Wirecard-Zerschlagung: Darum könnte Facebook Interesse haben

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Kunde zahlt mobil im Restaurant

Es ist kein Geheimnis, dass Facebook Wachstumschancen im Bereich der digitalen Zahlungsmittel sieht. Wenn Wirecard nun vor der Zerschlagung steht, dann bietet sich für den Internetkonzern eine ausgezeichnete Gelegenheit, um die Umsetzung der Strategie zu beschleunigen. Insbesondere auf dem aussichtsreichen brasilianischen Markt stehen die Chancen für einen Deal gut. Bleibt die Frage, ob es genug sein wird, um der Wirecard-Aktie Auftrieb zu verleihen.

Wie Wirecard in Brasilien groß geworden ist

Brasilien ist mit seinen 218 Millionen Einwohnern ein bedeutender Markt. Über die letzten Jahre hat sich in dem Land ein vibrierendes Fintech-Ökosystem entwickelt, das durch Verbesserungen im regulatorischen Umfeld seit 2018 noch attraktiver geworden ist. Im selben Jahr schrieben Analysten der Beratung PwC in einem Fintech-Report, dass Brasilien das Potenzial habe, ein „bedeutender Konsument und weltweiter Exporteur von Finanztechnologie“ zu werden.

Bereits 2016 gelang Wirecard der Markteinstieg über die Akquisition von Moip Pagamentos, welche damals eine Anzahl von rund 100.000 brasilianischen Händlern nannte, die ihre Services nutzen. Der damalige Kaufpreis von 23,5 Mio. Euro wirkt heute sehr günstig.

ETFs, die auf solche Zahlungsdienstleister und Fintechs setzen, haben sich seither in etwa verdoppelt. Viele Einzelwerte haben sich sogar vervielfacht, und einige lokale Spieler wie PagSeguro Digital und StoneCo legten zwischenzeitlich spektakuläre Börsengänge hin. Ihre Marktkapitalisierung beläuft sich heute jeweils auf 11 bis 12 Mrd. US-Dollar (02.07.).

Es ist daher wahrscheinlich, dass Wirecard Brasil heute viel mehr wert ist als 2016, zumal Wirecard erheblich in die Entwicklung der Tochter investiert hat. Eine Reihe von größeren brasilianischen E-Commerce-Spielern wie etwa Natura oder Leroy Merlin sind auf die digitale Bezahlplattform von Wirecard aufgesprungen, die alle wesentlichen Onlineshop-Anbieter unterstützt.

Die Tochter sagt, dass sie mit dem Wirecard-Skandal nichts zu tun habe. Gleichzeitig berichtet die lokale Presse, dass sie zum Verkauf gestellt werde.

Darum könnte Facebook interessiert sein

Der Champion der sozialen Netzwerke arbeitet bereits seit Längerem an Initiativen rund um das digitale Bezahlen. So soll beispielsweise mit der Aufsehen erregenden Kryptowährung Libra ein weltweites System für vereinfachte Geldtransfers geschaffen werden. Auch in Brasilien sollte das Konzept etabliert werden, scheiterte jedoch bisher an behördlichem Widerstand.

Stattdessen startete kürzlich WhatsApp Pay exklusiv in dem südamerikanischen Land. Wer sein Nutzerkonto mit einer Debitkarte einer lokalen Bank verknüpft, der kann Geld so einfach und unkompliziert wie eine WhatsApp-Nachricht transferieren. Lösungspartner ist der lokale Kreditkartenbetreiber und Zahlungsabwickler Cielo.

Bereits zuvor hatte Facebook den ähnlich funktionierenden Dienst Facebook Pay gestartet. WhatsApp Pay scheint jedoch ein Testballon zu sein. Wenn dieser sich zu einem Erfolg entwickeln soll, dann muss das Unternehmen versuchen, möglichst schnell ein Ökosystem drumherum aufzubauen. Von daher könnten die Fähigkeiten von Wirecard Brasil eine interessante Ergänzung darstellen. Deren Kunden ließen sich so zügig auf die neue Plattform ziehen. Außerdem wäre weitere digitale Funktionalität dank des lokalen Know-hows der brasilianischen Tochter schneller implementierbar.

Wirecard könnte einen guten Preis erzielen

Auf alle Fälle dürfte das Interesse an Wirecard Brasil groß sein, da die Kundenbasis wertvoll ist und der brasilianische Markt für digitale Zahlungslösungen gute Perspektiven bietet. Zwar werden sich wohl kaum mehrere Milliarden erlösen lassen, aber einen schönen dreistelligen Millionenbetrag könnte ich mir schon vorstellen - insbesondere, wenn sich zwischen Facebook und lokalen Fintechs wie PagSeguro und StoneCo ein Bieterkampf entwickeln sollte.

Ob das genug ist, um die Bilanzlöcher der Mutter zu stopfen, vermag ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht einzuschätzen. Recht zuversichtlich bin ich jedoch, dass es sich hier um eine werthaltige Geschäftseinheit handelt, die mit einem guten Verkaufspreis zumindest die Gläubiger glücklich machen könnte.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. Randi Zuckerberg, eine frühere Leiterin der Marktentwicklung und Sprecherin von Facebook sowie Schwester von CEO Mark Zuckerberg, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Facebook und PagSeguro Digital und besitzt Stoneco Ltd..

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