Zuversicht in Virus-Krise treibt Europas Börsen weiter an

Reuters · Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Hoffnung auf eine Entspannung in der Coronavirus-Krise ermutigt die Anleger an Europas Aktienmärkten.

Der Dax kletterte am Dienstag zeitweise um bis zu 5,1 Prozent auf 10.590 Punkte, nachdem er am Vortag das erste mal seit vier Wochen wieder fünfstellig aus dem Handel gegangen war. Im Verlauf grenzte er die Gewinne etwas ein und notierte rund 3,5 Prozent im Plus. Der EuroStoxx50 stieg um bis zu 4,2 Prozent auf 2914 Zähler. "Keiner will die Bodenbildung verpassen und dann irgendwann später auf den fahrenden Zug aufspringen müssen", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Brokerhaus CMC Markets. Ob der frühe Optimismus allerdings belohnt werde, werde sich erst in den kommenden Wochen zeigen.

"Es ist die Hoffnung, dass in Europa sehr zeitnah der Höhepunkt der Epidemie erreicht werden kann", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. Damit rücke auch ein Ende des wirtschaftlichen Stillstands ins Blickfeld. Die Rally werde allerdings noch durch große Unsicherheit begleitet. Die Hoffnung nehme aber zu, dass die kommende Rezession beherrschbar sein werde und nicht in eine Depression umschlage, sagte Michael Hewson von CMC Markets.

Vorerst zum letzten Mal bescherte der Februar der deutschen Industrie gute Konjunkturdaten. Die Industrie erwartet in den kommenden drei Monaten einen massiven Rückgang, wie aus einer Ifo-Umfrage hervorgeht. Das Barometer der Produktions-Erwartungen ist im März so stark gefallen wie nie seit Beginn der Umfrage 1991.

AIRLINES IM AUFWIND

Rückenwind gab es vor allem für Fluggesellschaft und die Reisebranche, die zuletzt besonders stark unter die Räder gekommen waren. Die Aktien des britischen Billigfliegers Easyjet legten bis zu 26 Prozent zu. Papiere der British Airways-Mutter IAG stiegen um bis zu 16,6 Prozent. Lufthansa-Titel notierten bis zu 8,6 Prozent höher. Der Vorstand will Insidern zufolge heute über eine Schließung der Tochtergesellschaft Germanwings beraten. Europas größte Hotelkette Accor verbuchte ein Kursplus von bis zu 9,6 Prozent. Analyst Hewson wertete es positiv, dass Accor nach der Krise alle geschlossenen Hotels wieder öffnen wolle.

Der französische Rüstungskonzern Thales reihte sich unter die Großkonzerne ein, die die Ausschüttung einer Dividende streichen und wegen der Corona-Krise die Prognose einstampfen. Die Aktie konnte dennoch leicht zulegen, weil sich das Unternehmen eine neue Kreditlinie in Höhe von zwei Milliarden Euro sicherte.

ÖL LEGT VOR KRISENTREFFEN ZU

Die Hoffnung auf eine Einigung der großen Förderländer zur Drosselung des Öl-Ausstoß ließ die Öl-Preise wieder anziehen. Die Nordsee-Sorte Brent legte 2,4 Prozent auf 33,85 Dollar je Barrel zu und machte damit einen Teil der Verluste zum Wochenanfang wieder wett. US-Öl WTI verteuerte sich um 3,6 Prozent auf 27,02 Dollar je Barrel, nachdem es am Tag zuvor fast acht Prozent nachgegeben hatte. Am Öl-Markt gab es zuletzt heftige Schwankungen. Die Verschiebung der Krisenkonferenz zwischen dem Ölkartell Opec und Russland von Montag auf Donnerstag hatte den Preisen zunächst zugesetzt.

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