Zalando: Exzellente Zahlen, Prognose angehoben ++ Fuchs Petrolub: Ziele komplett einkassiert ++ Infineon: Erwartungen knapp erfüllt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es ist gekommen, wie alle erwartet haben: Die US-Notenbank FED hat den Leitzins um Basispunkte gesenkt und somit genau das getan, womit die Märkte gerechnet haben. Das heißt allerdings auch, dass die Vorgehensweise der FED bereits eingepreist war. An der Reaktion der US-Märkte, die deutlich unter Druck geraten sind, hat man das anschaulich beobachten können. Volkswirtin Charlotte Heck-Parsch von der Bayerischen Landesbank sprach gar von einer „zaghaften Zinssenkung“, die die Minderheit enttäuscht hat, die auf 0,5 Punkte gesetzt haben.

Chinas Konjunktur kommt weiterhin nicht richtig auf die Beine

An den fernöstlichen Börsen dominierten am Donnerstag moderate Verluste. Von der Konjunktur dort gab es wenig Erfreuliches: Die Stimmung der Einkaufsmanager in Chinas Industriebetrieben hat sich im Juli zwar verbessert. Der vom Wirtschaftsmagazin „Caixin“ am Donnerstag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für die Industrie legte auf 49,9 Punkte zu. Im Juni hatte der Stimmungsindikator bei 49,4 Punkten gelegen. Analysten hatten für Juli nur einen Zuwachs auf 49,5 Punkte erwartet.

Damit liegt der Stimmungsindikator jedoch immer noch knapp unter der sogenannten Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Werte oberhalb dieser Marke signalisieren ein Wachstum in der Industrie der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, während Werte unterhalb ein Schrumpfen andeuten. Vor allem der Handelskonflikt zwischen China und den USA hatte die Stimmung der Einkaufsmanager zuletzt belastet und der Caixin-Stimmungsindikator war zu Beginn des Jahres bis auf 48,3 Punkte gefallen. Gestern wurden die Gespräche nämlich erneut abgebrochen und auf September verschoben.

Bei den Einzelaktien machen weiterhin die Quartalsberichte der Unternehmen die Musik. Die Zahlenflut steigt, am Donnerstag lassen sich neben vielen anderen die drei Dax-Konzerne Siemens, BMW und Infineon in die Bücher schauen.

Die Zahlen im Überblick

Infineon: Der Chiphersteller hat sich angesichts schwieriger Bedingungen im Halbleitermarkt im dritten Quartal recht wacker geschlagen. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 4 Prozent auf knapp 2 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorquartal verzeichnete Infineon ein Plus von zwei Prozent. Damit lag Infineon im Rahmen der eigenen Erwartungen. Das operative Ergebnis ging im Jahresvergleich allerdings um elf Prozent auf 317 Millionen Euro zurück. Im Quartalsvergleich stand ein Minus von fünf Prozent zu Buche. Seine im März wegen der Flaute der Automärkte und des schwächeren Wachstums in China gesenkte Prognose für das Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende September) bestätigte Infineon.

BMW: Der Autobauer bekommt die schwache Autokonjunktur weiter zu spüren. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sackte im zweiten Quartal um ein Fünftel auf 2,2 Milliarden Euro ab. Das war in etwa von Analysten so erwartet worden. In der Autosparte rutschte die operative Marge von 8,6 Prozent vor einem Jahr auf 6,5 Prozent ab. Höhere Vorleistungen für neue Modelle und neue Technik belasteten. Unter dem Strich fiel der Gewinn mit 1,48 Milliarden Euro 28,7 Prozent schmaler aus. Der Konzernumsatz zog allerdings um knapp drei Prozent auf 25,7 Milliarden Euro an. Die Prognosen bestätigte das Management um den in zwei Wochen abtretenden Vorstandschef Harald Krüger.

Siemens: Der Technologiekonzern zeigt sich angesichts einer Eintrübung in seinen Schlüsselmärkten für das laufende Geschäftsjahr 2018/19 etwas pessimistischer. Zwar bestätigten die Münchner am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal grundsätzlich ihre Prognose. Allerdings geht der Konzern nun davon aus, bei der erwarteten operativen Marge (Ebita) für das Industriegeschäft das untere Ende der Spanne von 11 bis 12 Prozent zu erreichen. Die Umsätze sollen vergleichbar moderat wachsen, teilte Siemens weiter mit. Allerdings sei dieses Ziel „herausfordernder“ geworden. Die Prognose für das Ergebnis je Aktie wurde bekräftigt. Kosten für Personalabbau sind dabei herausgerechnet. Geopolitik und deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft schadeten einer ansonsten positiven Investitionsneigung, kommentierte Konzernchef Joe Kaeser. Er vertraut beim Erreichen der Jahresziele auf die weiter vollen Auftragsbücher.

ING: Die niederländische Bank ING hat im zweiten Quartal trotz gestiegener Kosten unter anderem für die Bekämpfung von Geldwäsche etwas mehr verdient als vor einem Jahr. Grund dafür war unter anderem das starke Wachstum im Kreditgeschäft. Der Gewinn sei um knapp ein Prozent auf 1,44 Milliarden Euro gestiegen. Damit übertraf die ING die Erwartungen der Experten deutlich. Die ING hatte im vergangenen Jahr für die Beilegung eines Geldwäsche-Verfahrens 775 Millionen Euro bezahlt und investiert seitdem viel Geld, um so einen Skandal zu verhindern.

