Wirecard dreht den Spieß jetzt herum und erhebt Vorwürfe – Hat die „Financial Times“ mit Shortsellern kooperiert?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Konflikt mit der Wirtschaftszeitung „Financial Times“ schien für Wirecard bereits abgehakt gewesen zu sein, nachdem die Papiere des Dax-Titels sich von dem Medienwirbel und den darauffolgenden Kurs-Kapriolen mit einem Fall in der Summe von 167 auf zwischenzeitlich unter 100 Euro wieder gut erholen konnten.

Ende Januar hatte die FT in einer Reihe von Artikeln über Unregelmäßigkeiten in den Asien-Geschäften der Online-Bank berichtet. Bisher bekannt sind allerdings nur Geschäftsvorfälle im Volumen von wenigen Millionen Euro. Die Vorgänge hatten zu einem, von der Bafin ausgerufenen, etwa zweimonatigen Shortselling-Verbot geführt, dass im April ausgelaufen ist.

Wirecard erhebt schwere Vorwürfe gegen die FT

Jetzt geht der Konflikt aber in die zweite Runde: Die Online-Bank dreht den Spieß nun herum und konfrontiert die Zeitung mit Anschuldigungen, dass einzelne Mitarbeiter direkt mit Short-Sellern zusammenarbeiten würden. Wirecard fordert eine interne Untersuchung von der Zeitung und den sofortigen Stopp der weiteren Berichterstattung über Wirecard, „die direkt oder indirekt zu Marktmanipulation oder Insiderhandel im Zusammenhang mit Wirecard-Aktien führen könnte“. Das „Handelsblatt“ hatte zuerst darüber berichtet.

Wirecard will Belege in Form einer Tonband-Aufzeichnung haben, dass ein britischer Geschäftsmann Informationen über die weitere geplante Berichterstattung der FT an andere im Austausch gegen eine Gewinnbeteiligung herausgegeben haben soll. Die Informationen sollten zur genauen Planung einer Short-Position gegen Wirecard verwendet werden.

Wirecard hat sich bisher nicht offiziell zu den Vorkommnissen geäußert. Die Financial Times hat in einer Mitteilung jegliche geheimen Absprachen mit Drittparteien von sich gewiesen.

Wie reagiert die Aktie?

Die jüngsten Nachrichten über den Konflikt sorgen unter den Anlegern nicht mehr für Nervosität. Die Aktie konnte am Montag in den ersten Handelsstunden ein Plus von 1,6 Prozent einfahren. In den Augen der Investoren scheint sich die Online-Bank bezüglich der Vorwürfe bewiesen zu haben und der Argwohn wird nach den neuesten Vorwürfen nun wohl immer mehr in Richtung der Financial Times fallen, die die Vorwürfe nun entkräften muss.

Die Kursziele für die Wirecard-Papiere sind auch aus Sicht der Analysten wieder eher bullisch als bärisch. Die britische Investmentbank HSBC hat das Kursziel für Wirecard von 195 auf 225 Euro angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen. Die Dynamik des Zahlungsabwicklers lege zu, schrieb Analyst Antonin Baudry in einer am Montag vorliegenden Studie. Er sieht die Chance, dass das Umsatzziel für 2020 um 15 bis 20 Prozent erhöht wird. Die Kommunikation mit dem Finanzmarkt habe noch Luft nach oben, aber die Bedenken der Anleger hält er letztlich für übertrieben.

onvista-Redaktion mit dpa-AFX

Titelfoto: Homepage Wirecard

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