Sollte auch der Handelstag im Minus enden, dann hätte der deutsche Leitindex den dritten Tag in Folge im Minus geschlossen.

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VW: Was genau läuft da mit Ford?

Der Druck in der Autobranche ist groß. So groß, dass sich auch die größten Autobauer zu klein fühlen, wenn sie an künftige Probleme der Industrie denken. Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess spricht seit gut einem Jahr mit seinem Ford-Kollegen Jim Hackett über mögliche Zusammenarbeit auf verschiedenen Feldern, um die Kosten im Zaum zu halten.

Herausgekommen ist bislang eine Vereinbarung zur Kooperation bei leichten Nutzfahrzeugen und Pick-ups, um Hunderte Millionen Euro in der Entwicklung zu sparen. Doch wenn sich an diesem Donnerstag (11. Juli) der VW-Aufsichtsrat trifft, dann könnte es noch um deutlich mehr gehen.

Diess und Hackett haben sich immer die Möglichkeit offengelassen, auch bei der Elektromobilität und dem autonomen Fahren Kräfte zu bündeln. Beides Felder, die hohe Entwicklungsausgaben erfordern, bei denen aber ungewiss ist, wie sehr sich die Investitionen auszahlen.

VW-Boss Diess kann Ford die für Elektroantriebe entwickelte Plattform MEB anbieten, eine technische Basis für den Bau von Elektroautos. Der kriselnden Europatochter von Ford fehlt ein solch kompletter Baukasten bisher. Wenn 2021 die verschärften CO2-Abgasregeln in der EU voll greifen, drohen teure Strafzahlungen. Schon zuletzt schrieb Ford Europa hohe Verluste, 12.000 Jobs werden gestrichen, davon 5400 in Deutschland. Diess hingegen hat die VW-Pipeline ordentlich mit reinen Elektromodellen angefüllt, ab dem kommenden Jahr geht es mit dem Golf-ähnlichen ID.3 los.

Offiziell will ein VW-Sprecher zum Verhandlungsstand nur sagen, dass die Gespräche zwischen den Unternehmen gut laufen. Auch Diess hat das immer wieder betont. Doch offenkundig haben sich die beiden Konzerne mit dem schwierigen Teil ihrer geplanten Allianz aus guten Gründen mehr Zeit gelassen.

Bayer: Wird der Schadensersatz doch nicht gesenkt?

In das Berufungsverfahren im zweiten Glyphosat-Urteil in den USA schaltet sich nun ein Jury-Mitglied ein. Die Geschworene forderte den zuständigen Richter auf, den gegen Bayer verhängten Schadenersatz aufrecht zu halten, wie aus am Montag veröffentlichten Gerichtsdokumenten hervorgeht. Bayer beschuldigte die Geschworene der Befangenheit und forderte den Richter Vince Chhabria auf, deren Brief bei seiner Entscheidungsfindung nicht zu berücksichtigen. Chhabria hatte vor knapp einer Woche angekündigt, dass er den von einem Geschworenengericht festgelegten Schadenersatz von 80 Millionen Dollar auf 50 Millionen oder weniger verringern wird. Bis Ende dieser Woche will er eine Entscheidung fällen.

Bayer war im März zum zweiten Mal zu Schadenersatz wegen des glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittels Roundup des US-Konzerns Monsanto, den die Leverkusener für 63 Milliarden Dollar übernommen hatten, verurteilt worden. Die Geschworenen eines Bundesgerichts in San Francisco befanden, dass das Unternehmen für die Krebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman haften und 80 Millionen Dollar zahlen müsse. Diese setzen sich aus einer Strafschadenersatzzahlung über 75 Millionen Dollar – um deren Reduzierung es nun geht – und fünf Millionen Dollar Schadenersatz zusammen. Ein Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA begrenzt allerdings das Verhältnis von Straf- zu Schadenersatz auf neun zu eins.

Rechtsexperten hatten dieses Vorgehen als ungewöhnlich bezeichnet, da die Geschworenen nach einem Urteil in der Regel keine Nachverhandlungen führen. Bayer erklärte, die Briefe würden das Unternehmen eines fairen Verfahrens berauben. Ein Anwalt des Konzerns erklärte, er habe beobachtet, wie der Geschworene an der Anhörung am vergangenen Dienstag teilnahm, mit Hardemans Anwälten sprach und Hardeman und seine Frau umarmte. Die Vorwürfe gegen Glyphosat hat Bayer stets zurückgewiesen und darauf verwiesen, dass Zulassungsbehörden weltweit das Herbizid bei sachgemäßer Anwendung als sicher bewerteten.

Kurz & knapp:

Morphosys: Das Biotech-Unternehmen steckt bis zu 15 Millionen Euro in den Hallenser Spezialisten Vivoryon Therapeutics. Dies werde im Rahmen der für Ende des Jahres vorgesehenen Kapitalerhöhung geschehen, teilte das Biotechnologieunternehmen am späten Montagabend in Planegg mit. Hintergrund ist eine Vereinbarung beider Unternehmen, in dessen Rahmen Morphosys eine exklusive Lizenzoption für die niedermolekularen QPCTL-Inhibitoren von Vivoryon im Bereich der Onkologie erhalten hat. Entscheidet sich MorphoSys, die Option auszuüben, erhält Vivoryon eine Optionsausübungsprämie und hat Anspruch auf Meilensteinzahlungen und Lizenzgebühren.

Nike: Dem Sportartikelriesen beschert der Sieg der Fußballerinnen aus den USA bei der Weltmeisterschaft gute Geschäfte. Eine Sonderausgabe von Nikes WM-Trikot mit vier Sternen für jeden bisherigen US-Turniersieg war im Online-Shop des US-Teams am Montag – nur einen Tag nach dem Finale – schon komplett vergriffen. Nike-Chef Mark Parker hatte bereits während des Turniers verkündet, dass die reguläre Version des Shirts das bestverkaufteste Fußballtrikot sei, das der Konzern jemals innerhalb einer Saison über seine Website angeboten habe. Nike hatte ohnehin stark auf die WM gesetzt und dafür in den USA auch spezielle Werbung geschaltet.

Deutz: Die Aktie leidet immer noch unter den Aussagen ihres Vorstandsvorsitzenden Frank Hiller. Der hatte am Wochenende in einem Interview gesagt, dass sich die Nachfrage nach Motoren abkühle und der Höhepunkt wohl erreicht sei. Der Auftragseingang sei schon im ersten Quartal zurückgegangenen und dieser Trend halte wohl an, sagte ein Marktbeobachter. Auch wenn die Jahresziele wohl ungefährdet seien, dass Chance/Risiko-Profil erscheine derzeit ungünstig. Heute gibt es die nächste Quittung für die Aussage. Analyst Hans-Joachim Heimbürger von der Investmentbank Kepler Cheuvreux strich in einer aktuellen Studie seine Kaufempfehlung und kappte das Kursziel auf 8,50 Euro. Die Aktie steht daher weiter unter Druck.

Von Markus Weingran

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Foto: Sergey Kohl / Shutterstock.com

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