Wenn sich fortgeschrittene Aktien-Fans treffen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Es hat wieder Spaß gemacht (wie erwartet), mal ein paar Stunden auf einer Anlegerveranstaltung rumzuschnüffeln. „Börsentag kompakt“ am Samstag in Köln - kein spektakulärer Event, nur ein paar Aussteller, ein gutes Dutzend Vorträge und ein paar Hundert Besucher. Aber das waren durchweg Fortgeschrittene. Und die hatten schon einiges drauf. Die unterschiedlichsten Jahrgänge waren vertreten - darunter auffallend viele Senioren -, aber ein Interesse zeigen alle: Wie geht’s weiter am Aktienmarkt?

Was ich besonders cool finde bei einem „kompakten“ Börsentag, ist die Kommunikation. Da hast du kein Problem, mit den Ausstellern ins Gespräch zu kommen, um deine Fragen loszuwerden (nix lange Schlangen). Andererseits kriegt man auch leicht Kontakt zu anderen Besuchern - sozusagen fortgeschrittene Privatanleger unter sich. Und so habe ich meine Lauscher weit aufgestellt, um möglichst viel mitzukriegen.

Zwei Ergebnisse sind mir total wichtig, sie bestätigen auch meine bisherigen Beobachtungen. An erster Stelle: Den privaten Anleger gibt es gar nicht, kann es auch nicht geben. Dafür sind wir Menschen in Ausgangslage und Zielsetzung einfach zu unterschiedlich. Zur Veranschaulichung forderte „Börsen-Dino“ Hermann Kutzer, bei dem der Saal voll überfüllt war, zu Beginn seines höchst informativen wie unterhaltsamen Vortrags die Zuhörer auf, sich einmal nach allen Seiten umzudrehen, um zu verdeutlichen, wie unterschiedlich wir aussehen und gekleidet sind.

Zweite Erkenntnis: Fortgeschrittene Anleger haben in der Regel keine Angst vor einem Aktiencrash. Sie sind mehr oder weniger unsicher, ja, aber freuen sich vor allem über die Entwicklung ihres Depots in den letzten Jahren und wissen überwiegend auch, dass die Streuung von Chancen und Risiken wichtig ist und welche Instrumente es für sie gibt. Ihre Fragen gehen schon mehr ins Detail. Beispielsweise hörte ich kontroverse Meinungen zu Derivaten und Zertifikaten sowie zur Rolle des Goldes in einem gemischten Portfolio. Und in einer besonders lebhaften Runde von Börsentagbesuchern rief ein selbstbewusster Anleger (sicher jenseits der 70er Marke): „Ich würde nie eine einzelne Aktie kaufen, ich mache alles nur noch mit ETFs.“

Schade, dass ich von zwei Vertretern der klassischen Börsenclubs übereinstimmend Klagen über Nachwuchsmangel hörte: „Die Aktiven sterben allmählich aus.“ Enttäuscht zeigte sich auch ein älterer, erfahrener Anleger, der sich seit Jahren bemüht, Freunde und Bekannte von der Aktie zu überzeugen: „Ich stoße oft auf taube Ohren.“

Mit ein bisschen Glück trifft man auf einem Börsentag auch richtig wohlhabende Privatanleger mit einem Luxusproblem: Ich kam jedenfalls mit einem kürzlich in den Ruhestand getretenen Unternehmer ins Gespräch, der fast verzweifelt Rat suchte, was er mit gut 100.000 Euro machen soll - er hat nach eigener Darstellung ein höheres siebenstelliges (!) Depot. Ich bin mit ihm alle sinnvollen Alternativen durchgegangen, u.a.: Asiatische Werten (hat er schon), Schwellenländer-Fonds (hat er schon), physisches Gold (hat er reichlich), andere Rohstoffe wie Metalle oder Holz (mag er nicht besonders), Immobilien (hat er im In- und Ausland). Schließlich schlug ich vor: „Dann machen Sie doch aufwendige Reisen in alle Welt.“ Seine Antwort: „Ich mache im Schnitt zehn Reisen pro Jahr.“ Dann habe ich Bitcoin ins Spiel gebracht.

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