Zinsfantasie: Banken und Versicherer werden wieder interessant

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach starken US-Konjunkturzahlen ist die Verzinsung der marktführenden zehnjährigen US-Staatsanleihen auf 3,23 Prozent und damit den höchsten Stand seit Mai 2011 gestiegen. Auch die Renditen der entsprechenden Bundesanleihen zogen an. „Wir beobachten einen Stimmungsumschwung in Sachen Zinsen“, sagte ein Börsianer. „Möglicherweise könnte die US-Notenbank länger und stärker als gedacht an der Zinsschraube drehen.“ Auslöser für die Zinsfantasien waren neben den Konjunkturdaten auch Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell. Er hatte erklärt, die US-Wirtschaft entwickelte sich „bemerkenswert positiv“ und die Zinsen könnten daher schneller steigen als bisher angekündigt.

Zusammen mit den bisherigen Aussagen der amerkanischen Notenbanker deutet alles darauf hin, dass die Fed im Dezember erneut die Leitzinsen anheben wird. Während dem Markt diese Aussicht überhaupt nicht schmeckt, rücken die Finanzinstitute an den Aktienmärkten wieder in den Fokus der Anleger.

Banken sind die Profiteure

Für die Geldinstitute sind Zinsbewegungen bedeutsam, da die Branche seit Jahren unter dem niedrigen Zinsniveau leidet. Sie belastet das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft. Mit steigenden Zinsen verbessern sich die Aussichten der Banken auf künftige Erträge. Für die Versicherer stellt ein niedriges Zinsniveau wiederum ein großes Problem dar, weil sie die hohen Zinsgarantien aus Altverträgen decken müssen. Auch ihnen kommt ein Renditeanstieg daher tendenziell zugute.

Italien hilft mit

Entspannung für die Banken kam laut Börsianern auch von anderer Seite: So seien Signale aus Italien positiv aufgenommen worden, dass das Defizit nach der hohen Neuverschuldung im kommenden Jahr in den darauf folgenden Jahren wieder geringer werden soll. Zudem erwägt Griechenland laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg einen Risikoschirm für problematische Bankkredite.

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Versicherer und Banken stemmen sich gegen schwachen Markt

Europaweit führten Versicherer die Gewinnerliste an: Im Stoxx Europe 600 stieg ihr Subindex um 0,96 Prozent. Der Bankenindex rückte um 0,38 Prozent vor. Im Dax gingen am Abend Aktien der Munich Re mit einem Aufschlag von 1,7 Prozent als Index-Bester aus dem Handel. Allianz-Papiere verteuerten sich um 1,1 Prozent. Hannover Rück legten im MDax um 1,6 Prozent zu.

Zu den Favoriten im Dax gehörten auch die Deutsche Bank mit rund eineinhalb Prozent Kursplus. Für die Commerzbank-Papiere fiel der Zuwachs mit dreieinhalb Prozent noch deutlicher aus, damit führten sie den Mittelwerteindex MDax an. Die Aareal Bank folgte mit einem Aufschlag von rund 1,3 Prozent. Deutsche Pfandbriefbank büßten hingegen bis zum Abend einen Großteil ihrer Gewinne wieder ein und notierten zuletzt nahezu unverändert.

Versoger- und Immobilienwerte unter Druck

Während steigende Zinsen Banken und Versicherer gut tun, schmälern sie die Anziehungskraft anderer Branchen wie etwa der als Dividendentitel geltenden Versorger. Hier kommt hinzu, dass der Bereich als sehr kapitalintensiv gilt. Die Finanzierung ihrer Projekte wird somit für Versorger bei steigenden Zinsen teurer.

Das gilt auch für Immobiliengesellschaften, die bei der Geldaufnahme für Neugeschäfte bei steigenden Zinsen mehr schultern müssen. So geht der Boom der Immobilienbranche neben immer knapper bemessenem Wohnraum und steigenden Mieten nicht zuletzt auch auf die günstigen Zinskonditionen der vergangenen Jahre zurück.

Entsprechend gaben die deutschen Versorger im Einklang mit dem europaweit schwachen Branchentrend (-1,57 Prozent) nach. RWE-Anteile büßten als einer der größten Dax-Verlierer 3,3 Prozent ein. Die Eon-Papiere erwischte es nicht ganz so heftig, sie gaben um 0,9 Prozent nach.

Unter den Immobilienwerten sackten Vonovia um 1,9 Prozent ab, im MDax verloren die Wettbewerber Deutsche Wohnen, Grand City Properties, TAG Immobilien zwischen 1,5 und 3,3 Prozent. Aktien von auf Büro- und Gewerbeimmobilien spezialisierte Anbietern wie Aroundtown, Alstria Office und Deutsche Euroshop verloren 0,5 bis 3,1 Prozent. Europaweit ging es für den Immobiliensektor um 0,68 Prozent bergab.

Onvista/dpaAFX

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Foto: SARAVOOT LENG-IAM / Shutterstock.com

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