Wirecard: Aktie erholt sich etwas ++ Deutsche Post: Portoerhöhung hebt die Fantasie ++ Dax: 11.000 Punkte wieder im Visier

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wir starten sehr ruhig in die neue Börsenwoche. Mit den Zahlen von Daimler, Leoni, Stabilus, Salzgitter und der Gea Group haben wir in der vergangenen Woche auch genug negative Nachrichten in der Berichtssaison erlebt. Dazu noch die Fehde zwischen Wirecard und der Financial Times - unterm Strich hat der Dax fast 2,5 Prozent eingebüßt und das Jahresplus ist auf etwas mehr als 3 Prozent geschmolzen.

Konjunktursorgen, Handelsstreit, Shutdown und Brexit

Die Sorgenfalten der Anleger sind auch in der neuen Woche nicht kleiner geworden. Am Freitag könnte der Shutdown in den USA weitergehen. Da läuft die vereinbarte Frist aus. Sollten sich im Mauerbau keine Lösung abzeichnen, dann könnten die Behörden-Räder wieder stillstehen. Mal sehen ob sich Republikaner und Demokraten noch zusammenraufen. Ob haben sie das Kunststück auf den letzten Drücker noch geschafft.

Frist im Handelsstreit kommt auch immer näher

Eine US-Delegation mit dem Finanzminister Steven Mnuchin und dem Handelsbeauftragten Robert Lighthizer wird zwar am Donnerstag zu zweitägigen Gesprächen nach Peking reisen, da Donald Trump aber angekündigt hat den chinesischen Staatspräsidenten nicht mehr vor dem ersten März zu treffen, wird nicht damit gerechnet, dass es eine Lösung innerhalb der vereinbarten Frist gibt, da der US-Präsident in seiner gewohnt bescheidenen Art verkündet hat, dass ein Deal nur mit ihm zustande kommt.

Brexit rückt immer näher

Nicht nur der Handelsstreit hat seinen Höhepunkt Ende Februar. Ende des Monats will auch Großbritannien aus der EU austreten. Aktuell scheint zwar nur Theresa May zu glauben, dass der Termin noch zu halten ist, aber bislang gibt es keine anderslautenden Nachrichten von der Insel. Allerdings bleibt der Eindruck, dass im Unterhaus keiner so recht weiß, was er will. Im Ringen um ihren Brexit-Kurs hat die britische Premierministerin jetzt den Vorschlag von Oppositionsführer Jeremy Corbyn zurückgewiesen, eine dauerhafte Zollunion mit der EU beizubehalten. In einem Brief an den Labour-Chef, aus dem britische Medien am Montag zitierten, zeigte sie sich zugleich zu weiteren Gesprächen mit der Opposition bereit. Sie sei sich einig mit Corbyn, dass es weder Neuwahlen noch ein zweites Referendum geben solle.

Dax beruhigt sich wieder

Nach dem Kurssturz von Freitag versucht der deutsche Leitindex heute die Marke von 11.000 Punkten direkt wieder zu überspringen. Er startet mit einem Plus von 0,44 Prozent in den Handelstag und liegt damit bei 10.945,29 Punkten. Solange die Financial Times Wirecard in Ruhe lässt, könnte die 11.000 immer näher rücken.

Die Wirecard-Triologie

Die Papiere des Bezahldienstleisters bleiben auch zu Beginn der neuen Woche im Fokus der Anleger. Am Freitag sackte der Kurs abermals um mehr als 12 Prozent ab. Wirecard ist seit Tagen nach Berichten der „Financial Times“ („FT“) zu internen Untersuchungen rund um angebliche Bilanzierungsverstöße eines Mitarbeiters in Singapur deutlich unter Druck. Wirecard hat die Berichte zwar immer umgehend dementiert, aber Durchsuchungen der Geschäftsräume in Singapur waren dann zum Ende der vergangenen Woche doch etwas zu viel für die Anleger. Heute erholt sich die Aktie zum Handelsbeginn um etwas mehr als 5 Prozent.

So verpassen Sie keine wichtige Nachricht mehr! Der kostenlose Newsletter onvista weekly - hier geht es zur Registrierung.

