Zahl der Corona-Neuinfektionen schießt nach oben

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin/Düsseldorf (Reuters) - In Deutschland schießt die Zahl der Corona-Neuinfektionen nach oben.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Freitag 19.572 positiv ausgefallene Tests binnen eines Tages. Das sind 8054 Fälle mehr als am Freitag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 95,1 von 85,6 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 116 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus - das ist der höchste Wert seit Mitte Juni. Die Regierungschefs der Länder sprachen sich für ein weiterhin gemeinsames Vorgehen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie aus.

"Wir sind uns einig, dass wir auch in diesem Winter noch möglichst einheitliche Basis-Schutzmaßnahmen für eine verantwortungsvolle Normalität benötigen", sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nach Abschluss der Ministerpräsidentenkonferenz in Königswinter. "Dafür braucht es weiterhin eine gemeinsame Rechtsgrundlage, die der Bund aus Sicht der Länder sicherzustellen hat", sagte er mit Blick auf die Debatte über eine Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite, die bisher zum 25. November ausläuft. "Wir waren uns heute doch sehr einig, dass wir kein Risiko eingehen sollten, dass mit Auslaufen der epidemischen Lage auf einmal uns Rechtsgrundlagen für gegebenenfalls noch erforderliche Maßnahmen fehlen", sagte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD).

Gesundheitsminister Jens Spahn hatte zuvor dafür plädiert, die Corona-Ausnahmesituation zu beenden, die Grundlage dafür ist, dass die Länder Corona-Einschränkungen verhängen können. Ein Sprecher Spahns sagte am Freitag, dass damit aber nie gemeint gewesen sei, dass die Pandemie damit ende. Es gebe über die Änderung des Infektionsschutzgesetzes oder Länderregelungen auch die Möglichkeit, wichtige Einschränkungen wie die Maskenpflicht oder Abstands-Regeln weiter festzuschreiben. Es sei am neuen Bundestag, hier eine Entscheidung zu treffen.

Eine Ursache für die wieder steigende Zahl an Todesfällen dürfte sein, dass das RKI auch wieder eine steigende Zahl an Infektionen bei älteren Menschen registriert. Insgesamt zählte das RKI bislang 94.991 Todesfälle in Verbindung mit dem Corona-Virus. Die Hospitalisierungsrate gab das RKI am Freitag mit 2,68 an - Tendenz steigend. Sie gibt an, wie viele Menschen innerhalb einer Woche auf 100.000 Personen gerechnet mit einer Corona-Erkrankung in Krankenhäuser eingewiesen werden. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit 2020 bei mehr als 15.

Die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen stieg am Freitag auf 1530. Während die Zahl der Corona-Patienten zunimmt, stehen wegen eines zunehmenden Personalmangels immer weniger Intensivbetten zur Verfügung: Zu diesem Ergebnis kommen die Initiatoren einer Umfrage unter 643 Intensivmedizinern der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin (DGIIN). So wurden 22.207 betreibbare Intensivbetten gemeldet - aber auf dem Höhepunkt der zweiten Welle im letzten Winter waren es noch 26.475 Betten gewesen.

Der Schwerpunkt der Corona-Neuinfektionen liegt im Südosten Deutschlands - dort sind wie in Sachsen, Thüringen oder Bayern die Impfquoten deutlich niedriger. So beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz in Thüringen laut RKI jetzt 192,7, in Bayern 153,9 und in Sachsen 142,5. In Bayern gibt es zudem drei Kreise, in denen die Inzidenz über 400 liegt und weitere drei mit einer Inzidenz über 300. Neben der niedrigen Impfquote ist ein weiterer Grund für die erneute Ausbreitung des Virus, dass die Infektionszahlen auch in angrenzenden Ländern wie Österreich und Tschechien nach oben gehen.

Auch in anderen europäischen Ländern nehmen die Zahlen der Infizierten und Toten deutlich zu. Russland meldete 37.141 neue Ansteckungen und 1064 weitere Corona-Tote innerhalb von 24 Stunden. Die Ukraine registrierte 23.785 Neuinfektionen und 614 weiteren Todesfälle.

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