DAX Big Picture - SELL OFF durch den bevorstehenden US Leitzinsentscheid ?

Harald Weygand · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Dow Jones Industrial Average - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 16.370,96 Punkte (NYSE)

Am Donnerstag Abend wird die US Notenbank FED den US Leitzinsentscheid bekanntgeben. Dieser Termin ist eminent wichtig. Kurzfristig aktive Händler und langfristig agierende Investoren haben diesen Termin auf ihren Bildschirmen, ebenso Marktteilnehmer aus aller Welt. Die Entscheidung hat für die Märkte Signalwirkung, die Entscheidung wird in der komplexen, verzahnten Maschinerie der Finanzmärkte an einigen entscheidenden Zahnrädern womöglich die Richtung und den Zug dahinter verändern.

Ich möchte in dieser Big Picture Betrachtung das Pferd von hinten aufzäumen. Ich möchte einige Grafiken präsentieren, die aufzeigen, was an den Märkten gerade im Hintergrund abläuft.

Die folgende Grafik aus dem Research der BNP Paribas zeigt auf, dass der US Aktienmarkt in Gestalt des S&P 500 Index ohne Quantitative Easing (QE) der US Notenbank, - QE, das waren die milliardenschweren US Anleihe- und Hypothekenpapierkäufe -, nicht in der Lage war zu steigen. Bei dem Bullenmarkt seit 2009 handelt es sich um eine Liquiditätshausse. Corporate America konnte sich nahezu umsonst Kapital leihen und schier endlos erscheinende Aktienrückkaufprogramme initiieren. Der Status quo ist der, dass das QE der FED seit Ende Oktober 2014 ausgelaufen ist. Seitdem kommt der US Markt auch nicht von der Stelle, er korrigiert. Am Donnerstag steht mit einem möglichen, wenngleich voraussichtlich nur marginalen Zinsschritt, das Gegenteil von QE an! Die FED beabsichtigt die Zügel ihrer Geldpolitik weiter anzuziehen.

Anbei die Zinsentwicklung ultralangfristig. Seit dem 19. Jahrhundert liegt ein 30-Jahreszyklus vor. Demzufolge müßten die Zinsen in den USA in einem großen Bodenprozess laufen, der dann einen mehrere Dekaden andauernden Anstieg einleiten sollte. Viele große Fondsgesellschaften und Vermögensverwalter setzen auf diese Entwicklung. Es wird sich zeigen, ob es tatsächlich dazu kommen wird.

Die nun folgende Grafik zeigt auf, dass es nach jedem US Zinsanhebungszyklus zu Finanzkrisen kam. Man darf gespannt sein, wie die FED dem dieses Mal entgegenwirken wird. Ob überhaupt. So wie es aussieht, sind lediglich marginale Zinsschritte geplant.

Den folgenden Chart sollte jeder gesehen haben. Er zeigt bezogen auf den S&P 500 Index in den USA den 7-Jahreszyklus. Wie Sie sehen, hat der US Markt ein ECHTES Problem. Alle 7 Jahre und 7 Monate, bildet sich ein "major high", eine große bärische Trendwende aus. Die letzten beiden Male gab es sogar größere Bärenmärkte, weil Internet- und US-Immobilienblase platzten. Dieser Zyklus ist 2015 wieder auf den Markt getroffen. Und siehe da, bisher korrigieren die US Indizes tatsächlich. Bisher lassen sich auch noch keine Böden erkennen. Ergo: Geht es nach diesem Zyklus sollten wir auf der Hut sein.

Nicht uninteressant ist die folgende statistische Auswertung. Ausgewertet wurden alle Marktphasen, in denen der vielbeachtete US Volatilitätsindex $VIX Werte über 40 Punkte ausbildete. Es handelt sich dabei ausnahmslos um mittelfristige Panikphasen an den Märkten. Kommt am Aktienmarkt zu heftigen Kurskorrekturen, reagieren große Marktteilnehmer damit, dass sie ihre großen Aktienpositionsbestände an den Terminmärkten absichern. Das macht sich durch den steigenden $ VIX bemerkbar. Ein Peak im $VIX signalisiert Panik am Aktienmarkt. Seit den 1980er Jahren reagierte die FED bei $VIX Peaks über 40 Punkte mit einer expansiveren Geldpolitik. In den zurückliegenden Wochen ist der $VIX wieder über 40 Punkte angestiegen. Statt expansiver zu agieren, erwartet der Markt aber genau das Gegenteil! Die FED genau das Gegenteil bereits mehrfach konkret kommuniziert. Läuft es diesmal wirklich anders ?

Bisher also wenig Erbauliches von der Makroseite.

Auch die mehrwöchigen Kursmuster im DAX, Eurostoxx50, DowJones, S&P 500 Index und Nasdaq100 imponieren durch bärische Charakter. Es wimmelt nur so (auch bei Aktien) von bärischen Flaggen und Keilen.

Alles also bärisch ? Nein!

