Wirecard-Aktie zu heiß? Hier ist eine interessante Alternative!

Fool.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Aktie von Wirecard scheint derzeit einfach nicht zur Ruhe zu kommen: Gerade konnte sich der Kurs wieder etwas berappeln, als die mittlerweile gelöste Singapur-Affäre etwas in den Hintergrund trat und die Investoren sich wieder mehr auf das fundamentale Geschäft konzentrierten - da droht schon neues Ungemach.

Dem Handelsblatt zufolge war Wirecard möglicherweise als Zahlungsabwickler für betrügerische Trading-Plattformen tätig, die unbedarfte Anleger um ihre Vermögen gebracht haben. Das könnte unschöne Konsequenzen haben für den Aschheimer Konzern und es könnte einige Investoren dazu verleiten, hier nur an der Seitenlinie zu verharren.

Doch zum Glück ist Wirecard nicht die einzige Zahlungsabwickleraktie, in die wir investieren können: Heute werden wir uns den US-Anbieter Square anschauen, der aus meiner Sicht eine interessante Alternative zur Wirecard-Aktie sein könnte.

Was macht Square?

Während Wirecard sich eher auf die Onlinezahlungsverarbeitung spezialisiert hat, ist Square der Partner für stationäre Händler, die elektronische Zahlungen annehmen wollen - ganz gleich ob per Kartenzahlung oder kontaktlos per NFC. Dazu bietet Square verschiedene Hardwareprodukte an, die sich mit Handys und Tablets verbinden lassen, wodurch diese Geräte zum Bezahlterminal werden.

Hinzu kommen verschiedenste Tools für das Inventarmanagement, die Lohnbuchhaltung und andere Dienste, um die Square-Kunden im eigenen Ökosystem zu halten, sowie Softwarelösungen und Programmierschnittstellen, um Square-Funktionen in eigene Apps einzubauen.

Ein weiterer Vorteil der Zusammenarbeit mit Square ist Square Capital: Unter diesem Namen bietet das Unternehmen seinen Kunden einfache Investitionskredite an, die schon nach einem Tag verfügbar sind. Die Rückzahlung erfolgt einfach als Prozentsatz jeder folgenden Kartenzahlung und ist im Schnitt schon nach weniger als einem Jahr erledigt. Hättest du da als Einzelhändler noch Lust, zu deiner Hausbank zu gehen und dort einen Haufen Kreditformulare auszufüllen?

Doch auch mit Privatkunden wie dir und mir will Square Geld verdienen und hat zu diesem Zweck die Cash App entwickelt. Mit dieser kann man kinderleicht über das Handy Zahlungen tätigen und empfangen, an Geldautomaten mit einer Visa-Prepaid-Karte Geld abheben, bei Händlern bezahlen und bei einigen sogar attraktive Rabatte erhalten. Langfristig braucht man so vielleicht gar kein Girokonto mehr.

Wachstum, Wachstum, Wachstum

Um es kurz zu machen: Square wächst wie verrückt. In den letzten vier Jahren stieg der um Transaktionskosten bereinigte Umsatz um durchschnittlich knapp 55 % im Jahr an.

Auch das Gross Payment Volume (GPV), das den Gesamtbetrag aller von Square abgewickelten Zahlungen angibt, legte zuletzt ein super Wachstum hin und kletterte im letzten Jahr auf 84,7 Mrd. Dollar.

Leider fiel Squares Wachstum bisher nicht profitabel aus: 2018 erzielte das Unternehmen einen operativen Verlust von 36,6 Mio. Dollar, was einer EBIT-Marge von -1,1 % entspricht. Das war jedoch wesentlich besser als die -2,4 % aus dem Vorjahr und die -10,0 % aus dem Jahr 2016. Das verdeutlicht, dass sich das Unternehmen auf einem guten Weg in Richtung Profitabilität befindet.

Vor Abschreibungen, Steuern und Zinsen und unter Ausklammerung bestimmter Sondereffekte macht das Unternehmen sogar schon Gewinn: Das bereinigte EBITDA lag 2018 bei 256,5 Mio. Dollar, was 7,8 % des Gesamtumsatzes entspricht.

Wie teuer ist die Aktie?

Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass ein derart schnell wachsendes Unternehmen an der Börse nicht unbemerkt geblieben ist: Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von Square zeigt an, dass das Unternehmen an der Börse zum 7,7-Fachen seiner Gesamterlöse der letzten zwölf Monate (Trailing Twelve Months, kurz TTM) bewertet wird (Stand: 5. Juni 2019).

Eine derart hohe Bewertung ist für Wachstumsaktien jedoch nicht unüblich. Das KUV der Wirecard-Aktie zum Beispiel liegt aktuell bei 8,3 und der niederländische Wirecard-Konkurrent Adyen wird sogar mit einem KUV von 12,6 bewertet. In diesem Kontext sieht die Square-Aktie eigentlich relativ fair bewertet aus.

Ist Square ein Kauf?

Bleibt die Frage, ob man die Square-Aktie auf dem aktuellen Niveau kaufen kann. Mit der Bewertung habe ich grundsätzlich kein Problem - eher bleiben bei mir große Fragezeichen hinsichtlich der Frage, welche Margen und Gewinne Square künftig erzielen können wird.

Davon wird es abhängen, wie die Börse das Unternehmen langfristig bewertet. Sollte Square irgendwann einmal Wirecard-ähnliche Margen erzielen, dann könnte die aktuelle Bewertung tatsächlich attraktiv sein. Doch erst einmal steht bei Square noch eine Menge Wachstum an, bevor das Unternehmen beginnen wird, die Gewinne einzustreichen.

Christoph Gössel besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Square. The Motley Fool empfiehlt Adyen.

Foto: sdecoret / Shutterstock.com

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