Wirecard: „Fortführung des Geschäfts im besten Interesse der Gläubiger“ ++ Facebook: Coca-Cola und weitere Kunden stoppen Werbung ++ Thiele: „Lufthansa-Sanierung wird 5 bis 6 Jahre dauern“ ++ Dax hält sich über 12.000

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Spannungen zwischen China und den USA dürfte wohl ein weiteres Stück zunehmen. Trotz aller Kritik steht im Reich der Mitte das umstrittene Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong kurz vor dem Abschluss. Der finale Entwurf wurde am Montag dem Ständigen Ausschuss des Volkskongresses in Peking zur Beratung und Abstimmung vorgelegt, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Das Gesetz richtet sich vor allem gegen Aktivitäten, die Peking als subversiv ansieht oder die auf eine Unabhängigkeit Hongkongs abzielen könnten.

Wann das höchste Organ des chinesischen Parlaments das Gesetz annehmen will, war zunächst unklar. Einige Beobachter rechnen schon am Montag damit, andere spätestens am Dienstag zum Abschluss der dreitägigen Sitzung des Ausschusses. Der genaue Text wird weiter geheimgehalten. Das Gesetz dürfte den Erwartungen nach schon an diesem Mittwoch, dem 1. Juli, in Kraft treten – dem 23. Jahrestag der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie 1997 an China.

Dax: 12.000 hält zum Handelsstart

Der deutsche Leitindex hält sich zum Handelsstart doch noch über der Marke von 12.000 Punkten. Vorbörslich hatte es so ausgesehen, dass der Dax unter der runden Marke startet. mit einem kleinen Minus von 0,04 Prozent und 12.084,66 Punkten startet das Börsenbarometer in die neue Handelswoche. In der vergangenen Woche hatte der Dax rund 2 Prozent verloren.

Wirecard: Vorstand gibt sich kämpferisch

Der nach einem Bilanzskandal ums Überleben kämpfende Zahlungsabwickler Wirecard setzt trotz des Insolvenzantrags auf eine Fortführung des Geschäfts. „Der Vorstand ist der Meinung, dass eine Fortführung im besten Interesse der Gläubiger ist“, teilte der Dax-Konzern am Samstag in Aschheim bei München mit.

Der Vorstand hatte für die Wirecard AG am vergangenen Donnerstag einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Die Prüfung, ob das Insolvenzverfahren eröffnet wird, dauert nach Angaben des Unternehmens an.

Der Geschäftsbetrieb der Konzerngesellschaften inklusive der lizenzierten Einheiten werde aktuell fortgesetzt, hieß es weiter. Es werde laufend geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard Gruppe gestellt werden müssen. Konzerngesellschaften mit Ausnahme einer kleinen Entwicklungsniederlassung hätten derzeit keine Insolvenzanträge gestellt.

Die Wirecard Bank sei aktuell nicht Teil des Insolvenzverfahrens, der Zahlungsverkehr der Wirecard Bank sei nicht betroffen, betonte das Unternehmen. Auszahlungen an Händler der Wirecard Bank würden weiterhin ohne Einschränkungen ausgeführt. Man stehe zudem „im stetigen Austausch mit den Kreditkartenorganisationen“.

Die Wirecard Card Solutions Limited mit Sitz in Newcastle habe aufgrund einer Anordnung der zuständigen Aufsichtsbehörde (Financial Conduct Authority) „ihre Geschäfte unterbrochen“, hieß es weiter. Wirecard hofft aber, den Betrieb fortsetzen zu können. Dazu seien mit den Behörden Maßnahmen diskutiert.

Die Aktie reagiert auf die Aussagen der Wirecard-Führung sher optimistisch. Die Aktie legt fast 40 Prozent zu.

Facebook: Gegenwind von Werbekunden wird stärker

Mit seinen Aussagen zum Tweet von Donald Trump hat sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg wohl keinen Gefallen getan. Mittlerweile springen immer mehr Werbepartner für kurze Zeit als Werbekunden des Sozialen Netzwerkes ab. Aus Protest gegen den Umgang von Facebook mit Hasskommentaren und abwertenden Inhalten in seinen Diensten haben sich mittlerweile Dutzende Unternehmen einem Aufruf zum Werbeboykott angeschlossen. Die von Bürgerrechtsorganisationen Mitte Juni ins Leben gerufene Initiative #StopHateForProfit führte auf ihrer Webseite am Sonntag in einer Liste gut 90 Unternehmen, die ihre Werbung auf Facebook in den USA erst einmal stoppen. Einige wollen diese Maßnahme auch auf die Facebook-Tochter Instagram sowie auf Twitter ausweiten. Facebook will nun stärker gegen Hassnachrichten und Falschmeldungen vorgehen, wie sein Chef Mark Zuckerberg betonte.