Wichtig ist auch das jeweils kommentierte Zeitfenster zu beachten. Zwar liegen mehrwöchige bärische Kursmuster vor, aber die Stimmung gerade in der US Anlegerschaft ist unglaublich bärisch. Hedgefondshonscho David Tepper empfiehlt zunächst hohe Cashbestände aufzubauen. In den US Finanzmedien kommen die Crashpropheten Faber, Roubini, Dent, Armstrong, Fleckenstein und wie sie alle heißen, vermehrt zu Wort. Die Stimmung ist schlecht. Sehr schlecht. Zu schlecht.

Das Sentiment der US Börsenbriefschreiber (Investor Intelligence) ist mittlerweile ähnlich bärisch, wie 2010 und 2011. Damals kam es am US Aktienmarkt zur Ausbildung großer Böden.

Privatanleger (Small Speculators) sind an den US Terminbörsen auf DowJones, S&P 500 und Nasdaq100 massiv short positioniert. Sie spekulieren also ganz konkret vor dem Leitzinsentscheid auf fallende Kursnotierungen. Nennen Sie mir eine Marktphase, in der die Masse der Privatanleger richtig lag ? Die Frage ist nicht böse gemeint. Privatanleger gelten in der Branche als eher weniger erfahren. Ihr Verhalten wird als emotionaler angesehen. Deshalb können Extrempositionierungen dieser Marktteilnehmergruppe durchaus als Kontraindikator gewertet werden.

Schauen wir uns nun die Big Picture Charts von DAX und DowJones an.

Seit den 1980er Jahren liegt ein gewaltiger übergeordneter Aufwärtstrend vor. Inklusive eingestreuter drastischer Korrekturen. Das Platzen der Internetblase ab 2000 führte im DAX zu einer mehrjährigen Korrektur, in der der Index rund 70% seines Wertes verlor. Dennoch, seit den 1980er Jahren ist das Bild hochgradig bullisch. Der Anstieg im September 2014 über das Widerstandsbollwerk bei 8.150 Punkten löste ein neues mittel- bis langfristiges Kaufsignal aus. Die Korrektur seit April dieses Jahres muß im Kontext dieses vorgeschalteten starken Aufwärtstrends gesehen werden.

Ich möchte mich nicht mit der charttechnischen Besprechung des kurzfristigen Zeitfensters aufhalten. Übergeordnet sollte eine Korrekturausdehnung bis 9.200, eventuell sogar 8.350 Punkte zumindest einkalkuliert werden. Solange der DAX über 8.150 Punkten notiert, ist das ganz große Chartbild bullisch intakt.

Hier nun der Dow Jones Big Picture Chart. Eindrucksvoll ist zu erkennen, wie die Liquiditätshausse seit 2009 den Index bis in den Bereich der Dekaden-Widerstandslinie (rot) geführt hat.Genau da "oben" im Bereich dieser chattechnischen Trendlinie wurde das QE beendet.

Ist das ein Zufall ?

Kurz-/mittelfristig habe ich auf einige Signale verwiesen, die als Kontraindikator für direkt fallende Kurse gewertet werden können. Im großen Chartbild ist die Lage "tricky". Man muß genau beobachten, ob die FED den Aktienmarkt tatsächlich nach unten rausrutschen läßt. Oder ob sie ab einem bestimmten Punkt doch wieder QE anschmeißt. Wie eingangs dargestellt, ohne QE kommt der Aktienmarkt nicht vom Fleck.

Die Märkte korrigieren, sie verlaufen volatiler. Die klaren starken, oft auch länger durchgehenden Aufwärtstrends sind ersteinmal passe. Jetzt in diesem Markt trennt sich unter den Tradern die Spreu vom Weizen. Long-Only Märkte sind erheblicb einfacher zu handeln, wie solche volatilen Kursbewegungen.

Ich möchte mir zum Ende dieses sehr ausführlichen Beitrags erlauben auf eines meiner Projekte hinzuweisen.

Seit der World of Trading Messe 2014 trade ich öffentlich live ein Realkonto. Es wurde am 19.11.2014 mit 30.500 € kapitalisiert. Ein Betrag, wie ich finde, der nicht kritisiert werden kann. Nicht zu klein, um gehandelt zu werden. Aber auch nicht zu groß.

Bisher habe ich eine durchschnittliche MOnatsrendite von 7,65% erreicht.

Die Performance in diesem Jahr liegt bisher bei 75,31%. Dem steht im DAX ein Plus von 5,96% und im DowJones sogar ein Minus von 6,11% gegenüber.

Ich handele auf Basis meiner charttechnischen Auswertungen. Risiko-affin, klar Rendite-orientiert. Gehandelt wird marktunabhängig. Das heißt, dass beabsichtigt wird, von steigenden und fallenden Märkten zu partizipieren.

Wenn Sie mir beim Handel zuschauen möchten, schauen Sie sich die folgende Seite an.

http://alphatier-capital.net/interesse/

Beste Grüße,

Ihr Harald Weygand

(© BörseGo AG 2015 - Autor: Harald Weygand, Head of Trading bei GodmodeTrader)

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