Post von Portoplänen angetrieben

Das Briefporto soll einem Zeitungsbericht zufolge statt im April erst im Sommer steigen, dann aber womöglich stärker als bislang erwartet. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ unter Berufung auf einen ihr vorliegenden Entwurf zur Änderung der Post-Entgeltregulierungsverordnung des Bundeswirtschaftsministeriums.

Eigentlich April im Visier

Bisher hatte die Deutsche Post zum 1. April eine Erhöhung des Briefportos in Aussicht gestellt. Die Bundesnetzagentur beabsichtige der Deutschen Post einen Preiserhöhungsspielraum von 4,8 Prozent einzuräumen, hatte der Bonner Konzern Mitte Januar mitgeteilt. Beobachtern zufolge hätte das eine Anhebung des Portos für einen Standardbrief von 70 auf 80 Cent nach sich gezogen.

Bis zu 90 Cent möglich

Der Zeitung zufolge gesteht das Ministerium der Post nun eine höhere Umsatzrendite zu. Dazu werde der bisher gebräuchliche europäische Vergleichsmaßstab zugunsten der Post angepasst. Durch die neuen Vorgaben werde die Bundesnetzagentur, welche die Portoanträge der Post genehmigen muss, gezwungen, einen größeren Erhöhungsspielraum einzuräumen. Aus der Branche hieß es dem Bericht zufolge, es sei eine Anhebung in Richtung 85 bis sogar 90 Cent denkbar. Voraussichtlich wären die neuen Preise drei Jahre gültig.

Kurz & knapp:

Carl Zeiss Meditec: In den drei Monaten bis Ende Dezember hatte das Unternehmen, wie bereits bekannt, seinen Umsatz um gut 10 Prozent auf rund 324 Millionen Euro steigern können. Leichte Erlöseinbußen mussten die Thüringer in Amerika hinnehmen, nachdem sie dort bereits im Vorquartal durch Produktneueinführungen einen kräftigen Anstieg verbucht hatten. Das operative Ergebnis (Ebit) stieg auch dank weniger Forschungs- und Entwicklungskosten um knapp ein Fünftel auf 48,1 Millionen Euro. Unter dem Strich bremsten jedoch negative Währungseffekte: Das auf die Aktionäre der Muttergesellschaft entfallende Konzernergebnis stagnierte nahezu bei 28,7 (Vorjahr: 28,5) Millionen Euro.

DMG Mori: Der Werkzeugmaschinenbauer hat im vergangenen Geschäftsjahr mehr verdient. Für das laufende Jahr ist das Unternehmen jedoch wegen des Handelskonfliktes zwischen China und den USA sowie dem möglicherweise ungeregelten Brexit vorsichtiger. 2018 stieg der Umsatz um 13 Prozent auf rund 2,66 Milliarden Euro, wie der im SDax notierte Konzern nach vorläufigen Zahlen am Montag in Bielefeld mitteilte. Insgesamt erhöhte der Spezialmaschinenhersteller den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um gut ein Fünftel auf 217 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben demnach rund 150 Millionen Euro übrig, 26 Prozent mehr als im Vorjahr. Das laufende Jahr sei geprägt von „globalen Unsicherheiten“, hieß es vom Vorstand. Dazu zählten neben dem Handelskonflikt etwa der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union und die Schuldenkrise in Italien. Bereits seit Herbst 2018 zeichne sich ab, dass die Wirtschaft nicht mehr so stark wachse, das setze sich fort.

Euronext: Der Börsenbetreiber legt im Bieterwettstreit um die Osloer Börse nach. Die Euronext erhöhte ihr Angebot von 145 auf 158 Norwegische Kronen je Aktie, wie das Unternehmen am Montag in Amsterdam mitteilte. Das entspricht einer Gesamtsumme von knapp 6,8 Milliarden Kronen (693 Mio Euro). Damit will das Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden die US-Börse Nasdaq übertrumpfen, die 152 Kronen je Papier bietet und den Europäern damit das Geschäft um die Oslo Børs VPS noch wegzuschnappen drohte. Die Aktionäre können sich nun bis zum 11. März dem erhöhten Euronext-Angebot anschließen, ursprünglich lief die Frist bis zu diesem Montag.

Von Markus Weingran

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Bild: Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel