Zwei Fehler, die Anleger nie machen sollten

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Viele Anleger sind ohne Strategie unterwegs, das kann gefährlich werden. Doch auch wer eine Strategie hat, sollte nicht auf einen jährlichen Depotcheck verzichten.

Hier ein Aktienfonds, dort ein paar Einzeltitel, dazu noch ein paar Anleihen, die Stabilität ins Depot bringen sollen. Und nebenher läuft auch noch der ETF-Sparplan. So oder so ähnlich stellen viele Privatanleger ihr Depot zusammen. Studien zeigen immer wieder, dass viele Portfolios ein Sammelsurium mehr oder weniger guter Ideen sind. Zugegeben: Auch mein Depot sah bis vor einigen Jahren so aus.

Meine Strategie? Auf jeden Fall wollte ich langfristig investieren, mit einer hohen Aktienquote natürlich. Wie hoch? Keine Ahnung. Konkrete Ziele? Eine definierte Asset Allokation, also die Gewichtung der einzeln Anlageklassen? Das hat, ehrlich gesagt, komplett gefehlt. Und auf meine Lebenssituation – mal war ich angestellt, dann selbstständig, dann wieder angestellt – war meine Anlage auch nicht abgestimmt. Zusammengefasst: Ich hatte keine Strategie. Damit war ich nicht alleine. Leider legen viele Privatanleger eher aus einem Bauchgefühl heraus an – mal hier, mal dort. Bei mir lief es zum Glück ganz gut, es hätte aber auch furchtbar schief gehen können.

Ohne Strategie Geld anzulegen, ist wohl einer der größten Fehler, den wir machen können. Ich habe das irgendwann erkannt, mich von meine Sammelsurium verabschiedet und investiere nun nach klaren Regeln. Langfristig, mit einem hohen Aktienanteil, aber eben auch mit klar definierten Aktien- und Anleihequoten, mit klar definierten Anlageklassen wie Unternehmens- und Staatsanleihen, Qualitätsaktien, Nebenwerten, Dividendentiteln und so weiter und so fort. Wer es genauer wissen möchte: Ich setze das chancenorientierte Depot aus meinem Buch „Einfach erfolgreich anlegen“ um.

Leider ist es aber nicht damit getan, sich für eine Strategie zu entscheiden und diese umzusetzen. Aktienkurse schwanken, auch Anleihekurse verändern sich, wenn auch weniger stark. In besonders guten Börsenjahren kann es also passieren, dass aus einer Aktienquote von 50 Prozent über die Monate eine von 60 Prozent oder mehr wird. Natürlich können wir uns über diese Kursgewinne freuen, aber das Depot entspricht dann nicht mehr unserer Strategie. Plötzlich gehen wir stärker ins Risiko als eigentlich gewollt. Und in der nächsten Baisse würde es dann viel stärker abwärts gehen, weil unsere Aktienquote so hoch ist.

Das Depot also einfach so „laufen“ zu lassen, kann ein großer Fehler sein. Die Lösung: die regelmäßig Anpassung unserer Aktien- und Anleihequoten. Und wenn auch Rohstoffe im Depot sind, auch deren Quote. Rebalancing nennen Profis das. Wir bringen die einzelnen Anlageklassen wieder in die gewünschte Balance. Profis tun das viele Male im Jahr. Privatanleger müssen es nicht so oft tun, finde ich. Einmal im Jahr reicht eigentlich aus. Ist der Anlagehorizont sehr, sehr lang, vielleicht 20 und mehr Jahre, reicht es auch alle zwei Jahre.

Das Ganze funktioniert sehr einfach. Wir schauen uns an, welches Gewicht die einzelnen Bausteine unseres Depot mittlerweile haben. Dann schauen wir, welches Gewicht ursprünglich gewünscht war. Und dann wir angepasst, durch Verkäufe und / oder Käufe. Ich versuche, das Rebalancing über Zukäufe zu erledigen. Das klappt nicht immer, aber meistens. Es kommt eben darauf an, wie viel Geld ich dafür einsetzen müsste.

Wenn Sie also zwischen oder an den Feiertagen ein wenig Zeit haben: Kümmern Sie sich um Ihr Depot. Stimmt die Strategie noch? Haben Sie überhaupt eine? Und dann: Wie haben sich die einzelnen Bausteine entwickelt? Ist ein Rebalancing nötig? Dann los! Machen Sie bitte nicht den Fehler ohne Strategie anzulegen. Und wenn Sie sich für eine Strategie entschieden haben, bleiben Sie ihr treu und rebalancen Sie von Zeit zu Zeit. Nur so funktioniert eine Strategie nämlich auch.

Von Jessica Schwarzer

Foto: PhotoMediaGroup / Shutterstock.com

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