Die Katastrophe

Hallo Leute! Ehrlich gesagt, ich bin geschockt. Weniger, weil ich mit meiner Bremain-Prognose daneben liege (da bin ich ja nicht allein), sondern vor allem beim Nachdenken, was der britische Ausstieg für uns Europäer mit sich bringt. Gold-Gurus und Crash-Propheten werden jetzt jubeln - Kompliment, sie liegen richtig. Aber es geht doch nicht um Recht haben oder nicht. Denn wenn eine Großmacht die Europäische Union verlässt, dann ist dies politisch wie wirtschaftlich eine echte Katastrophe. Europa wird in jeder Hinsicht international an Gewicht verlieren. Sein Glanz blättert ohnedies seit einiger Zeit ab. Eine Auseinanderbrechen der Gemeinschaft droht.

Nee, nee, als bekennender Euro-Fuchs ist mir ganz übel heute Vormittag. Und ich erspare mir längere Ausführungen, wie es jetzt weitergeht und was das konkret für die Finanzmärkte bedeuten wird - den ersten Vorgeschmack gab es schon, als die Sonne aufging (Aktien schwach, Pfund sauschwach, Gold bombenfest). Nur gut, dass Ihr Eure Aktienpositionen nach unten abgesichert habt.

Ich habe heute keinen Bock auf Durchhalteparolen und langfristige Vorhersagen, die liefern Euch die Experten und „Experten“ ab jetzt meterweise und beschreiben, was Politik und Wirtschaft tun müssen. Kein Mensch kann aber heute schon klarsehen. Meine Sorge: Wenn ich an die Berge von Verträgen und Regelwerken denke, die in Brüssel über viele Jahre entwickelt worden sind - wie lange wird es dauern, bis die an den Brexit angepasst werden?

Der Faktor Zeit wird also zur Belastung für die Börsen, denn der Umbau kann Jahre dauern. Ein schwacher Trost, dass ich immer wieder den „Home Bias“ gepredigt habe, also die Bevorzugung deutscher (und nicht gesamteuropäischer) Aktien. Und meine englischen Freunde werden es mir nachsehen, wenn ich am kommenden Montag hämisch in die Hände klatsche, weil England im Achtelfinale von den sympathischen Isländern rausgeschmissen wird. Das wäre auch so was wie ein Brexit!