Die rechte Gefahr für den Euro

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Es ging diese Woche turbulent zu an den Börsen. Jahresendrallye ist erst einmal kein Thema mehr, dafür ging mal wieder Angst um. Weshalb, kann von den Kommentatoren eigentlich niemand so genau sagen, denn viel geändert hat sich eigentlich nicht zu den Tagen, als die europäischen Aktienmärkte noch nach oben strebten. Erst war es der enttäuschende EZB-Chef Mario Draghi, und nun? Die anstehende US-Zinserhöhung und der unter 40 US-Dollar fallende Brent-Öl-Preis mussten nun herhalten. Richtig einleuchtend ist es nicht. Dabei gab es ein Ereignis, das angsteinflößend war am vergangenen Wochenende – die Regionalwahlen in Frankreich, aus der der Front National als stärkste Kraft hervorgegangen ist.

Ein nationalsozialistisches Wirtschaftsprogramm

Natürlich ist die Gefahr noch nicht offenbar, weshalb die Börse und auch die Anleihemärkte das Thema bisher nicht gespielt haben. Doch 2017 sind Präsidentschaftswahlen und wenn sich der Wahltrend verstetigt, dann wird es zu einer realistischen Option, dass die Parteichefin und Tochter des mittlerweile ausgeschlossenen Gründers Präsidentin in Frankreich wird. Die Vorstellung ist der blanke Horror. Das Wahlprogramm liest sich wie ein Schreckenskabinett: Raus aus EU und Euro und Zölle wieder einführen. Weite Teile der Wirtschaft verstaatlichen, Preise staatlich festsetzen. Schulden nicht tilgen, sondern neue machen und direkt durch die Bank de France mit der Notenpresse finanzieren lassen, die dann wieder Franc druckt. Alles gleicht einem nationalsozialistischen Wirtschaftsprogramm.

Verantwortung für alle Kräfte in Europa

Würde der Front National die Regierung stellen und auch nur ansatzweise das verwirklichen, was man den Wählern zuvor versprochen hat, dann wäre es das Ende der europäischen Integration, die einst mit Deutschland und Frankreich begann. Man kann nur hoffen, dass die Vernunft obsiegt und Konservative wie Sozialisten zusammenarbeiten, um mit aller Kraft eine Regierung Le Pen zu verhindern. Bei den Stichwahlen an diesem Wochenende ist das allerdings nicht eindeutig erkennbar. Doch auch das Ausland muss unterstützen. Bei der Verteilung der Flüchtlinge wird man Frankreich auslassen müssen, denn Zuzug aus Syrien würde nach den Terroranschlägen von Paris dem Front National nur weitere Wähler zutreiben. Auch das Defizitziel sollte ausgesetzt werden. Es geht um zu viel.

An der Börse kann das Thema, wenn es unmittelbarer wird, durchaus noch zünden. Es gibt neben dem Bund Future auch einen OAT-Future auf französische Staatanleihen. Diesen Short und den Bund Future long könnte dann ein Trade mit einem extrem guten Chance/Risiko-Verhältnis sein, denn eine Kapitalflucht wäre sicher die Folge.

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