Als große Namen kamen seit Freitag unter anderem der Konsumgüterriese Unilever und der Autobauer Honda dazu. Der Getränkeriese Coca-Cola kündigte ebenfalls an, für mindestens 30 Tage auf allen sozialen Plattformen weltweit seine Werbung auszusetzen. Er schließe sich aber nicht dem Boykott an, betonten Sprecher in diversen US-Medien.

„Es gibt keinen Platz für Rassismus in der Welt und keinen in den Sozialen Medien“, sagte Konzernchef James Quincey in einer Mitteilung. Während der Werbepause will Coca Cola nun seine Werbestrategien überprüfen und festlegen, ob Änderungen nötig sind. „Wir erwarten auch mehr Verantwortlichkeit und mehr Transparenz von unseren Social-Media-Partnern“, betonte er.

Hershey, einer der weltweit führenden Schokoladenproduzenten, bestätigte der Zeitung „USA Today“ am Freitag, sich dem Boykottaufruf anzuschließen und im Juli keine Anzeigen zu schalten. Zudem wolle das Unternehmen seine Ausgaben für Facebook und die Tochter Instagram für den Rest des Jahres um ein Drittel kürzen.

Kurz & knapp:

Lufthansa: Großaktionär Heinz Hermann Thiele erwartet, dass die Sanierung der Airline länger als geplant dauern wird. Thiele sagte „Bild am Sonntag“: „Die Sanierung wird nach meiner Einschätzung fünf bis sechs Jahre dauern. Das wird für alle Beteiligten ein schmerzhafter Weg - wie schmerzhaft, das kann heute keiner sagen.“ Er traue Lufthansa-Chef Carsten Spohr und seiner Mannschaft zu, das zu schultern und die Lufthansa mittelfristig wieder zu einer starken Airline zu machen. „Das Management wird dazu einen Restrukturierungsplan entwerfen. Das wird nicht ohne harte Einschnitte abgehen, denn wir wissen nicht, wie sich die gesamte Wirtschaft und der Luftverkehr künftig entwickeln.“ Die Nachfrage nach Flugreisen werde sicherlich wieder zunehmen, so Thiele, „zunächst aber auf ein geringeres Niveau als vor Corona“. Thiele fordert vom Management harte Sparmaßnahmen: „Aufgrund der umfangreichen Kredite, die verzinst und getilgt werden müssen, reichen Personal- und Sachkostenreduzierung nicht aus. Es müssen auch Beteiligungen von Tochtergesellschaften auf den Prüfstand. Man muss sich alles anschauen, was nicht für den absoluten Kernbetrieb für die nächsten Jahre erforderlich ist, wie zum Beispiel das Catering-Geschäft in Europa oder Teile der Lufthansa-Technik.

Airbus: Der Flugzeugbauer Airbus wird als Reaktion auf die Luftfahrt-Krise für zwei Jahre seine Produktion und seine Auslieferungen um 40 Prozent kürzen und Tausende Stellen abbauen. „Wir können uns von der Entwicklung bei den Airlines nicht abkoppeln“, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury der Tageszeitung „Welt“ (Montag). Während der Konzern bisher von einer Kürzung um rund 30 Prozent sprach, ist jetzt von 40 Prozent die Rede, weil sich die Differenz zum zuvor geplanten Produktionsausbau in 2020/21 vergrößert.

Von der meistverkauften Baureihe A320 sollen nur noch 40 Maschinen pro Monat gefertigt werden. Derzeit seien viele fertige Flugzeuge geparkt, sagte Faury. Die Airlines nehmen sie wegen des Einbruchs im Markt durch die Corona-Krise zunächst nicht ab. Es werde bis Ende 2021 dauern, bevor Produktion und Auslieferungen wieder im Einklang stehen, sagte der Airbus-Chef dem Blatt.

Encavis: Der Stromerzeuger setzt seine Einkaufstour fort und übernimmt einen weiteren Windpark in Deutschland. Das Unternehmen erwerbe dabei vier von fünf Windenergieanlagen des Windparks Viertkamp im Landkreis Stade im Norden Niedersachsens, teilte Encavis am Montag in Hamburg mit. Die Erzeugungskapazität betrage 14,4 Megawatt. Finanzielle Details wurden nicht genannt.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Wirecard

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