Weiche Knie, aber kein Beinbruch

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Vorab: Der Donnerstag hat vielen Aktienfans sicher wehgetan. Er war aber kein Drama. Und total überraschend konnte der Schwächeanfall auch nicht sein, nachdem wir seit Wochen schon darüber reden. Typisch (und verständlich) ist, wenn sich Unsicherheit ausbreitet, wie es jetzt weitergeht: Wie tief kann der Dax in einer längeren Korrekturphase noch fallen? Dazu kriegt Ihr von allen Seiten konkrete Punktzahlen, meine Freunde, von mir nicht. Ich weiß es nämlich nicht.

In den vergangenen Tagen ist mir ein berühmter Spruch wieder in den Sinn gekommen, den man Konrad Adenauer zuschreibt (ist aber nicht belegt): „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern!” Nicht direkt ein falsches Zitat, behaupten Zitatensammler. Aber ein Unternehmenslenker soll das mit ähnlichen Worten schon vor dem Ex-Bundeskanzler gesagt haben. Außerdem wird meist ein nicht unwichtiger Halbsatz unterschlagen, komplett heißt es: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern - nichts hindert mich, weiser zu werden.” So isses!

Das sollten alle zur Kenntnis nehmen, die immer wieder mit geschwellter Brust und selbstsicher konkret so tun, als wüssten sie, was abgeht und wie’s weitergeht. Dafür sind natürlich die Medien als Sprachrohre mitverantwortlich, denn die drängen ja die Börsenprofis zu möglichst genauen Analysen und Prognosen. Momentan gibt’s als Folge davon Korrekturbedarf, wie bei den Kursen.

Was wurde alles in der jüngsten Rede von Super-Mario gesehen mit der besonders bemerkenswerten Reaktion des Devisenmarkts. Dann machte die Aussage eines „Insiders“ die Runde um den Globus, die Worte des EZB-Präsidenten seien falsch interpretiert worden. Derweil holten ein paar Analysten und Journalisten wieder die klassische (aber falsche) These aus der Schublade, der feste tendierende Euro sei eine folgenschwere Bedrohung für die europäischen Exporteure. Futter für die Bären, die mutig alle Miesmacher-Argumente ins Feld führen: Bald steigen die Zinsen, sie Inflation zuckt anders als erwartet wieder nach oben, der Brexit ist fatal, Südeuropa bleibt problematisch, die politischen Risiken sind Besorgnis erregend, die Aktien sind zu teuer - und überhaupt.

Mir bleibt nur, unbeeindruckt Gelassenheit zu predigen. Denn nichts hat sich in der zurückliegenden Woche verändert, was eine strategische Umorientierung erzwingen würde. Volatilität ist Ausdruck kurzfristiger Irrtümer. Umso lauter mein Appell: Wenn Ihr kurz- bis mittelfristig investiert, meine Freunde, dass vergesst nicht, das Verlustrisiko zu begrenzen und Gewinne zu realisieren!

Hoffentlich behält der erfahrene Chartist Recht, der mir vorhin folgendes geschrieben hat: „Konsolidierung: Ja. Crash-Szenario: Nein. Der Dax bleibt weiter in der Spur (trendfolgender Aufwärtsmodus). Nichtsdestotrotz haben sich die kurzfristigen (Trailing-) Stopps als Absicherungen bewährt. Die Reise geht weiter. Zwar mit einer das blaue Auge verdeckenden Sonnenbrille, aber gesunden Beinen.“

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