Comdirect: Die Onlinebank Comdirect hat im zweiten Quartal dank höherer Überschüsse bei Zinsen und Provisionen ein deutliches Gewinnplus erzielt. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 17,6 Millionen Euro und damit fast 30 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Für die ersten sechs Monate steht nach einem schwachen Jahresstart aber immer noch ein Gewinnrückgang um neun Prozent auf 32 Millionen Euro zu Buche. Im ersten Halbjahr habe die Bank netto 128.000 neue Kunden gewonnen und damit deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Auch der Zufluss neuer Kundengelder sei auf einem Höchststand, sagte Bankchef Arno Walter.

AXA: Der französische Versicherer hat wegen der Abspaltung seines US-Lebensversicherungsgeschäfts im ersten Halbjahr einen Gewinneinbruch erlitten. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 2,3 Milliarden Euro und damit 17 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie der Allianz-Rivale am Donnerstag in Paris mitteilte. Axa hatte im Mai 2018 die US-Sparte an die Börse gebracht und den Anteil Anfang 2019 unter die Marke von 50 Prozent gesenkt. Dieser Schritt und die Neubewertung von Derivaten führte nun zu einer Millionenbelastung in dreistelliger Millionenhöhe. Im laufenden Geschäft ging es allerdings deutlich aufwärts. Der Umsatz wuchs – getrieben von günstigen Währungskursen – um acht Prozent auf 57,9 Milliarden Euro. Der Überschuss kletterte auf vergleichbarer Basis um zehn Prozent nach oben.

Wacker Chemie: Ein weiterhin schwieriges Polysilizium-Geschäft mit der Solarbranche sowie hohe Energiekosten haben Wacker Chemie auch im zweiten Quartal belastet. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte im Gesamtjahr 2019 laut Konzernchef Rudolf Staudigl nun eher am unteren Ende der insgesamt bestätigten Spanne liegen. So wird es voraussichtlich um 10 bis 20 Prozent fallen nach 930 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz soll weiterhin um einen mittleren einstelligen Prozentsatz wachsen (Vorjahr: 4,98 Mrd Euro). Im abgelaufenen zweiten Quartal fiel der Umsatz im Jahresvergleich um 4,6 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Das Ebitda sank um fast ein Fünftel auf rund 211 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb mit gut 37 Millionen Euro weniger als die Hälfte des Vorjahreswertes hängen. Das dürfte auch am Gewinneinbruch bei der Beteiligung Siltronic gelegen haben.

Zalando: Der Onlinehändler gewinnt immer mehr Kunden und zeigt sich für das Gesamtjahr noch optimistischer als bisher. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich im zweiten Quartal von 94 Millionen auf 101,7 Millionen Euro. Damit wurden die Erwartungen der Analysten übertroffen. Die Erlöse stiegen um ein Fünftel auf knapp 1,6 Milliarden Euro, was im Rahmen der Prognosen liegt. Die Jahresprognose hob der Konzern leicht an. Zalando erwartet den bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) nun in der oberen Hälfte der Spanne von 175 bis 225 Millionen Euro. Das Umsatzplus soll rund um das untere Ende der Spanne von 20 bis 25 Prozent liegen (zuvor: am unteren Ende). Die Investitionen sollen unverändert bei etwa 300 Millionen Euro liegen.

Fuchs Petrolub: Eine schwache Nachfrage aus der Autoindustrie machen dem Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub immer mehr zu schaffen. Die Ziele für das Gesamtjahr strich der im MDax notierte Konzern deshalb kräftig zusammen. Fuchs Petrolub erwartet nun einen Rückgang beim operativen Ergebnis (Ebit) von 20 bis 30 Prozent, wie der Konzern am Donnerstag bei seiner vollständigen Halbjahresbilanz mitteilte. Der Umsatz soll um bis zu drei Prozent zurückgehen. Zuvor hatte das Unternehmen beim Umsatz im Gesamtjahr ein Plus von zwei bis vier Prozent angepeilt und beim operative Ergebnis mit einem Rückgang von nur fünf bis acht Prozent gerechnet. Bereits Anfang Juli hatte der Mannheimer Konzern gewarnt, nach einem Rückgang des operativen Gewinns (Ebit) um rund ein Fünftel in den ersten sechs Monaten die Jahresprognose nicht mehr erreichen zu können. Letztlich brach das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 19 Prozent auf 157 Millionen Euro ein. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 112 Millionen Euro. Das war ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor. Die Erlöse gingen wie bereits bekannt um ein Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro zurück.

Evonik: Der Spezialchemiekonzern sieht sich trotz Autoflaute und internationaler Handelskonflikte auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Umsatz und bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aus den fortgeführten Aktivitäten sollen weiterhin mindestens die Vorjahresniveaus erreichen. Das wären mindestens 13,3 Milliarden Euro Umsatz sowie 2,15 Milliarden Euro operatives Ergebnis. Dabei ist der Ende letzten Jahres angekündigte Kauf des US-Unternehmens PeroxyChem noch nicht enthalten. Im abgelaufenen zweiten Quartal mussten die Essener indes Einbußen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hinnehmen. Wie andere Chemiekonzerne bekamen auch sie die Flaute der Autobranche zu spüren. Hinzu kamen unter anderem niedrigere Preise für Tierfuttereiweiß. Der Umsatz fiel von April bis Ende Juni um drei Prozent auf 3,31 Milliarden Euro. Das bereinigte Ebitda sank um acht Prozent auf 566 Millionen Euro und der bereinigte Überschuss ging um 19 Prozent auf 227 Millionen Euro zurück. Umsatz und Ebitda blieben damit etwas hinter den Markterwartungen zurück.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: nitpicker / Shutterstock.com

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