Wenn Öl abschmiert

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Billige Energie ist eigentlich gut für alle - für uns Bürger und für die Wirtschaft. Oder etwa nicht? Okay, bei den Amis gibt’s ne Einschränkung, denn zu den Trumponomics gehört ja die Förderung der heimischen Rohstoffvoräte. Schließlich hat man ja jede Menge Erze und Öle im Boden (nicht zuletzt Gold!). Und wenn das schwarze Gold abschmiert, trübt sich die Stimmung sogar an der Wall Street ein. In diesen Tagen müssen Aktienfans also nicht nur auf Geldpolitik und hohe Politik achten, sondern auch auf Brent und WTI.

Sinkende Rohölpreise und dazu die gestrige Meldung können nicht wirklich überraschen: Die Öl-Lagerbestände steigen der Opec zufolge trotz der Einigung der Ölförderer auf eine Obergrenze weiter an. Die Bestände lagen im Januar in den Industriestaaten um 278 Millionen Barrel (= Fass) über dem Fünf-Jahres-Schnitt, wie die Organisation erdölexportierender Länder mitteilt. Die Förderdrosselung hat aber zweifelsohne die Preise gestützt. Zur Erinnerung: Die Mitgliedsstaaten des Ölkartells hatten sich auf die erste Fördergrenze seit acht Jahren geeinigt. Die Länder hielten sich bisher zunehmend an ihre Zusagen. Auch Russland und zehn weitere Förderländer, die nicht der Opec angehören, beteiligen sich an den Kürzungen.

Na ja, ob das alles so stimmt … Ich hab Zweifel, dass wirklich alle voll mitmachen. Schon gibt’s auch Meldungen und Spekulationen, dass mehr aus dem Boden gepumpt wird als dann offiziell gemeldet wird. Und: Die Opec schraubt ihre Prognose für die Förderung in den Ländern, die nicht Teil des Kartells sind, nach oben. Vor allem in den USA wird verstärkt Schieferöl gefördert - lohnt sich bei relativ hohen Preisen.

Jetzt in Öl spekulieren? Das sentix Sektor Sentiment für europäische Energieaktien ist gerade jetzt auf den niedrigsten Wert seit 2002 (!) gefallen. Das Stimmungsbild der Anleger dreht sich damit binnen weniger Wochen um 180 Grad. Die aktuelle Reaktion muss als Schock auf den jüngsten Preisrutsch am Rohölmarkt interpretiert werden. Eine nachhaltige Markterholung ist noch nicht in Sicht, behaupten die angesehenen Stimmungsforscher. Die sentix GmbH ist ein Beratungsunternehmen, das darauf spezialisiert ist, in Echtzeit Auskunft zum Anlegerverhalten und zur Anlegerpsychologie zu liefern.

Mit den Stimmungsindikatoren ist das aber so ne Sache. Tendenziell wirkt ein derartiger Sentiment-Einbruch kurzfristig kursstützend, denn für gewöhnlich handelt es sich nach einem derart kräftigen Rückgang an optimistischen Marktteilnehmen um eine Überreaktion. Aufgrund der Konzeption des sentix Sektor Sentiment drückt dieses nicht nur längerfristige Überzeugungen, sondern auch klassisches Sentiment zu europäische Energietiteln aus. Negative Sentiment-Extrema sind deshalb konträr zu interpretieren. Aha. Weiter heißt es: Eine Entwarnung kann aber noch nicht für Ölaktien gegeben werden. Und dies liegt am Ölmarkt selbst. Sowohl das Sentiment als auch die längerfristige Grundüberzeugung zu Rohöl fallen derzeit. Gleichzeitig sind die Portfolien der Anleger noch extrem „Öl-bullisch“ positioniert. Sentix: „Erst wenn diese Diskrepanz am Rohölmarkt bereinigt ist, rechnen wir wieder mit einer nachhaltigen Outperformance des europäischen Energiesektors.“

So oder so - Spekulanten können auf der Ölspur leicht ausrutschen. Aber schaut Euch mal den Jahreschart an, meine Freunde, denn der zeigt die vielen Zuckungen nach beiden Seiten. Ich meine deshalb, Öl ist derzeit vor allem was für kurzfristige Trader.

Meistgelesene Artikel